100 Jahre Firmengeschichte – darauf blickt das Unternehmen „Stengele – Die Meistermöbel“ in Überlingen dieses Jahr zurück. In dieser Zeit gab es, rechnet man den heutigen Euro dazu, unter anderem sechs Währungen. „Es macht deutlich, durch welche bewegte Zeiten unsere Firma gegangen ist“, sagt Inhaber Martin Stengele.
1920 begann sein Großvater Emil Stengele an der Gradebergstraße in einer kleinen Werkstatt Möbel zu bauen, um wenig später ins sogenannte Steinhaus, wo sich heute der Spitalkeller befindet, umzuziehen. Zu dieser Zeit fertigte er auch Metzgerdeckel, damit diese Würste in den Kesseln sieden konnten. Diese Deckel stellten später im Zweiten Weltkrieg und während der Währungsreform oftmals ein zweites wichtiges Standbein dar.

1939 wurde eine größere Werkstatt bezogen. Später übernahm sein Sohn Emil die Firma, der während eines Kriegseinsatzes in Russland schwer verwundet wurde. Im Jahr 1952 zog man an den heutigen Standort an der Owinger Straße 10: Die Werkstatt wurde wieder ein Stückchen größer. Weiteren Anbauten folgten 1976.
Martin Stengele begann Ausbildung im Betrieb
Im selben Jahr begann Martin Stengele seine Ausbildung im elterlichen Betrieb; vier Jahre später starb Firmeninhaber Emil Stengele jun., seine Frau Elisabeth übernahm die Firmengeschäfte. Im Februar 1982 begann Martin Stengele seine Meisterausbildung in Garmisch-Partenkirchen. Durch eine Lehrzeitverkürzung erhielt der damals 25-Jährige bereits 1983 seinen Meisterbrief.
1986 wurde eine dreigeschossige Ausstellungshalle gebaut. 1,9 Millionen Mark wurden damals investiert. „Dieser Schritt hat uns seinerzeit den Umzug ins Gewerbegebiet erspart und wir konnten die Infrastruktur der Werkstatt weiter nutzen“, sagt Martin Stengele, der zehn Lehrlinge ausbildete. Nach seiner Heirat 1991 übernahm er zum 1. Januar 1993 die Firma offiziell.

Wenn der Firmenchef zurückblickt, sagt der 63-Jährige, dass die Kunden heutzutage viel dankbarer als früher seien, wenn man eine qualifizierte Beratung anböte. „Wir haben trotz unseres vergleichsweise kleinen Hauses gegenüber der Konkurrenz oft das Kompliment bekommen, dass wir viele ausgesuchte Möbel haben.“ Viele Neukunden lernt er über das Internet kennen, ein eigener Internetshop besteht seit drei Jahren.
Dienstzeiten sind heute länger als früher
Doch lohnt sich das Möbelhaus überhaupt noch? „Natürlich, sonst würde ich es ja nicht machen“, sagt Stengele lächelnd. Es erfordere viel Einsatz, die Dienstzeiten seien mittlerweile länger als früher, aber man genehmige sich inzwischen eine Mittagspause. Der erste Lockdown im Vorjahr sei „super gelaufen, es war so viel Arbeit da, dass wir groß nichts gemerkt haben“, führt Stengele aus. „Viele Termine konnten über die Werkstatt vereinbart werden.“ Beim zweiten Lockdown dieses Jahr sei die Stimmung bei den Konsumenten aber nicht mehr so gut gewesen. Stengele: “Viele haben das Risiko gescheut, zu uns zu kommen.“
Und wie sieht es mit der Nachfolgeregelung aus? Von seinen drei Kindern werde niemand die Firma übernehmen, es gebe immer wieder verschiedene Interessenten. „Ich werde schon noch jemand finden, der die Firma übernimmt“, ist Stengele überzeugt. „Ich möchte aber keine Bauchlandung erleben, dass mein Nachfolger irgendwie die Luft ausgeht und die Firma nicht weiterführen kann.“ Kürzer treten will Stengele in Zukunft schon, aber aufhören noch lange nicht. „Ich habe noch Pläne für die nächsten Jahre.“