Genau ein Jahr ist es her, dass die Salemer Katja Wollschläger sowie Nikolai und Philip Kleiner mit ihrem Online-Hofladen Frida Frisch gestartet sind. Ihr erklärtes Ziel war es von Anfang an, Landwirte vor Ort zu stärken und deren Erzeugnisse direkt zu den Kunden nach Hause zu bringen.

1000 Produkte, 70 Erzeuger und 1500 Kunden

In diesem Jahr hat sich eine Menge getan, wie die jungen Geschäftsleute bei einem Besuch in ihrem Büro im Salemer Ortsteil Beuren erzählen. Mittlerweile haben sie über 1000 regionale Produkte im Angebot, arbeiten mit 70 Erzeugern zusammen und haben rund 1500 Kunden erreicht. Ihre momentanen logistischen Kapazitätsgrenzen sind ausgereizt, wie sie erzählen. Daher sind sie auf der Suche nach größeren Büroräumen plus Lagermöglichkeiten für den bisherigen Lieferbezirk zwischen Sipplingen und Hagnau.

Sogar aus Norddeutschland kamen Anfragen nach dem Konzept

Darüber hinaus hat das Trio Pläne, das virtuelle Geschäft mit den nachhaltig produzierten Waren regionaler Anbieter auf die andere Seite des Bodensees auszuweiten. Nachdem der Fernsehsender ZDF Ende Oktober eine Dokumentation über Frida Frisch sendete, gibt es sogar Anfragen aus Norddeutschland, wie Philip Kleiner erzählt. “Wir müssen wachsen, um unser Konzept zu erhalten und wirtschaftlich überleben zu können“, erläutert Katja Wollschläger. Weil sie sich in der Region fest verwurzelt fühlten, sei es ihr Ziel, die Standorte am See selbst zu betreuen, unterstreichen sie. Für weitere Standorte wollen sie dann Konzept und Plattform bieten.

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Krise als Chance: Statt nachhaltiger Sportgetränke ein Online-Hofladen

Nach einem Rückblick auf die vergangenen zwölf Monate gefragt, halten die Jungunternehmer kurz inne. “Es ging alles äußerst schnell und war sehr beeindruckend“, sagt Kleiner mit Blick auf die steile Entwicklung ihres Start-ups. Zunächst wollte das Gründer-Trio nachhaltige Sportgetränke verkaufen. Doch durch die Pandemie platzten ihre Pläne und sie stiegen kurzfristig auf den Online-Handel mit regionalen Produkten um. Der Corona-Situation geschuldet, hätten sie anfänglich vor allem viele Altersheime beliefert.

Opas Scheune, Hof und Wohnhaus sind momentan die Wirkungsstätte von Philip Kleiner und Katja Wollschläger – mittelfristig wollen ...
Opas Scheune, Hof und Wohnhaus sind momentan die Wirkungsstätte von Philip Kleiner und Katja Wollschläger – mittelfristig wollen sie sich vergrößern. | Bild: Martina Wolters

Für eine bessere CO2-Bilanz soll Haltbares jetzt zwischengelagert werden

Mit der Zeit kamen immer mehr Käufer und Produkte hinzu. Ein einziger Transporter zum Abholen der Salatköpfe, Eier, Erdbeeren oder Fisch- und Fleischprodukte reicht da bei Weitem nicht mehr aus. „Das Hauptthema ist die Logistik, sprich, die Ware frisch vor Ort zu haben“, erklärt Philip Kleiner. Bisher seien sie komplett ohne Zwischenlager ausgekommen. „Um CO2-technisch eine gute Bilanz hinzubekommen, sollen beispielsweise Produkte wie Säfte zwischengelagert werden“, erklärt Katja Wollschläger ihr Vorhaben, vor Ort ein größeres Lager einzurichten.

Im Winter Zitrusfrüchte von spanischen Biobauern

Einen Kompromiss sind sie bereits eingegangen. Weil es über die Wintermonate am See außer Äpfeln und Birnen kein anderes Obst gibt, sind sie eine Kooperation mit spanischen Biobauern eingegangen. Die Kleinbauern beliefern sie mit Zitrusfrüchten. Die Nachfrage sei bei den Kunden da. „Unser langfristiges Ziel ist es, dass jemand, der bei uns bestellt, nur noch alle drei Wochen zu einem herkömmlichen Super- oder Drogeriemarkt gehen muss“, sagt Kleiner.

Katja Wollschläger nimmt hier Salatköpfe von Sebastian Günther vom Salemer Spießhaldenhof in Empfang.
Katja Wollschläger nimmt hier Salatköpfe von Sebastian Günther vom Salemer Spießhaldenhof in Empfang. | Bild: Martina Wolters
„Freie Wochenenden haben wir keine mehr.“
Katja Wollschläger

Damit sie die Wünsche ihres stetig gewachsenen Kundenstamms erfüllen können, müssen Philip Kleiner und Katja Wollschläger ganz schön ackern. Ihr Geschäftspartner Nikolai hat mittlerweile die Leitung eines örtlichen Gesundheitszentrums übernommen und fällt daher weg. Die beiden Studenten, die kurz vor ihrem Bachelor-Abschluss stehen, sind voll ausgelastet mit ihrer Firma. Da sie nicht für jeden Tag Fahrer haben, liefern sie noch selbst aus. “Freie Wochenenden haben wir keine mehr“, sagt Wollschläger.

Zur Weihnachtszeit mussten plötzlich gut 200 Geschenkkörbe gefüllt werden

Sie erzählt von der Weihnachtszeit, als zusätzlich zum Tagesgeschäft plötzlich gut 200 Geschenkkörbe gefüllt werden mussten. Es sei unabdingbar, spontan und flexibel zu sein, weiß die Studentin der Betriebswirtschaftslehre. Zum Glück hätten sie Familie und Freunde, die einspringen, wenn es nötig ist.

Teilweise warten Kinder schon vor der Tür auf die bestellten Waren

Trotz der vielen Arbeit findet die 25-Jährige ihr Tun erfüllend. Teilweise warteten Kinder der Kunden schon mit Körbchen oder Kiste vor der Haustür auf die bestellten Waren. Es gebe auch nach wie vor viele, gerade ältere Menschen, die äußerst dankbar seien für den Lieferservice, freut sich Wollschläger. „Außerdem müssen wir wertschätzen, was wir in dem einen Corona-Jahr alles geschaffen haben“, resümiert Wollschläger. Ihr virtuelles Hofladenangebot zahle sich für alle Beteiligten aus: das Frida-Frisch-Team, die Landwirte und die Kundschaft.