Einen neuen städtebaulichen Akzent wird die Volksbank mit ihrem seit langem erwarteten Neubau an der Lippertsreuter Straße setzen. Das tut sie nicht zum ersten Mal: Schon die Zentrale an der Hofstatt, die heute mit ihrer Betondominanz inmitten der Altstadt nicht nur Freunde hat, war Anfang der 1970er Jahre nicht nur modern und zeitgemäß.


Gelände des früheren Autohauses Reich
Gleich mehrere Ausrufezeichen könnte die künftige Volksbank-Zentrale auf dem schon einige Jahre brachliegenden Gelände des früheren Autohauses Reich setzen. Der geplante lang gesstreckte Bau ist mit zwei vier- und einem fünfgeschossigen Element aufgelockert, zwischen denen weniger hohe Bereiche und zwei Innenhöfe angesiedelt werden sollen. Architekt Wolfgang Eitel, Partner und Geschäftsführer von Vollack archiTec in Karlsruhe, bat im Bauausschuss darum, sich bei der ersten Beratung nicht gleich auf die Gestaltung der Fassade zu stürzen. Zumal es in der aktuellen Planungsphase weniger um die Optik des späteren Gebäudes, sondern um das städtebauliche Konzept, die künftige Nutzung und um das Bauvolumen gehe. Doch was die Planer bisher zu Papier gebracht haben, könnte durchaus als echter urbaner Auftakt gelten.

Keine Empfehlung aussprechen
In seiner letzten Sitzung möge der Bauausschuss die aktuelle Planung und die Bewertung des städtebaulichen Konzepts durch den mobilen Gestaltungsbeirat lediglich zur Kenntnis nehmen und keine Empfehlung aussprechen, erklärte Baubürgermeister Matthias Längin vorweg. Das Gremium ersparte sich und den Zuhörern auch gleich jegliche Bewertung und beließ es bei den Kommentaren des Gestaltungsbeirats, der das Gelände am Vormittag inspiziert hatte. Das Nutzungskonzept sah Architekt Wolfgang Eitel der quasi dreieckig verlaufenden Fläche geschuldet. Tiergaragenplätze auf zwei Ebenen, ein lang gestreckter Bau über zwei Geschosse und drei quer dazu verlaufende höhere Elemente für Büros über weiter zwei bzw. drei Etagen – das waren die Eckpunkte. Das Parken an der Lippertsreuter Straße wolle man bewusst vermeiden und stattdessen eine attraktive Fassade mit einem Fußgängerbereich schaffen. Deshalb habe man die Zufahrt zur geplanten Tiefgarage in die Waldhornstraße gelegt.
Innenhöfe mit „Außenraumcharakter“
Sein Büro habe die „Volksbank der Zukunft“ auch ein Stück weit von innen nach außen entwickelt, sagte Architekt Wolfgang Eitel. Der Haupteingang ist auf der südöstlichen Ecke gelegen und führt zu den Filialangeboten. Zwei Innenhöfe hätten dabei echten „Außenraumcharakter“, erklärte Wolfgang Eitel. Vor dem Haupteingang sei ein kleiner Treppenweg zur Waldhornstraße vorgesehen, der einen „neuen Kurzschluss“ für Fußgänger darstelle.

Noch einmal intensiv nachdenken
Für den mobilen Gestaltungsbeirat machte der Freiburger Architekt und Stadtplaner Volker Rosenstiel einige Anmerkungen, über die die Planer noch einmal intensiv nachdenken sollten. Das Gremium der Architektenkammer regte ein Modell an, das die Baumassen und die Topografie für den Betrachter leichter erkenntlich mache. Zudem empfahlen sie, in einen Bebauungsplan gleich das Umfeld mit einzubeziehen, um das Vorhaben der Bevölkerung leichter vermitteln zu können. „Es kann sein, dass in der Waldhornstraße auch noch Bauabsichten entstehen“, mutmaßte Rosenstiel. Hier gebe es ja einige Häuser, „wo man sich fragt, wie das entstanden ist“. Deshalb erscheine eine städtebauliche Klärung hier sinnvoll.
Fragen zur Zufahrt zur Tiefgarage
Infrage stellte der Gestaltungsbeirat vor Ort die über die Waldhornstraße geplante Zufahrt zur Tiefgarage und regte an, diese den Anwohnern zuliebe doch auf die Lippertsreuter Straße zu verlegen. Aktuelle Entwicklungen im Bankenbereich ließen damit rechnen, „dass hier später einmal nicht nur Bankkunden aus- und einfahren“.
Baubeginn nicht absehbar
Zu einem möglichen Baubeginn für das große Vorhaben will sich die Volksbank derzeit noch nicht äußern. „Da gibt es noch zu viele Unwägbarkeiten“, sagt Pressesprecher Erich Heggenberger auf Nachfrage. Man habe zunächst gehofft, bis Ende des Jahres 2019 eine Baugenehmigung zu bekommen. Doch das sei bei den aktuellen Rahmenbedingungen sicher nicht realistisch, wenn zuerst ein Bebauungsplan erstellt werden müsse. Der soll auf Empfehlung des Gestaltungsbeirats nicht nur auf das Vorhaben bezogen sein, sondern aus städtebaulichen Gründen gleich einen größeren Bereich an der Lippertsreuter Straße erfassen, um künftige Entwicklungen hier steuern zu können. Der bundesweit tätige Projektentwickler Vollack archiTec plant mit der Volksbank nicht nur den geplanten Neubau, sondern berät das Geldinstitut auch bei der späteren Umnutzung der Zentrale an der Hofstatt. (hpw)