Ein „Regiomat“ ist ein großer Kühlschrank, gefüllt mit Lebensmitteln für den täglichen Bedarf, die man rund um die Uhr kaufen kann. Ein solcher „Regiomat“ steht seit Kurzem, wo man ihn eigentlich nicht vermuten würde: im Foyer der Überlinger Hauptfiliale der Sparkasse Bodensee an der Münsterstraße.

Im Angebot sind ausschließlich Bio-Produkte aus der Region, erklärt Reinhard Haas, Regionaldirektor der Sparkasse. Salami und Bierwurst, Hühnergeschnetzeltes vom Bruderhahn, Grillfleisch oder Eier liefert dazu das Demeter-Hofgut Brachenreuthe aus Überlingen. Alpkäse und Camembert stammen von der Hofgemeinschaft Heggelbach, ebenfalls in Bio-Qualität.

Hofgut Brachenreuthe und andere Betriebe vertreten

Der „Regiomat“ wird vom Hofgut Brachenreuthe in Kooperation mit weiteren Betrieben des Netzwerkes „WIR-Bio-Power-Bodensee“ betrieben. Alle Produkte in dem Automaten können mit jeder EC-Karte quasi rund um die Uhr gezogen werden. Doch Achtung, die Karte muss aufgelegt bleiben – auch noch nach dem Piepton, bis weitere Anweisungen erfolgen, sonst klappt es nicht mit dem Vesper.

Für die landwirtschaftlichen Erzeuger, wie das Hofgut Brachenreuthe, das zur Camphill-Gemeinschaft gehört, sei es wichtig, ohne Personalaufwand eine Absatzmöglichkeit für ihre Erzeugnisse zu haben. Für Betriebe dieser Größe und mit dem bisherig vorhandenen Angebot lohne sich noch kein Hofladen, sagt der stellvertretende Leiter des Hofguts, Reinhard Fuchs. Mit dem Standort stehe und falle der Erfolg eines solchen „Regiomaten“, in der Bank sei man sehr zentral, erklärt Rainer Grimminger von der Biomusterregion Bodensee, die als Netzwerk diese Initiative beratend unterstützte.

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Nun kann ein Überlinger, der zum Beispiel weit nach Ladenschluss der Supermärkte von der Urlaubsreise zurückkehrt, im „Regiomat“ Lebensmittel einkaufen. Das Angebot sei erweiterbar, man teste erst mal, erklärt Reinhard Fuchs. Über eine Digitalfunktion kann im Hofgut Brachenreute der Bestand im Kühlschrank überprüft und dieser dann nachgefüllt werden. Das erspare unnötige Fahrten, erläutert Hans-Joachim Gerlach von der Sparkasse.

Startschuss für den ersten „Regiomat“. Sie testen schon einmal das Angebot an regionalen Speisen (von links): Rainer ...
Startschuss für den ersten „Regiomat“. Sie testen schon einmal das Angebot an regionalen Speisen (von links): Rainer Grimminger (Biomusterregion Bodensee), Reinhard Fuchs vom Betreiber, dem Hofgut Brachenreuthe, Reinhard Haas, Walter Lorenz und Hans-Joachim Gerlach von der Sparkasse Bodensee. | Bild: Stef Manzini

Der „Regiomat“ ist ein Pilot-Projekt. Man könne sich weitere Standorte in anderen Filialen zum Beispiel in Owingen vorstellen, sagt Regionaldirektor Reinhard Haas. Als zertifiziertes „Gesundes Unternehmen“ lege das Unternehmen Wert darauf, auch seinen Mitarbeitern ein Angebot an gesunder Ernährung zu ermöglichen.

Keine Charmeoffensive, sondern Nachhaltigkeits-Projekt

„Nein“, der „Regiomat“ sei keine Charmeoffensive, um den Kunden die fortschreitende Automatisierung ihrer Bankgeschäfte schmackhaft zu machen, sagt Reinhard Haas auf Nachfrage. Vielmehr gehe es doch darum, ein Partner für regionale Betriebe zu sein und die Verpflichtung eines positiven und nachhaltigen Fußabdrucks zu erfüllen.

Die Corona-Pandemie habe zusätzlich gezeigt, dass der Bedarf nach unkompliziertem Einkauf ohne Kontakte gestiegen sei, erklärt der stellvertretende Betriebsleiter des Hofguts Brachenreute, Reinhard Fuchs. Rainer Grimminger von der Biomusterregion Bodensee sieht im „Regiomat“ eine Möglichkeit, die Produkte rund um die Uhr zu vermarkten: „Hier ist ein Ort, der viel frequentiert wird, auch noch mit einem Dach über den Kopf, also perfekt geeignet.“ Die Biomusterregion Bodensee ist eine Initiative des Landes Baden-Württemberg, um die regionale Wertschöpfungskette und den ökologischen Landbau aktiv zu stärken.

Die Sparkasse Bodensee verdiene an dem Automaten nichts, so steht es in einer Presseerklärung, in der es weiter heißt: „Wenn wir als Gesellschaft weiter selbst bestimmt leben wollen, dann müssen wir auch die ökologischen Grundlagen unseres Zusammenlebens schützen. Und zwar jetzt – nicht erst morgen.“

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Judith Krank aus Überlingen hat den „Regiomat“ ausprobiert. Normalerweise, sagt die Überlingerin, kaufe sie ihre Eier am Samstag auf dem Bauernmarkt bei Alfred Beck. „Hoffentlich ist der Alfred jetzt nicht gekränkt, aber ich mache es und probiere mal den ‚Regiomat‘ aus“, sagt sie lachend. Der Automat funktioniert, und kurz nach dem Auflegen der EC-Karte hält Judith Krank die Eier in den Händen. Das sei doch eine gute Ergänzung des hiesigen Angebots, besonders nach Ladenschluss könne man sich hier mit regionalen Lebensmitteln versorgen, findet sie.