Im Jahr 2020 wird es voll: Während der Landesgartenschau rechnen die Organisatoren mit rund 700 000 Besuchern, die nach Überlingen kommen. An einem durchschnittlichen Tag werden 3700 Besucher, an einem starken Tag sogar 6500 Besucher und mehr erwartet. Doch was bedeutet das für die sowieso schon angespannte Verkehrssituation in Überlingen? Nachdem die LGS GmbH vor rund eineinhalb Jahren ein vorläufiges Verkehrskonzept vorgestellt hatte, hielt sie sich mit weiteren Informationen zurück. Nicht einmal der Gemeinderat weiß über den aktuellen Planungsstand Bescheid, weshalb die Fraktionen LBU/Grüne, CDU, FWV/ÜfA, SPD, und FDP Mitte Januar die Offenlegung der Pläne beantragt haben. Am Mittwochabend stellten LGS GmbH und Stadtverwaltung das Verkehrskonzept für 2020 im Gemeinderat vor:
Wo werden die Besucher parken?
Laut Stadt und LGS GmbH ist vorgesehen, einen P+R-Parkplatzauf den bestehenden Parkflächen und Hofbereichen des ehemaligen Kramer-Geländes anzubieten. Wie der Gemeinderatsvorlage zu entnehmen ist, gibt es dort Platz für 700 bis 1000 Autos. Dies reiche aus, um den "Stellplatzbedarf für die Landesgartenschau für den Normalbetrieb und auch für besucherstarke Tage" abzudecken. Für einige wenige Spitzentage stünden zudem in unmittelbarer Nähe als Überlaufparkplätze die Flächen einer externen Firma zur Verfügung, schreibt die Stadt. "Entsprechende Abreden mit den betroffenen Firmen wurden getroffen, die zugehörigen Vereinbarungen sind in Vorbereitung." Auch die Mitarbeiter und Helfer der LGS werden hier mit einem entsprechenden Parkausweis parken können. Vom bisher kommunizierten Plan, einen P+R-Platz mit 1200 Stellplätzen beim Krankenhaus anzulegen, ist keine Rede mehr. Auch die Reisebusse werden in der Nähe Platz finden. Nachdem die Besucher am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) ausgestiegen sind, werden die Busse auf dem Gelände der ehemaligen Straßenmeisterei in die Nußdorfer Straße parken. "Hier werden nahezu 30 Busse parken können", heißt es in der Vorlage. Nach den Erfahrungen früherer Gartenschauen reiche dies aus, um den Bedarf zu erfüllen. Durch die Kooperation mit der Insel Mainau und den Bodensee Schiffsbetrieben, wonach die Besucher über den See auf die Mainau gebracht und dort von Bussen abgeholt werden, erwarten die Organisatoren eine weitere Entlastung.

Wie wird der Verkehr während der LGS in der Innenstadt geleitet?
Autos, die von Westen kommen, werden einspurig stadteinwärts bis zu den Parkhäusern Therme und West geführt und nach Osten über die Markt- bzw. Hafenstraße abgeleiten. Der entstehende Raum im Bereich der Bahnhofstraße soll den Gartenschaubesuchern zu Gute kommen. Der Verkehr in der Lippertsreuter Straße wird nur bis zum Parkhaus Mitte geführt, nicht aber durch die Stadt. Ab dem Friedhofkreisel ist die Durchfahrt verboten. Auch die Durchfahrt aus dem Norden durch das Aufkircher Tor wird gesperrt. Wichtig für das Konzept ist, dass der B31-Anschluss Rengoldshausen entgegen der ursprünglichen Planung nun doch noch vor der LGS fertiggestellt werden soll. So kann der Verkehr aus dem Osten dort ab- und über die Rengoldshauser Straße zum Parkplatz auf dem Kramer-Areal geleitet werden. Das Parkleitsystem, das die Stadt nach in diesem Jahr endlich installieren will, wird hierbei aber nicht eingesetzt. Die LGS-Besucher werden mit manuellen Schildern zum P+R-Platz gelotst.
Wie kommen die Besucher zum LGS-Gelände?
Shuttle-Busse werden die Besucher zwischen Parkplatz, Uferpark und den kleineren Ausstelungsflächen umherfahren. Vom Kramer-Areal führt die Strecke über die Sankt-Ulrich-Straße, den ZOB und den Kapuziner zum Uferpark und über Landungsplatz und ZOB auch wieder zurück. Je nach Besucherandrang werden die Anzahl der Busse und die Taktzeiten angepasst. "In Spitzenzeiten werden ein vollelektrischer Bus, unterstützt durch zwei bis drei Gelenkbusse mit Hybridtechnik, in einer maximalen Frequenz von zehn Minuten fahren", schreibt die Stadt. Noch unsicher ist, ob zudem Wassertaxis eingesetzt werden. Laut LGS GmbH stehe für eine Verbindung zwischen Landungsplatz und Uferpark "ein Erfolg versprechender Betreiber" fest. Derzeit ginge es noch um die Feinabstimmung.
Müssen die Nachbargemeinden mit mehr Verkehr rechnen?
"Grundsätzlich sehen sich die Stadt Überlingen und die LGS in der Pflicht, den anfallenden Bedarf auf der eigenen Gemarkung abzudecken", heißt es in der Sitzungsvorlage. Dennoch sei den Organisatoren bewusst, dass ortskundige Besucher möglicherweise auch andere Möglichkeiten zurückgreifen. Deshalb gebe es Gespräche mit den umliegenden Städten und Gemeinden – unter anderem um die Taktung des regionalen und überregionalen Verkehrs zu verbessern. Nicht ausgeschlossen ist, dass mehr Besucher als üblich in den Nachbargemeinden parken und mit dem Schiff zur LGS weiterreisen. Möglich macht das eine Kooperation mit der BSB, wonach LGS-Besucher mit einer Kombikarten von jeder Haltestelle der BSB zur Gartenschau kommen.
Der Gemeinderat stimmte mehrheitlich dafür, diese Planung weiter zu verfolgen – allerdings unter der Voraussetzung, dass Verkehrsausschuss und Gemeinderat in die Detailplanung miteinbezogen werden.
Probleme bei der Anreise mit der Bahn
- Die Bahnanbindung zur LGS wird deutlich beeinträchtigt sein. Sowohl auf der Gäu-, als auch auf der Südbahn wird es im Jahr 2020 Ausbauarbeiten geben. "Nach Intervention der Stadt Überlingen und der LGS konnte mit großer Unterstützung des Verkehrsministeriums erreicht werden, dass höchstens eine der beiden Strecken Richtung Bodensee – aber nicht beide gleichzeitig – von den Streckensperrungen betroffen sein wird", schreibt die Stadt. Zusätzlich sollen LGS-Expressbusse eingesetzt werden, die die Besucher in Sigmaringen und vermutlich in Engen aufnehmen und nach Überlingen bringen.
- Unabhängig von den Arbeiten an der Süd- und Gäubahn seien Stadt und LGS in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsministerium und der Deutschen Bahn dabei, ein Konzept für Zusatzzüge im Ausstellungsjahr zu entwickeln. "Grundsätzlich sind Zusatzzüge und auch Bahnbusse zugesagt, eine konkrete Planung erfolgt noch", schreibt die Stadt. Unter anderem werde geprüft, ob eine zusätzliche Verbindung Lindau-Überlingen-Lindau in den bestehenden Takt integriert und ob an den Wochenenden der Fahrradzug München-Lindau über die Gürtelbahn zu einer Direktverbindung München-Überlingen verlängert werden kann.