Was vor fünf Jahren als Versuch startete, führte zum Erfolg: Mit sechs Sitzen im Gemeinderat stellen LBU und Grüne neben der CDU die größte Fraktion in der nun ablaufenden Amtsperiode. Verständlich also, dass die beiden Vereinigungen wieder mit einer gemeinsamen Liste zur Kommunalwahl antreten werden. Angeführt wird diese von den vier amtierenden Ratsmitgliedern Marga Lenski, Walter Sorms, Bernadette Siemensmeyer und Ulf Janicke. Nicht mehr kandidieren werden hingegen die Stadträtinnen Irene Alpes und Luisa Randecker. "20 Jahre sind genug", meinte Alpes, die 15 Jahre im Kreis- und fünf Jahre im Gemeinderat saß. Luisa Randecker zieht sich aus Zeitgründen zurück. Außerdem habe sie gemerkt, "dass das nicht das Richtige für mich ist".
Ganz anders ihre Mutter: Marga Lenski wurde als Stimmenkönigin der vergangenen Wahl auf Listenplatz 1 gewählt. Sie gab zugleich die Zielsetzung vor: Mindestens sechs Sitze im Rat sollen es wieder werden. Zentrales Anliegen der Fraktion sei es, "die Lebensqualität in unserer Stadt" zu verbessern, so Lenski.
Hierzu zählten die Aufenthaltsqualität in der Stadt und die Verkehrsberuhigung, die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, aber auch die Einbeziehung der Bevölkerung in politische Prozesse und ökologische Gesichtspunkte. Lenski selbst sitzt seit 15 Jahren im Gemeinderat. In dieser Zeit hätte man zwar einiges umgesetzt und angeregt, es sei aber noch längst nicht alles auf ihrer Liste abgearbeitet. "Das hätte ich gerne noch erledigt", sagte sie zu ihrer persönlichen Motivation.
Nach den Richtlinien der Grünen wurde zunächst eine Frau und anschließend im Wechsel der Geschlechter gewählt. Da es keine Gegenkandidaten gab, verlief die Wahl sehr harmonisch. Auf Rang zwei steht Walter Sorms, Landwirt und Leiter des Hofguts Rengoldshausen. Ihm sei der "Friede in der Stadt am wichtigsten". Landschaftsarchitekten Siemensmeyer liegt vor allem die Entwicklung der Stadt und der Teilorte am Herzen und Physiker Janicke möchte die Kluft zwischen Gemeinderat und Bevölkerung schließen.
Die einzige Diskussion gab es um Listenplatz 5. Auf diesem aussichtsreichen Rang hatte der Vorstand Susanne Behling vorgeschlagen. Die 61-Jährige saß bereits von 1999 bis 2004 für die LBU im Gemeinderat, anschließend war sie im Vorstand der Wählervereinigung aktiv. Peter Epinatjeff, der selbst auf Rang 24 gewählt wurde, kritisierte jedoch, dass sich Behling in den vergangenen Jahren weder in Fraktions-, noch in Gemeinderatssitzungen gezeigt habe. "Man hat nicht das Gefühl, dass du dich für die Kommunalpolitik interessierst", sagte Epinatjeff. Behling erhielt mit 18 Stimmen der 27 Wahlberechtigten die geringste Zustimmung aller Kandidaten.
Besser erging es da neuen Gesichtern auf der Liste, etwa Thomas Brandt (Platz 6), Ilse Wellershoff-Schuur (Platz 11) und Benedikt Kitt (Platz 14). Brandt war 13 Jahre Geschäftsführer der Zeppelin-Reederei in Friedrichshafen und lebt seit fünf Jahren in Überlingen. Der 62-Jährige arbeitet derzeit als Unternehmensberater und unterstützt junge Gründer an der Zeppelin-Universität.
Wellershoff-Schuur ist Juristen, Waldorflehrerin und Pfarrerin in der Christengemeinde. Benedikt Kitt ist mit 21 Jahren der jüngste Kandidat auf der Liste. Der Enkel von LBU-Urgestein Sybilla Kleffner ist gelernter Metzger und in vielen Vereinen aktiv. Er will sich für mehr bezahlbaren Wohnraum einsetzen. Viele seiner Freunde würden zwar gerne in Überlingen bleiben, könnten es sich aber nicht leisten. "Es ist Zeit, dass man den Wählern zeigt, dass auch junge Leute da sind, die sich für die Politik in Überlingen interessieren." Viel Hoffnung liegt auch auf Herbert und Bettina Dreiseitl, die als Stadtplaner in der ganzen Welt erfolgreich sind.
Die Nominierten haben einen Altersdurchschnitt von 59 Jahren und sind damit gleich alt wie die SPD-Kandidaten. Ulf Janicke betont jedoch, dass seine Fraktion viele Kandidaten zwischen 50 und 60 Jahren habe und nur wenige Ausreiser nach oben und unten.