Zu einer konfrontativen Situation kam es am vergangenen Dienstag auf der Überlinger Hofstatt. Diese wurde wieder einmal Schauplatz für einen Streit rund um das Thema Parken. Vielen Überlingern dürfte noch der Heiratsantrag des Betriebshofleiters Alexander Barth mit Schneepflügen im vergangenen März im Gedächtnis sein. Der erhielt damals im Nachgang von Oberbürgermeister Jan Zeitler einen Rüffel, bei dem jüngsten Vorfall auf der Hofstatt war das Stadtoberhaupt selbst gemeinsam mit einem Mitarbeiter des SÜDKURIER vor Ort.
Männer schließen nach Ansprache Schiebedach und Fenster
Der Fahrer eines sportlichen Wagens fuhr ziemlich flott auf den Platz und parkte mitten in der Fußgängerzone vor der Volksbank-Filiale. Hinter dem Steuer saß ein junger Fahrer, daneben ein ebenfalls jugendlich aussehender Beifahrer. Beide schauten vertieft auf ihre Smartphones. Nachdem Jan Zeitler die beiden freundlich angesprochen hatte, schlossen die jungen Männer zunächst das Schiebedach und die Seitenfenster. Mit der Ansprache des Oberbürgermeisters wollten sie sich scheinbar nicht beschäftigen.
Fahrer behauptet, sein Onkel würde ihm Absolution erteilen
Zur Erinnerung: Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer gelangte im November 2018 mit seiner Aktion gegen einen Studenten in die Presse. Er fühlte sich von diesem beschimpft, machte ein Foto und verlangte den Personalausweis, um gegen den Mann eine Ordnungsstrafe zu verhängen. Ein Oberbürgermeister übt auch Polizeigewalt aus. Durchaus hätte Jan Zeitler hier richtig Druck machen können. Der Überlinger Oberbürgermeister blieb jedoch freundlich, aber bestimmt. Schließlich ließen die jungen Männer doch ein Fenster herunter und der Fahrer sagte sinngemäß, sein Onkel, der im Stadtrat sitze, würde ihm für diesen Fall schon eine Absolution erteilen. Nach längerem Hin und Her und auf wiederholtes Drängen von Jan Zeitler fuhren die beiden Männer mit dem Sportwagen in Richtung Osten durch die Hafenstraße davon.
Oberbürgermeister verärgert über „unverfrorenes Verhalten“
Jugendlicher Leichtsinn sei die eine Sache, sagte Jan Zeitler. „Wir waren alle mal jung.“ Aber er habe sich sehr über das Verhalten der beiden geärgert, denn hier hätte auch ein spielendes Kind verletzt werden können. Ein großes Auto zu fahren und einen Onkel im Stadtrat zu haben, rechtfertige nicht dieses laut Zeitler unverfrorene Verhalten. Der Überlinger Oberbürgermeister setzte in diesem Fall jedoch nicht auf die „Palmer-Methode“, sondern auf freundliche Beharrlichkeit. Allerdings solle der Fahrer nicht davon ausgehen, das dies beim nächsten Mal auch wieder so sei, sagte Zeitler.
Der von dem Fahrer benannte Onkel antwortete nicht auf eine SÜDKURIER-Anfrage, was es denn mit der von seinem Neffen behaupteten Absolution auf sich habe. Einen Tag später parkte das besagte Fahrzeug übrigens wieder an der Einfahrt zur Hofstatt im absoluten Halteverbot. An einer Stelle, an der ein zusätzliches Hinweisschild steht, das zum Freihalten der Rettungswege auffordert.