Der Bau der Laserklinik ist für Überlingen ein Gewinn. Die Hautarztpraxis von Uwe Voll schloss vor wenigen Wochen, ein Nachfolger ist nicht in Sicht. Daneben gibt es noch die seit vielen Jahren am Ort tätigen Praxen der Mediziner Braun und Gold. Andernorts gibt es gar keine Hautärzte mehr, oder sind die Wartezimmer entsprechend voll. Überlingen kann sich glücklich schätzen, dass es hier praktisch alle medizinischen Fachrichtungen gibt. Das liegt an der Altersstruktur Überlingens und der besonderen Lage, ist aber nicht selbstverständlich. Insofern stellt die Investition, die Martin Braun tätigt, eine Sicherung des Medizinstandortes Überlingen dar und kommt dem Allgemeinwohl zugute.
Das erkennen alle Gemeinderäte an. Auch die Räte, die sich kritisch äußerten. LBU/Grüne, BÜB+ und SPD. Auch sie befürworten den Bau des neuen Hauses – aber nicht dieses jetzt geplante Gebäude. Ihre Anregungen, am Entwurf noch zu feilen, damit die neue Immobilie besser ins Gelände und die Nachbarschaft passt, klingen sinnvoll. Sie könnten, bei näherer Betrachtung, ebenfalls dem Allgemeinwohl dienen. Doch von der politischen Konkurrenz und der Stadtverwaltung wurde fix eine Gegnerschaft konstruiert, die es nicht gibt.
Markanter Stadteingang
Immerhin markiert das imposante Gebäude, das vor dem Aufkircher Tor liegt, einen neuen Stadteingang Nord. Eine weitere Runde zum Nachdenken, bevor der Rat die Sache immer mehr aus den Händen gibt, wäre gut investierte Zeit gewesen. Es hätte zur Akzeptanz beigetragen, das Verfahren insgesamt vielleicht sogar beschleunigt, weil von weniger Einwendungen bedroht.
Landschaftsarchitekt von Welt
Von wem kamen denn die Anregungen, die städtebauliche Wirkung zu überdenken? Unter anderem von ausgewiesenen Fachleuten, von Landschaftsarchitekten, von Siemensmeyer und Dreiseitl (Anmerkung der Redaktion: in einer ersten Fassung dieses Kommentars war von Landschafts- und Städteplanern die Rede, das ist falsch, wir bitten um Entschuldigung). Ihre Expertise leisteten sie, weil im Rat sitzend, ehrenamtlich. Die Überlinger wählten Herbert Dreiseitl, einen Landschaftsarchitekten von Welt, auf Anhieb in den Gemeinderat, weil seine Arbeit Ansehen genießt. Andere Städte zahlen ihm hohe Summen, und bei uns schlägt man so ein Pfund einfach in den Wind?
Die Legislaturperiode des neuen Gemeinderats hat erst begonnen. Es gibt also noch oft Gelegenheit, die vorhandenen Ressourcen besser zu nutzen.