Der Anbau des Helios-Spitals Überlingen für seine seit zwei Jahren bestehende Geriatrie-Abteilung hat schnell Gestalt angenommen. Von außen ist der eingeschossige Flachbau eher unauffällig, schließlich sollte er weder die Optik des Hauptgebäudes zu sehr dominieren noch den besonderen Ausblick behindern.
Der Innenausbau und seine Struktur werden vom Haus selbst als modellhaft für eine erfolgreiche Rehabilitation älterer Menschen nach akuten Eingriffen verstanden. Das betont der zuständige Chefarzt Marc Riemer, der die Abteilung seit gut zwei Jahren leitet. Auch der neue Geschäftsführer Thomas Menter sagt: „Für uns ist das schon ein Leuchtturm.“ Man freue sich, "dass wir Herrn Riemer mit seinem großen Engagement haben“.

Geschäftsführer: Kostenrahmen wird nahezu eingehalten
Auf 3,8 Millionen Euro hat Helios den neuen Anbau für die geriatrische Abteilung kalkuliert. Der Geschäftsführer, der Anfang Oktober die Leitung des Helios-Spitals übernahm, geht im Moment davon aus, dass „wir diesen Kostenrahmen auch nahezu einhalten können“.
Bauzeit verlängert sich aufgrund Konjunktur
Die beim offiziellen Baubeginn im August verkündete Hoffnung des Projektleiters, dass der Anbau schon Ende November fertiggestellt werden und in Betrieb gehen könnte, war allerdings zu optimistisch. “Auch wir mussten der florierenden Baukonjunktur Tribut zollen“, erklärt Klinikchef Thomas Menter die Abweichung von der Prognose. Er geht nun davon aus, dass die neue Station Mitte bis Ende Februar eröffnet werden kann.
Zwar kam für den eingeschossigen Baukörper eine Modultechnik zum Einsatz, die nach dem Heranschweben vorgefertigter Elemente schon Ende September die künftigen Umrisse erkennbar werden ließ. Eigens für den dabei eingesetzten Kran mussten spezielle Fundamente vorbereitet werden. Erst dann konnte das erste Bauteil platziert werden, das die Station künftig im Untergeschoss an den Hauptbau andocken wird. Doch der Ausbau der Infrastruktur wird noch einige Wochen in Anspruch nehmen.
Sanitärbereiche schon weitgehend fertig
Wobei die ersten Sanitärbereiche weitgehend fertiggestellt sind, die nicht nur den Anspruch an die Barrierefreiheit, sondern auch an die moderne Gestaltung erkennen lassen. Hier gebe es auch kleine Unterschiede, um Privatpatienten etwas großzügiger und komfortabler zu versorgen.
Team plant wöchentliche Sitzungen
„Bei den Rehabilitationsangeboten wird es jedoch keinen Unterschied geben“, betont Riemer. Ein großer Therapieraum steht für die verschiedenen Maßnahmen zur Verfügung und ist tageslichtähnlich blendfrei ausgeleuchtet. Pflegedirektorin Daniela Klesel erklärt: „Wöchentlich finden Sitzungen des gesamten Teams statt, bei denen die Ziele der Reha besprochen und reflektiert werden." Dies diene einer möglichst schnellen Genesung und Gewöhnung an den späteren Alltag zuhause. Denn wenn möglich, sollen auch betagtere Pateienten ohne Umweg über eine Kurzzeitpflege wieder dorthin entlassen werden.
Aufenthaltsbereich mit Küchenzeile für Patienten
Deshalb wird es nicht nur einen Aufenthaltsbereich geben, der auch mit einer eigenen Küchenzeile für die Patienten ausgestattet ist, auf den die geriatrischen Pflegekräfte von ihrem Arbeitsplatz stets einen Blick haben. Es entsteht zudem ein kleiner Innenhof, der auch mit Nutzpflanzen bestückt werden soll und schon mal programmatisch als „Naschgarten“ bezeichnet wird. „Wir verstehen unsere geriatrische Rehabilitation ganzheitlich“, sagt Marc Riemer, „und viele Patienten haben ja auch zuhause einen Garten.“
Geriatrie
Fast die Hälfte der Patienten des Helios-Spitals Überlingen ist 70 Jahre und älter. Ob eine geriatrische Behandlung angezeigt ist, hängt jedoch nicht nur vom Geburtstag ab. Deshalb werden Patienten ab 65 Jahren schon seit zwei Jahren einem Screening unterzogen, um sie von Anfang richtig einstufen zu können. Die Abteilung wurde im Oktober 2016 unter der Leitung von Chefarzt Marc Riemer gegründet und verfügt über 15 Betten, die im Moment noch im Haupthaus untergebracht sind.
Mit der Eröffnung des neuen eingeschossigen Anbaus im ersten Quartal 2019 wird die Kapazität auf 30 Patienten verdoppelt, die in 15 Zweibett-Zimmern untergebracht sind. Ihnen steht neben einem Therapieraum auch ein großer Aufenthaltsbereich mit eigener Küchenzeile zur Verfügung.
Hier sollen alle erforderlichen Rehabilitationsmaßnahmen eng verzahnt werden. Müssten Patienten auf eine spätere Rehabilitation warten, könnten bis dahin wichtige körperliche Fähigkeiten verloren gehen, betonen die Mediziner. Dies lasse sich mit Einbindung der Geriatrie vermeiden. In wöchentlichen Teamsitzungen, an denen alle Therapeuten und die Mediziner teilnehmen, werden die Prognosen besprochen. Zum Team der Geriatrie gehören unter der Leitung von Dr.. Marc Riemer geriatrisch weitergebildete Pflegekräfte, Krankengymnasten, Ergotherapeuten, Sprach- und Schlucktherapeuten, Psychologen, Mitarbeiter des Sozialdienstes und Seelsorger. Erklärtes Ziel ist es, die Patienten schon in der Klinik möglichst so fit zu machen, dass sie zuhause zurecht kommen und keiner weiteren Kurzzeitpflege bedürfen.