Überlingen – Es kommt Bewegung auf die Baustelle der Baugenossenschaft Überlingen (BGÜ) am Hildegardring. In zwei Etappen sollen in dem neuen Stadtquartier fast 170 Wohnungen entstehen. Die neue Topografie ist schon zu erkennen, die ersten Baugruben sind ausgehoben. Doch bis der erste Teil des Großprojekts mit 81 Wohnungen bezugsfertig ist, wird es noch rund zwei Jahre dauern.
Projektleiter Eisenhut: "Gut im Zeitplan"
"Wir sind im Moment gut in unserem Zeitplan", sagt Volker Eisenhut, Projektleiter für das neue Stadtquartier bei der BGÜ. Derzeit geht er davon aus, dass Ende des Jahres 2020 die Wohnungen des ersten Bauabschnitts verfügbar sein werden. Konzept und Struktur des neuen Baugebiets werden schon vorher deutlich erkennbar sein und sollen als Modell auch den Besuchern der Landesgartenschau demonstriert werden. "Wir wollen das Baugebiet gern präsentieren", sagt BGÜ-Geschäftsführer Dieter Ressel: "Da ist es aber vielleicht gar nicht schlecht, wenn die Gebäude noch nicht bewohnt sind."

Die ersten sechs Gebäude entstehen am südwestlichen Ende des Baugebiets Richtung Nellenbachstraße. Nachdem mehrere Wochen lang in diesem Abschnitt die topografischen Veränderungen und die erforderliche Baustraße angelegt worden sind, werden nun die ersten Baugruben ausgehoben. Ein Teil des Erdmaterials baute die Firma Wörner zu einem neuen Drumlin im Dienste des Lärmschutzes für Andelshofen auf, ein anderer Teil wird noch auf einem nahe gelegenen Acker für den späteren Bedarf zwischengelagert. "Auch beim zweiten Bauabschnitt wird noch einiges an Erdmaterial anfallen", sagt Geschäftsführer Ressel, "mit dem man den bestehenden Schutzwall entlang der Straße erhöhen kann."
Aushub für Lärmschutz in Andelshofen
Parallel zum Ausheben der Baugruben laufen die weiteren Erschließungsmaßnahmen an. Dazu gehört unter anderem die Verlängerung der Nahwärmeleitung, die vom Hackschnitzelheizwerk kommt und den Schättlisberg und Nördlich Härlen versorgt. "Derzeit endet sie bei der neuapostolischen Kirche", erklärt Projektleiter Volker Eisenhut, "und wird nun zu unserem Baugebiet verlängert." Denn Energieeffizienz und Nachhaltigkeit hatte sich die BGÜ bei dem Vorhaben auf die Fahnen geschrieben. Alle Gebäude sind nach dem Energiestandard KfW 40 konzipiert, das heißt der Wärmebedarf liegt bei maximal 40 Kilowattstunden pro Quadratmeter Wohnfläche und Jahr.
Maßnahmen zu Energieeffizienz und Nachhaltigkeit
Im Rahmen des vom Bund geförderten Projekts Stadtquartier 2050 würde die BGÜ gern unter Beteiligung der Stadt, des Stadtwerks und wissenschaftlicher Institute noch weitere Elemente installieren. Allerdings sind dafür noch nicht alle Rahmenbedingungen für die Förderung geklärt. "Wir hoffen, dass dies Anfang 2019 in trockenen Tüchern ist", betont Dieter Ressel: "Dann können wir auch noch mehr dazu sagen."
Eines der Hauptziele ist es, die Klimaneutralität und die Sozialverträglichkeit hier in einem Pilotprojekt unter einen Hut zu bekommen. Nach wie vor sehr ehrgeizig ist aus Sicht der BGÜ das Ziel, im Mittel eine Kaltmiete von 9 Euro zu erreichen. "Das ist bei den aktuellen Investitionskosten für Neubauten – wenn überhaupt – nicht leicht zu erreichen", betont Volker Eisenhut. Im gesamten aktuelle Bestand der fast 500 BGÜ-Wohnungen in der Stadt beträgt die Durchschnittskaltmiete unter 7 Euro pro Quadratmeter.
Stadt kann 20 Wohnungen belegen
Mit dem Erwerb der Fläche hat die BGÜ im Rahmen ihres städtebaulichen Vertrags, als Gegenleistung für günstige Konditionen, nach Fertigstellung des ersten Bauabschnitts der Kommune das Belegungsrecht für 20 ihrer Wohnungen zugesichert. "Diese Wohnungen können wir allerdings in unserem gesamten Bestand zur Verfügung stellen", betont BGÜ-Geschäftsführer Dieter Ressel. Die Stadt könne zwar die Bewohner nach ihrem Ermessen benennen, allerdings müssten sie die Rahmenbedingungen der Genossenschaft erfüllen und dann Mitglied werden.
Der Weg zur Wohnung
Anfragen für das neue Stadtquartier gebe es schon jetzt immer wieder, sagt Geschäftsführer Dieter Resel, doch noch führt die Baugenossenschaft Überlingen keine Bewerberliste für die künftigen Wohnungen am Hildegardring. Im kommenden Jahr, spätestens zum 70. Geburtstag der BGÜ im Mai, sollen die Informationsbroschüren zu den entstehenden Wohnungen vorliegen. Sie decken ein Spektrum von der zwei bis fünf Zimmern ab und sehen versuchsweise auch einige flexible Möglichkeiten für Senioren-Wohngemeinschaften vor. Erst dann mache es für Interessenten Sinn, sich konkret zu bewerben, heißt es.
Voraussetzung ist grundsätzlich eine Mitgliedschaft in der Baugenossenschaft Überlingen. Dazu müssen Interessenten je nach Wohnungsgröße eine bestimmte Anzahl an Geschäftsanteilen erwerben.
Die Höhe eines Geschäftsanteils beträgt 155 Euro. Die Anzahl beträgt
- bei einer 1-Zimmer-Wohnung 9 Anteile à 155 Euro, also 1395 Euro
- bei einer 2-Zimmer-Wohnung 13 Anteile à 155 Euro, also 2015 Euro
- bei einer 3-Zimmer-Wohnung 19 Anteile à 155 Euro, also 2945 Euro
- bei einer 4-Zimmer-Wohnung 21 Anteile à 155 Euro, also 3255 Euro
Die Geschäftsanteile werden nicht verzinst, doch gelten sie als direkte Beteiligung am Wohnungsunternehmen. Die Genossenschaft hat in den vergangenen Jahren jeweils eine Dividende von vier Prozent ausgeschüttet. Diese Dividende wird nach Feststellung des Jahresabschlusses durch die Hauptversammlung auf die Geschäftsanteile gezahlt, die am Beginn des Geschäftsjahres eingezahlt waren. In der Regel wird die Dividende für ein Geschäftsjahr im folgenden September ausgezahlt.