Die Veranstalter hatten sich lebhafte Diskussionen mit viel Publikumsbeteiligung gewünscht. Die haben sie auch bekommen. Zur Podiumsdiskussion „Die klimafreundliche Zukunft der Europäischen Union“, organisiert und durchgeführt vom Jugendgemeinderat, waren Zuhörer aller Altersklassen gekommen. In der gut besetzten Aula des Gymnasiums meldeten sich vor allem Jugendliche zu Wort, bewiesen Detailwissen und stellten kritische Fragen.

Ihr Gegenüber auf dem Podium bestand aus sechs Politikern: Martin Hahn vertritt die Grünen im Landtag von Baden-Württemberg und Lothar Riebsamen ist Bundestagsabgeordneter der CDU. Beide leben in Überlingen. Der einzige Kandidat für das Europa-Parlament, Jan Olsson, geht für die FDP in Göppingen ins Rennen. Karin Binder vertrat in einer Legislaturperiode die Linke im Bundestag und lebt in Karlsruhe. Tim Strobel studiert in Konstanz und fungiert als stellvertretender Juso-Vorsitzender im Kreis. Christoph Högel von der AfD kandidiert für den Bodensee-Kreistag.

Das sich gut ergänzende Moderatorenteam Fabienne Nejad und David Jung begann mit der Frage, wie die Politiker zu den Fridays-for-Future Demos stehen und ernteten viel Solidarität mit den Jugendlichen. Nur Christoph Högel fand, dass die Jugendlichen besser in der Schule aufgehoben seien, statt draußen ihre Meinung zu äußern.

Jan Olsson findet die Ziele gut, hadert aber mit den dort geäußerten konkreten Vorschlägen. Alle anderen unterstützen die Demos. Tim Strobel und Karin Binder nehmen selber teil. Martin Hahn und Lothar Riebsamen waren sich einig, dass die Bewegung ihnen den nötigen Rückenwind für klimapolitische Entscheidungen gebe, die sie als Mandatsträger jetzt vorantreiben wollen.
Danach erhitzte eine Aussage des AfD-Vertreters die Gemüter: Er bezweifelt, dass der Klimawandel tatsächlich von Menschen gemacht ist und auf einem CO2 Anstieg in der Atmosphäre basiert. Damit stand er ziemlich alleine da und die Moderatoren mussten mehrmals eingreifen, um die Diskussion wieder auf die eigentliche Thematik zu bringen. Alle Politiker, die das CO2-Problem als solches anerkannten, betonten die Dringlichkeit des Handelns, jedoch bei den Instrumenten war man sich uneins.

Es wurde gestritten, ob der Handel mit Kohlendioxid-Zertifikaten oder eine CO2 Steuer geeignete Maßnahmen sind. Dazu wurden die Fragen erörtert, wie eine sozialgerechte Umsetzung aussehen könnte und ob es überhaupt Sinn mache, über nationale Wege zu streiten, wenn das Problem ein globales sei.

Wenn die Politprofis mit Zahlen jonglierten oder Behauptungen in den Raum stellten, konnte der Faktencheck angerufen werden. Dafür saßen zwei Mitglieder des Jugendgemeinderats bereit und recherchierten im Internet. Zum Schluss der kompetent moderierten und vielfältigen Diskussion standen die Politiker den Besuchern noch für persönliche Gespräche zur Verfügung.
Es wird weiter diskutiert
Der Jugendgemeinderat veranstaltet eine weitere Podiumsdiskussion, dann zur Kommunalwahl, bei der Jugendliche ab 16 wahlberechtigt sind. Die Moderation übernehmen wieder Mitglieder des Gremiums, die den Austausch mit dem Podium und in anschließenden Gesprächen fördern wollen.
„Snacks und Politik – Bring Deine Interessen ein und mach Überlingen zu Deiner Stadt…“, lautet der Titel der Veranstaltung am Freitag, 17. Mai, ab 18 Uhr in der Aula des Gymnasiums. Auf dem Podium nehmen Platz: Marc Morath und Robert Dreher (Freie Wähler/ÜFA); Dominik Mattes und Volker Mayer-Lay (CDU); Robin Schefe und Reinhard Weigelt (FDP); Raymund Feger und Melanie Kunze (SPD); Dirk Diestel und Florian Jekat (BÜB+); Veronika Düker und Benedikt Kitt (Grüne), von den freien Wählern kommt als Vertreter Mario Abels.