Mit einem Adventskalender fing alles an: Als Eva-Maria Bast noch regelmäßig als Autorin für den SÜDKURIER in Überlingen tätig war, entwickelte sie die Idee eines historischen Adventskalenders: Es ging um Geheimnisse der Heimat, um bekannte Orte oder Gebäude in der Stadt, deren Geschichte niemand kannte – außer ein paar Einheimischen, die sie dazu bewegen konnte, eben jene Geheimnisse preiszugeben. Daraus entstand 2010 in Überlingen das erste Buch: „Geheimnisse der Heimat“.

Mit diesem Band in knallroter Farbe öffnete Bast gleichsam das erste Türchen ihres ganz eigenen Adventskalenders, der in nahezu geheimnisvoller Weise immer wieder Neues gebiert. Mittlerweile erschienen ihre Geheimnisse-Bücher in rund 80 Städten, von Konstanz über München bis Hamburg. Gesamtauflage: rund 600 000 Stück. In ihrem Verlag Bast-Medien erscheinen weitere regionale Buchreihen sowie die 'Women’s History' im Zeitschriftenformat. Das schreibt sie nicht alles selbst, sondern koordiniert auch ein großes Netzwerk an Autoren.

Nach dem Erfolg der Geheimnisse-Reihe aus ihrem eigenen Verlag erarbeitete sie sich systematisch einen Namen als Autorin für historische und zeitgeschichtliche Romane. Bei Gmeiner in Meßkirch verlegte sie ihre Jahrhundert-Saga (“Mondjahre“), wozu sie ihre Oma inspirierte – eine Frau, die gegen das Naziregime kämpfte und ihren Enkeln in anschaulicher Weise das eigene Erleben schilderte.
„Ich möchte Geschichte lebendig machen“, sagt Bast, die in den letzten Jahren 17 Romane schrieb, darunter zwei Krimis und 15 historische Romane. Sechs Romane jährlich: Das ist aktuell ihr Pensum. Sie gilt, so zitiert Bast ihre Agentin, „als der TGV unter den Autoren“, so schnell schreibt sie.
Schnell heißt aber nicht unbedingt leicht. Von „leichter Literatur“ ihrer Werke, die in rosa- oder pastellfarbenem Einband verkauft werden, wolle sie nicht reden. Klar, es gehe immer auch um Liebe. „Ich schreibe aber keine Frauenromane für den Sonntagabend.“
Ihre Werke handeln von Krieg und Entbehrung, Aufstieg und Niedergang, Gesellschaft und den Zwängen harter Arbeit – begründet auf dem Boden der Geschichte, verortet an realen Schauplätzen, erzählt anhand historischer Personen. „Wie bei den Geheimnis-Büchern: Wir wollen Geschichte packen, sie aus staubigen Ecken ziehen und zeigen, wie es den Menschen damals ging.“ Sie würde sich zwar wünschen, dass ihre Buchumschläge „weniger Rosa und weniger Schnörkel“ enthalten. Wenn die Verlage damit aber eine Zielgruppe erreichen, die sich sonst nicht für Geschichte interessieren, sei sie glücklich damit.
17 Romane veröffentlicht, fünf weitere sind bereits geschrieben
Ihre aktuellen Werke erscheinen bei Piper, bei Blanvalet oder im Aufbau-Verlag. Teils schreibt sie unter dem Pseudonym Charlotte Jacoby oder Romy Herold, teils mit ihrem Co-Autor Jørn Precht. Gefragt nach der größten Auflage, berichtet Bast, dass die „Elbstrand-Saga“ mit über 130 000 Exemplaren der bislang meistverkaufte Roman war, gefolgt von den „Douglas-Schwestern“, die sich mittlerweile fast 100 000 Mal verkauften – alleine im deutschsprachigen Raum. Hinzu kommen Auslandslizenzen für Ungarn, Tschechien, Slowenien, Italien, Holland, sowie Hörbücher und Einnahmen für die Filmrechte. 17 Romane, darunter zwei Krimis, von ihr wurden mittlerweile veröffentlicht, fünf weitere hat sie bereits geschrieben, für 13 weitere Bücher (eines davon mit der Autorin Heike Thissen) gibt es offene Verträge.
Jetzt wieder fester Lebensmittelpunkt in Überlingen
Eva-Maria Bast wurde 1978 in München geboren, seit 1996 arbeitet sie als Journalistin, 2000 zog sie nach Heiligenberg, 2001 nach Überlingen. Sie ist Mutter von fünf Kindern, von denen zwei bereits erwachsen sind und nicht mehr zu Hause leben. Die 43-Jährige lebt (wieder) mit ihrem Partner Thomas zusammen, von dem sie vier Jahre lang getrennt war. Während der Trennung war sie drei Jahre lang mit Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt liiert und pendelte zwischen Überlingen und Würzburg.

Bast lebt in einer Jugendstilvilla in Überlingen, die sie im Look der damaligen Zeit einrichtete. Ihr Arbeitszimmer liegt in einem von Licht durchfluteten Raum, weiße Regale bieten Büchern Platz bis unter die Decke, im Wohnzimmer steht ein weißer Flügel, darunter ein rotes Bobby-Car und ein Bällebad.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ihr ein Herzensanliegen
„Ich möchte eine gute Mutter sein. Ich möchte für meine Kinder da sein. Dieser Beruf gibt mir die Möglichkeit dazu.“ Eva-Maria Bast ist froh, dass in der Pandemie das Homeoffice hoffähig wurde. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf war ihr immer ein Herzensanliegen. Zeit für die Fahrt zur Arbeit würde sie ungern verplempern. Morgens, wenn die Kinder aus dem Haus und versorgt sind, konzentriert sie sich auf das Schreiben, der Nachmittag gehört der Familie, und abends, wenn es ruhig wird im Haus, sitzt sie noch einmal am Computer.
Fleiß ja, aber auch sehr viel Disziplin sind nötig für so ein Pensum
Aber reicht ein gutes Familien- und Arbeitsmanagement aus, um einen derart hohen Output zu produzieren? Wie kriegt Bast das alles gebacken? „Durch total viel Disziplin“, sagt sie. „Das liegt am schnellen Tippen, und ich bin strukturiert.“ Alles sei bei ihr auf Effizienz ausgerichtet.
Eine Stoppuhr zeigt ihr minutengenau an, wann sie im Arbeits- und wann im Familienmodus steht. Morgens sechs Stunden Arbeit und abends bis zu drei. Das müsse reichen. Wobei sie in den Arbeitsstunden am Abend parallel auf dem Hometrainer sitzt und Sport macht. „Ich kann Multitasking.“ Zum Korrekturlesen lässt sie sich ihre Romane vom Computer vorlesen und räumt nebenher den Kleiderschrank um. Wenn sie an der Bushaltestelle wartet, beantwortet sie auf dem Handy schnell die wichtigsten Mails. „Bei mir wird jede Minute sinnvoll genutzt.“
Von realer Geschichte inspiriert, in der Fiktion greifbar gemacht
Wer oder was inspiriert sie? Ihr Verweis auf ihre Mitarbeiterin Melanie Kunze ist Bast ganz wichtig. Die Kollegin recherchiert im Hintergrund, befeuert sie mit Fakten aus der Vergangenheit, die Bast dann in Romane übersetzt. Einen Fundus an Figuren kann sie jederzeit auch aus tausenden „Geheimnissen der Heimat“ ziehen. Ohnehin hat sie schon als Journalistin gelernt, schnell zu recherchieren.
Der Entstehungsprozess ihrer Romane findet fortwährend statt. Beim Kochen, beim Autofahren, beim Haareföhnen. In Basts Hintergrund läuft ständig parallel ein Leben, das vor 100 oder 150 stattfinden hätte können. „Manchmal sehe ich in den Straßen nicht die Autos, sondern stelle mir vor, da fährt jetzt eine Kutsche. Ich träume von den Figuren. Sie sind wie Lebensbegleiter in dieser Zeit.“
In ihren Bücherregalen stehen Nachschlagewerke, Chroniken, Biografien, die Material für weitere Romane liefern. Wer sich mit der Buchautorin Bast unterhält, bekommt den Eindruck, als werde bei ihr alles Erleben und alles Gelesene wie in einem Farbenkasten gesammelt, um neu gemischt und in allen Farbschattierungen aufs Papier gebracht zu werden.
Und dann machen sich die Romanfiguren auf wundersame Weise selbständig
Und wenn Bast dann am Computer sitzt und Seite um Seite schreibt, geschieht dies so schnell, wie sie spricht. „Ich muss mir nicht überlegen, wie eine Handlung läuft. Das sprudelt aus mir heraus, von ganz alleine. Ich kenne ja meine Figuren. Sie tun aber nicht immer das, was ich sage.“ Wie das? „Neulich ist es mir passiert, da hatte ich mir eigentlich ein Happy End ausgedacht. Aber dann ist die Frau gestorben. Das war völlig richtig. Das hatte ich mir anders gedacht, aber das musste so sein.“