„Es wird knacken, die Rippen müssen brechen. Sonst hat man keine effektive Herz-Druck-Massage“, erklärt Alexander Kollnberger den Menschen am Mittwochvormittag in der Bad Säckinger Innenstadt unter dem Zelt des DRK immer wieder.

Der Kreisverband Säckingen des Deutschen Roten Kreuzes macht zur Woche der Wiederbelebung vor der Sparkasse in Bad Säckingen Station. Passanten können an Dummys die Reanimation und den Einsatz des Defibrilators üben und sich so für den Ernstfall wappnen. Für viele ist es nicht selten das erste Mal, seit sie – meist schon vor Jahrzehnten – den Führerschein machten.

„Rippen brechen?“ – die Blicke der Menschen sind daraufhin immer gleich, schwanken zwischen ängstlich, verwundert und erschreckt. Von der Angst, etwas falsch zu machen, gar „etwas kaputt zu machen“, ist immer wieder zu hören. Viele Menschen sagen, es koste Überwindung, etwas zu machen, zu helfen. Das spüren auch die Helfer des DRK und möchten gegensteuern, Ängste nehmen und zum Helfen animieren.

Unsicherheit und Ängste abbauen

Dabei ist schnelle Hilfe bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand überlebenswichtig. Die Betroffenen müssen wiederbelebt werden, damit das Gehirn weiter Sauerstoff bekommt. Ohne Sauerstoff, so die Infotafel des DRK, verliere das Gehirn pro Minute etwa zehn Prozent seiner Leistungsfähigkeit, was zu irreparablen Schäden und zum Tod führen könne. Die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes muss überbrückt werden.

Keine Berührungsängste hat Renate Schwarzwälder. „Oh je, das ist alles so lange her“, sagt sie, als sie sich an der Seite des Dummys, einer Puppe, die den Oberkörper eines Erwachsenen simuliert, niederkniet. Den letzten Rest an Unsicherheit nimmt ihr Alexander Kollnberger. Der 22-Jährige ist Notfallsanitäter in Ausbildung und am Beginn seines dritten Ausbildungsjahres. Er erklärt die nächsten Schritte nicht nur sachlich und verständlich, sondern wirkt dabei auch beruhigend auf die Menschen. Fachworte wie „Thoraxkompression“ verlieren dabei ihren Schrecken.

Reanimieren, bis der Rettungsdienst kommt

Kollnberger fängt mit dem an, selbstverständlich klingt, aber in einer Stresssituation womöglich nicht bedacht wird: Liegt überhaupt ein Herz-Kreislauf-Stillstand vor, der die Herz-Druck-Massage notwendig macht? Schwarzwälder hält ihr Ohr in Richtung Mund und Nase und hat den inzwischen frei gemachten Oberkörper im Blick. Im Ernstfall wird so geprüft, ob der Mensch wirklich nicht atmet.

Renate Rosenstingl prüft unter den Augen von Franziska Henkies vorab am Dummy, wo sie gleich für die Reanimation drücken wird.
Renate Rosenstingl prüft unter den Augen von Franziska Henkies vorab am Dummy, wo sie gleich für die Reanimation drücken wird. | Bild: Ralph Fautz

Die Herz-Druck-Massage am Erwachsenen mache sie gut, so Kollnberger. Ihre Schultern sind über dem Druckpunkt und sie drückt mit ausgestreckten Armen. „Die Leitstelle bleibt dran, bis die First Responder oder der Rettungsdienst da ist“, erklärt er. Kollnberger gibt aber auch zu bedenken, dass es sehr unwahrscheinlich sei, dass eine Person während der Reanimation und bevor der Rettungsdienst da ist, den Herz-Kreislauf-Stillstand überwunden hat.

Bürgermeister Alexander Guhl, die Rettungsdienst-Geschäftsführer des DRK Kreisverbands Peter Hofmeister und Horst Schwarz (von links) ...
Bürgermeister Alexander Guhl, die Rettungsdienst-Geschäftsführer des DRK Kreisverbands Peter Hofmeister und Horst Schwarz (von links) mit den Ehrenamtlichen des Deutschen Roten Kreuzes. | Bild: Ralph Fautz

Schwarzwälder möchte aber auch wissen, wie es bei einem Kleinkind funktioniert: „Vielleicht werde ich mal Oma“, sagt sie mit einem Lachen. Kollnberger nimmt den Baby-Dummy in die Hand und zeigt mit seinen beiden Daumen, wie gedrückt werden muss. „Bis jetzt habe ich noch nichts davon gebraucht. Gott sei Dank“, sagt sie.

Der Defibrillator erklärt Schritt für Schritt, was zu tun ist

Nebenan piepst es, kommt eine Stimme aus dem Defibrillator. Franziska Henkies, ebenfalls Notfallsanitäterin in Ausbildung, erläutert Renate Rosenstingl, wie das Gerät funktioniert. „Der spricht mit Ihnen und gibt genaue Anweisungen“. Die Frauen bringen die Elektroden an, einmal an der Brust, einmal an der Seite des entkleideten Dummys. Das Gerät warnt, auf Abstand zu gehen, ehe es die elektrische Ladung freigibt.

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Rosenstingl hat ehrenamtlich viel mit Senioren zu tun und fragt: „Hier habe ich eine harte Unterlage. Was mache ich, wenn jemand im Bett auf der Matratze reanimiert werden muss?“ „Am besten aus dem Bett holen und auf den Boden“, sagt Henkies – wohlwissend, wie schwer das, vor allem für eine Person, sein kann.

Man kann nichts mehr „kaputt machen“

Unsicherheit und Ängste bleiben auch bei denen, die am Mittwoch übten. Einige sind nachdenklich und überlegen, ihre teils Jahrzehnte zurückliegenden Kenntnisse in einem Kurs wieder aufzufrischen. Sherepreet Schwer vom DRK ist allerdings zufrieden. Rund 20 Menschen kamen trotz des Regenwetters in den zwei Stunden, in denen er mit seinen Leuten in der Stadt war, zu ihnen und übten. Am Montag seien es in Rickenbach 60 und am Dienstag in Murg 40 Personen gewesen, die das DRK erreichen konnte.