Hofläden gibt es schon länger in der Region. Die Corona-Pandemie dürfte dazu beigetragen haben, dass so mancher Landwirt sich überlegt hat, in dieses Nischenangebot einzusteigen. Deshalb gibt es immer mehr Eier, Kartoffeln, Obst, Käse und Wurst in den kleinen Läden zu kaufen, die sich meistens an einer Durchgangsstraße befinden und der Betreiber deshalb mit genügend Kunden rechnen kann.
Schließlich muss immer erstmal investiert werden. Kühlung für bestimmte Produkte, eventuell ein Automatensystem oder auch eine Videoüberwachung, die leider oft nötig ist. „Es ist auf jeden Fall ein Wagnis, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt“, sagt Roman Mogg. Der 34-jährige Agraringenieur hat in Steinsbrunn einen Hof übernommen und betreibt dort zusammen mit seiner Frau Miriam Bühler auch seit März einen Hofladen.
Steinsbrunn? Vielen SÜDKURIER-Lesern dürfte das kleine Dorf kein Begriff sein. Fährt man von Heiligenberg in Richtung Wintersulgen, dann sieht man nach Betenbrunn ein kleines Hinweisschild und ein deutlich größeres, das auf den Hofladen beim Steinsbrunner Hof hinweist. Vorbei an einem restaurierten kleinen „Käppele“ geht es dann auf einem schmalen Weg zum Hof.
Der Hofladen ist in einem landwirtschaftlichen Gebäude eingerichtet. Gegenüber vom Eingang befindet sich die Milchtankstelle, die dem Kuhstall angegliedert ist. Dort sorgt ein Melkroboter dafür, dass die 50 Kühe dann gemolken werden, wenn es Zeit ist. Die Milch kann der Kunde dann „kuhfrisch“, aber gekühlt, selbst zapfen. Flaschen sind mitzubringen oder können im Hofladen gekauft werden.

Doch Milch ist nicht alles, was es hier gibt. Die Regale sind gut bestückt, als der SÜDKURIER vorbeischaut. Heute gibt es auch frisches Dinkelbrot, das von fachkundiger Hand gebacken wird. Und vielleicht noch die selbstgemachte Marmelade aus dem Regal daneben dazu? Es darf auch Honig oder Leberwurst sein. Die Liköre hebt man sich besser für später auf. Eier, Zentrofan-Mehl und Äpfel gibt es auch. Die stammen aber nicht vom Steinsbrunner Hof, sondern von Verwandten, die auch Landwirtschaft betreiben. Bis nach Salem und Horgenzell reicht das Familiennetzwerk. Nicht aus Familienproduktion stammt das Bauernhofeis.
Lammfleisch von der eigenen Herde im Verkauf
„Eigentlich nichts Besonderes“, werden nun die Kunden anderer Hofläden sagen. Doch da ist noch das Fleisch. Wer übers Internet oder per Telefon seine Portionen bestellt, der kann sich auf Lammkotelettes und andere Stücke von der Herde freuen, die Roman Mogg zusammen mit seinem Bruder Simon hält. Der ist nicht Landwirt, sondern Elektrotechniker. Und er liebt Lammfleisch. Dazu gehört auch die scharf gewürzte Hackfleisch-Bratwurst Merguez, die aus der maghrebinischen Küche stammt und mit den Zutaten aus Steinsbrunn besonders lecker schmeckt. Als Spezialität gibt es Landjäger aus Lamm.
Mogg hält auch Schwäbisch-Hallische Landschweine
Wer lieber Schweinefleisch mag, der kann sich hier ebenso eindecken. Die Schwäbisch-Hällischen Landschweine werden nur in bäuerlicher Landwirtschaft artgerecht gehalten. Die „Mohrenköpfle“, wie sie aufgrund ihrer charakteristischen Färbung genannt werden, sind robuste und stressresistente Tiere.
„Feinschmecker rühmen ihr zartes, saftiges Fleisch mit der natürlichen Speckauflage und dem unvergleichlich guten Geschmack“, lobt Roman Mogg seine Schweineherde. Das Schwäbisch-Hällische Landschwein geht auf König Wilhelm I. von Württemberg zurück, der um 1820 der Landeszucht einige chinesische Maskenschweine zuführte. Damals war die Freilandhaltung üblich und auf dem Steinbrunner Hof ist das auch heute noch so.

Warum kaufen Kunden in Hofläden ein?
Erwin Zweifel aus Wittenhofen ist heute gekommen, um sich mit Fleisch einzudecken. Der 58-jährige Hobbykoch bevorzugt Fleisch „von guter Qualität und aus Eigenvermarktung“, wie er sagt. Fleisch vom Discounter kommt ihm nicht in die Pfanne. Der niedere Preis kann ihn nicht locken. „Dass es auf dem Hof mehr kostet, das ist es mir Wert“, lautet seine Überzeugung.
Er hat Schweinefleisch gekauft. Lamm hat er noch aus einer anderen Quelle im Gefrierschrank. Rindfleisch kauft er bei seinem Bruder, der hat nämlich einen Hof und betreibt Mutterkuhhaltung. Nichte Ramona hat Nudeln gekauft. Ihr Vater hat zwar einen Hof, aber keinen Hofladen. Für die 28-Jährige ist es „ganz normal“, dass man Lebensmittel möglichst vom Hof bezieht.

„Wir möchten einfach gute Lebensmittel“, antwortet Christine Kempter aus Betenbrunn auf die Frage, warum sie auf dem Hof einkauft. Der regionale Einkauf ist ihr und ihrem Mann Wilfried wichtig. „Wir machen das aber schon länger“, sagt die 59-Jährige, die froh ist, Fleisch und Wurst in der Nähe zu bekommen. Dass die Waren auf dem Hof mehr kosten, das ist für die Kempters kein Problem. Besonders das Schwein sei viel hochwertiger. „Und es schrumpelt nicht in der Pfanne“, sagt Christine Kempter lachend.

Gar nichts mit Landwirtschaft zu tun hatte Miriam Bühler. Dann hat sie ihren Roman kennengelernt und damit auch die Landwirtschaft. Sie ist von Beruf Verwaltungsfachangestellte und kümmerte sich bei er Stadt Überlingen um die Kindergärten. Die zweifache Mutter ist vorwiegend für den Hofladen zuständig. Neben der Buchhaltung sorgt sie auch für die Bestückung der Regale. Und auch für die Erziehung von Ferdinand (zwei Jahre) und Antonia (vier Monate).
Vor drei Jahren von Leo Rothmund übernommen
Mit 80 Hektar Land, den 50 Kühen, den Schafen und Schweinen ist der Steinsbrunner Hof nach Aussage von Roman Mogg heutzutage eher schon ein kleiner Betrieb. Er hat ihn vor drei Jahren übernommen und stammt eigentlich aus Beuren bei Salem. Der Vorbesitzer Leo Rothmund hatte keine eigenen Kinder und auf der Suche nach einem Hofnachfolger entstand der Kontakt zu Roman Mogg, der den Hof dann bereits ein Jahr später übernommen und es bis heute nicht bereut hat. Silomais, Weizen, Gerste und Hafer wachsen auf den Äckern. Der Anbau von Dinkel ist angedacht.
Mogg: „Wir sind schon weit weg vom Schuss“
Die Zukunft der Hofläden sieht er positiv. Man müsse aber berücksichtigen, dass immer mehr Landwirte auf den Trend aufspringen. Moggs Problem ist die Lage. „Wir sind schon weit weg vom Schuss“, bedauert er. Aber man bekomme bei ihm ein schönes und umfangreiches Sortiment. Die Investition für Verkaufsautomaten hat er bislang gescheut.
Er hat sich bei anderen Höfen umgesehen und fand die Möglichkeit der Bezahlung auf Vertrauensbasis durchaus akzeptabel. Außerdem sei ja auch die ganze Zeit jemand auf dem Hof. Aber: „An einer vielbefahrenen Hauptstraße würde dieses System vermutlich nicht funktionieren, da wird zu viel geklaut“, meint der Landwirt. Miriam Bühler hat ebenfalls Vertrauen in die Kundschaft auf dem Steinsbrunner Hof. „Bis jetzt hat die Kasse immer gestimmt“, sagt sie und kümmert sich um den nächsten Kunden.