Worauf legen Sie 2019 den Fokus?
Wir treffen 2019 die Vorbereitungen für das Landesgartenschau-Jahr 2020, haben aber auch zwei weitere wichtige Spatenstiche vor uns: Für das Pflanzenhaus und für das Gastronomiegebäude im Uferpark. Beide im März. Außerdem möchten wir unseren Schulcampus weiterentwickeln. Als nächstes werden wir hier das Raumbuch für die Schulen erstellen und untersuchen, ob wir den Campus 9-zügig erstellen, mit Gymnasium und Realschule, oder 11-zügig, indem wir weiterführende Klassen der Gemeinschaftsschule mit hinzunehmen. Nicht zu vergessen: Im Januar 2019 ist der Auftakt für den Wettbewerb zur Ausgestaltung des Pflegezentrums, für das wir, beziehungsweise unser Spital- und Spendenfonds, 20 Millionen Euro einbringen.
Nicht Wenige haben das Gefühl, dass dem Diktat der Landesgartenschau alles andere unterworfen werde, dass in anderen Bereichen zu wenig passiere. Wie entkräften Sie diesen Vorwurf?
Ich kann diesen Vorwurf nicht nachvollziehen. Wenn man ein Jahr vor einer Landesgartenschau steht, dann ist das nun mal so. Die LGS ist derzeit das Hauptprojekt, aber ich habe die ganzen Projekte, die parallel laufen, ja benannt. Verglichen mit der Größe unserer Stadtverwaltung ist das ein Volumen, das nur wenige Städte stemmen können. In unserem Haushaltsplan für 2019 sind 41 Millionen Euro an Investitionen benannt. Den Vorwurf, dass neben der LGS nicht viel passiert, kann ich deutlich entkräften und halte diesen sogar für etwas gewagt.

Trotzdem gibt es Gruppen, die sich benachteiligt fühlen. Vereine beispielsweise, die auf der Suche nach neuen Standorten sind. Vereine, die sehen, was an großen Projekten läuft, die das Ehrenamt aus ihrer Sicht aber als benachteiligt betrachten.
Wenn Sie die Vereine im Vereinshaus ansprechen: Der Gemeinderat hat den klaren Auftrag formuliert, dass wir gefordert sind, Ersatzräume zur Verfügung zu stellen. Das funktioniert auch. Zahlreiche Vereine haben gesagt, sie gingen gerne in die Musiksäle der Schulen. Übrig bleiben jetzt noch drei größere Vereine, hier müssen wir uns Gedanken machen. Zudem steht das Angebot eines Investors im Raum, wenn sich die Vereine zusammenschließen, bekommen sie den Quadratmeter zu drei Euro Miete. Das ist ein gutes Angebot.

Dennoch besteht die Gefahr, dass Sie mehrere Vereine vergraulen, während Sie 2020 auf die Ehrenamtlichen angewiesen sein werden, was die Landesgartenschau und das Stadtjubiläum betrifft.
Hier steht eine Problemstellung im Raum mit drei größeren Vereinen. Wenn ich mir die Vereinsbeteiligung beim Lahr-Tag im Oktober anschaue, dann war damals eine Vielzahl an Vereinen dabei. Ich bitte darum, nicht den Einzelfall zu betrachten und daraus zu schließen, dass es eine generelle Unzufriedenheit gäbe. Das Gegenteil ist der Fall. Wir werden für die Dorfgemeinschaft in Andelshofen eine richtig gute Lösung hinkriegen. Auch für den Narrenverein Schnecken in Nußdorf gibt es eine Lösung. Ich verstehe ja, dass wir momentan eine Diskussion führen müssen, wie wir weiter mit dem Vereinshaus verfahren. Daraus jedoch auf eine generelle Unzufriedenheit zu schließen, wäre falsch.
Andelshofen ist ein gutes Stichwort. Wie erklären Sie, dass in den Teilorten von Überlingen sonst wenig passiert? Die Lösung beim alten Schulhaus in Andelshofen kam nur auf Antrag der Fraktionen im Gemeinderat zustande, nicht durch Verwaltungshandeln.
Das ist die eine Sicht. Der Lösungsvorschlag der Fraktionen ist durchaus einer, den die Verwaltung so mittragen kann. Wenn ich mir den Haushaltsplan in seiner mittelfristigen Planung ansehe, dann ist da nicht nur die Kernstadt vermerkt. Das Dorfgemeinschaftshaus in Deisendorf steht in der mittelfristigen Finanzplanung. Genauso eine Aussegnungsstätte in Nußdorf, über die seit Jahrzehnten diskutiert wird. Der Ausrückebereich Ost, der die Feuerwehren Nußdorf und Deisendorf betrifft, steht in der mittelfristigen Finanzplanung. Sie sehen, auch die Teilorte finden selbstverständlich Berücksichtigung.

Streichungen im Kulturbereich stehen an: Es gibt kein Sommertheater und die Jahresausstellung mit Dalí wird nur verlängert, es gibt aber nichts Neues. Sind diese Streichungen der LGS geschuldet, oder wie sehen Sie das?
2019 wird das Jahr sein, in dem wir uns intensiv auf das Jubiläumsjahr vorbereiten, wohlgemerkt mit einem für das Überlinger Jubiläum geschriebenen Theaterstück, unter Einbeziehung des Sommertheatervereins. Das Sommertheater ist wichtig, aber wir müssen uns die Zeit nehmen, eine finanzierbare Konzeption zu gestalten, so dass das Sommertheater in den Folgejahren in Ruhe stattfinden kann. Die Kooperation mit Wangen in diesem Jahr war ein mögliches Modell, aber die Besucherzahlen und der Kostenumfang lassen einfach an der Zukunftsfähigkeit dieses Modells zweifeln. Insofern haben wir gesagt, dass wir 2019 eine Phase der konzeptionellen Neuorientierung brauchen. 2020 werden wir das Jubiläumsstück erleben und richtig Freude daran haben. 2021 werden wir dann mit einer neuen Konzeption durchstarten. Dass wir darüber hinaus eine Kooperation mit Noltes Theater für das Wintertheater haben, einen Partner, der eine 100 Prozent-Auslastung hinbekommt, das macht mich sehr glücklich.
Zur Person
Jan Zeitler (Jahrgang 1970) wurde am 27. November 2016 mit 50,1 Prozent der Stimmen im zweiten Wahlgang zum neuen Oberbürgermeister von Überlingen gewählt. Er folgte auf Sabine Becker. Zeitler ist Diplom-Verwaltungswissenschaftler und war zuletzt Bürgermeister in Horb. Er ist verheiratet mit Annette Stoll-Zeitler, Fachbereichsleiterin bei der Landesgartenschau GmbH.
.Den ersten Teil des Interviews druckten wir in der Ausgabe vom vergangenen Samstag ab, nachzulesen auch im Internet unter http://www.suedkurier.de/10004475