Es gibt in der Tat zeitlose Elemente bei der Schwedenprozession, die man nicht aus den Augen verlieren sollte. Zumindest in der aktuellen Liturgie, die vom früheren Stadtpfarrer Weber im Jahr 2009 zusammengestellt wurde, finden sich Worte, die mehr denn je bedenkenswert sind: „Immer mehr Menschen bewohnen die Erde und suchen Lebensraum, Arbeit und Brot“, heißt es im Gebet zur fünften und letzten Station der Prozession auf dem Münsterplatz: „Immer mehr werden wir alle voneinander abhängig. Mache unser Herz weit für die Anliegen der Menschen, dass wir fähig werden, an einer Gesellschaft mitzubauen, deren Mitte du bist.“

Geistliche und weltliche Würdenträger kommen

Bereits um 7.45 Uhr kündigte die Osannaglocke die Schwedenprozession an und rief zur Heiligen Messe ins Münster. „Zweimal im Jahr sind wir früh dran“, begrüßte Pfarrer Bernd Walter die Besucher und hatte in Theologieprofessor und Pfarrer Oliver Wintzeck sowie der polnische Gastpfarrer Michael Sluzik zwei „Kozelebranten“, wie er es nannte, zur Seite.

Die Stadtkapelle begleitete die Prozession zu den fünf Altarstationen – wie hier beim Start am Franziskanertor.
Die Stadtkapelle begleitete die Prozession zu den fünf Altarstationen – wie hier beim Start am Franziskanertor. | Bild: Hanspeter Walter

Wie gewohnt hatte die „weltliche Obrigkeit“ mit OB Jan Zeitler, Bürgermeister Thomas Kölschbach und Vertretern des Stadtrats auf der einen Seite im Chorgestühl Platz genommen. Auf der anderen Seite die geistlichen Würdenträger auch der anderen Konfessionen – mit der evangelischen Dekanin Regine Klusmann, Elsie Fickenscher als Kirchengemeinderatsvorsitzende und Karl-Heinz Hübner von der neuapostolischen Kirche.

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Die Karbatsche schnellt

Lange zuvor auf das Ereignis eingestimmt, hatte sich die Schwerttanzkompanie in ihrem Domizil im Aufkircher Tor, nahm dort Aufstellung und zog zum Münster. Draußen vor der Tür blieb allerdings der Hänsele, der später mit der Karbatsche laut hörbar gegen die Wandlung anschnellte. Nach der Messe sollte die Schwerttanzkompanie ihre Tradition gleich zweimal präsentieren – zunächst auf der Hofstatt und anschließend noch einmal auf dem Münsterplatz.

Schwerttänzer und Trachten präsentieren vor den Honoratioren den Maidlinstanz.
Schwerttänzer und Trachten präsentieren vor den Honoratioren den Maidlinstanz. | Bild: Hanspeter Walter

In seiner Predigt im Münster hatte Professor Oliver Wintzek, der die Schwedenprozession als „Fest mit Wumms und Tschinderassabum“ bezeichnete, ein Update der Veranstaltung angekündigt, das vermehrt den Blick nach vorn berücksichtige.

Als Update der Schwedenprozession wünschte sich Theologieprofessor und Pfarrer Oliver Wintzeck in der Predigt einen menschlichen Blick ...
Als Update der Schwedenprozession wünschte sich Theologieprofessor und Pfarrer Oliver Wintzeck in der Predigt einen menschlichen Blick in die Zukunft. | Bild: Hanspeter Walter

„Es geht um die Zukunft“, sagte er. Gleichzeitig wünschte er sich, die anderen Menschen anzuschauen und in ihnen den Blick Gottes zu erkennen. Wintzeck drastisch: „Wenn dich jemand anschaut, kannst du ihn nicht abmurksen. Du kannst nicht fromm sein und ein Schuft.“ Vom „ewigen Leben“ war im Evangelium zum Sonntag die Rede gewesen und von der Nächstenliebe am Beispiel des barmherzigen Samariters.

Die Pfadfinder mit der Schwedenmadonna mussten sich schon mal die Ohren zuhalten, wenn der Kanonendonner vom nahen Museumsgarten ertönte.
Die Pfadfinder mit der Schwedenmadonna mussten sich schon mal die Ohren zuhalten, wenn der Kanonendonner vom nahen Museumsgarten ertönte. | Bild: Hanspeter Walter

Fünf Altarstationen

Dann verließ die Prozession das Münster und zog zu den fünf Altarstationen, wo die Lesungen und Lieder an „die große Bedrängnis“ erinnerten, denen die Vorfahren vor fast 400 Jahren ausgesetzt waren. Geprägt vom Dank für die Bewahrung der Stadt vor Zerstörung, die zu dem Gelübde der Prozessionen geführt hatte. Unter großem Besucherinteresse zogen die Gläubigen mit dem Allerheiligsten und der Schwedenmadonna vom Franziskanertor zur zweiten Station an der Jodokkirche, wo Stefanie Fecht und der junge Julius Kitt die Glocken von Hand läuteten.

An der Jodokkirche ließen Stefanie Fecht und Julius Kitt in Handarbeit die Glocken läuten.
An der Jodokkirche ließen Stefanie Fecht und Julius Kitt in Handarbeit die Glocken läuten. | Bild: Hanspeter Walter

Begleitet wurden sie von der Schwerttanzkompanie, dem Trachtenbund und dem jeweiligen Nachwuchs.

Um den Nachwuchs ist es bei Schwerttanzkompanie und Trachtenbund bestens bestellt.
Um den Nachwuchs ist es bei Schwerttanzkompanie und Trachtenbund bestens bestellt. | Bild: Hanspeter Walter

Über den Altar am Friedhof, wo die evangelische Kirchengemeinde mit der Lesung die Ökumene unterstrich, ging es hinauf zum Marienbrunnen. Über die gerade rechtzeitig sanierte Lindenstraße zog die Prozession weiter zur letzten Station auf dem Münsterplatz, ehe im Gotteshaus der Abschluss zelebriert wurde.