Die Tinte unter dem Kaufvertrag ist praktisch noch feucht, die Planungen damit noch ganz am Anfang. Baubeginn sei frühestens in eineinhalb bis zwei Jahren, sagt Hermann-Josef Schwarz, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Überlingen. Trotzdem geht Schwarz bereits jetzt an die Öffentlichkeit, weil er Begeisterung wecken will für sein Projekt.

Die Volksbank packt eine Chance beim Schopf. "Wir nutzen die Gunst der Stunde und kaufen ein Grundstück in attraktiver Lage", sagt Hermann-Josef Schwarz, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Überlingen. Die Traditionsbank mit Gründungsjahr 1924 erwarb an der Lippertsreuter Straße das Grundstück, auf dem bisher das ehemalige Autohaus Reich steht und das Hotel Waldhorn, an der Haupteinfahrtsstraße nach Überlingen. Hier baut die Bank ein neues Zentrum. "Volksbank-Campus nennt man so etwas heute", so der Vorstandsvorsitzende, der sich freut, für Mitarbeiter, Kundschaft, aber auch Stadt Überlingen "eine richtungsweisende und zukunftsorientierte Entscheidung" bekannt geben zu dürfen.

Schwarz ist von dem neuen Standort überzeugt, "weil jeder täglich an ihm vorbeifährt, auf dem Weg in die Stadt, zur Schule oder zur Arbeit". Weil hier ausreichend Parkplätze geschaffen werden können. Und weil am künftigen, an dem die beiden Standorte Landungsplatz und Espach-Center gebündelt werden, Expansionsräume entstehen, die im bisherigen Haupthaus in der Altstadt, das zwar schnuckelig, verwinkelt und in weiten Teilen originell wirkt, nicht mehr vorhanden sind, oder dort mit hohem finanziellem Aufwand erkauft werden müssten.

Bei Baubürgermeister Matthias Längin stoßen die Pläne auf Offenheit. "Ich bin sehr erfreut über diese Entwicklung", antwortete Längin am Mittwoch auf SÜDKURIER-Anfrage. Für die städtebauliche Entwicklung des nördlichen Stadteingangs böten sich "große Chancen mit einem verlässlichen Partner". Aber nicht nur am Stadteingang, auch an der Ecke Landungsplatz/Hofstatt eröffneten sich zeitversetzt Möglichkeiten zur Innenstadtbelebung. Denn am bisherigen Standort wird die Volksbank, wie Schwarz ankündigte, zwar noch eine Geschäftsstelle unterhalten, und weiterhin auch das Immobilien-Geschäft betreiben. Große Teile des Gebäudes werden nach dem Umzug aber vermietet.

An der Lippertsreuter Straße erwirbt die Volksbank rund 5000 Quadratmeter. Die zwischen Hotel und Autohaus liegende Straße war bisher schon Privatstraße und wird überbaut. Im Gegenzug werde die Waldhornstraße etwas breiter, sagte Schwarz. 180 Arbeitsplätze werden am neuen Standort gebündelt. Aus dem gegenüber liegenden Espach-Center zieht die Voba aus, womit auch dort, über dem dm-Markt, neue Entwicklungschancen entstehen. Schwarz skizziert gegenüber der Belegschaft Ideen von mobilen Arbeitsplätzen und Sozialräumen, die zu einer Attraktivitätssteigerung der Bank als Arbeitgeber beitragen sollen. "Mit Blick auf die Arbeitswelt von morgen, von der heute noch niemand genau sagen kann, wie sie aussehen muss."

Neues am alten Standort

Der Stammsitz der Volksbank Überlingen liegt unverändert seit Gründung 1924 am Landungsplatz. Am Standort des ehemaligen Gasthauses Schiff wurde 1976 das mit Waschbeton verkleidete Haus neu gebaut. Seine Architektur ist gleichsam umstritten wie mit Preisen ausgezeichnet worden. Die Volksbank plant, eine Filiale weiterhin am alten Standort zu führen, auch das Immobilienbüro im ehemaligen SÜDKURIER-Haus an der Hofstatt weiter zu betreiben, ansonsten aber das Gebäude zu vermieten. Volksbank-Chef Hermann-Josef Schwarz ist überzeugt davon, dass ein neues Nutzungskonzept, das in den nächsten Jahren noch zu entwickeln ist, zu einer Belebung der Innenstadt beiträgt. Ob Boutiquen oder Gastronomie: "Alles andere als eine Bank trägt zur Belebung bei, vor allem am Wochenende." (shi)