Einen nachhaltigen Weg verfolgt die Gemeinde Frickingen schon seit vielen Jahren. Über die Nachhaltigkeitswerkstatt 2022 kam ein Bürgerbeteiligungsprozess mit lebendigen Arbeitsgemeinschaften in Gang. Jetzt macht sich Frickingen daran, „Fairtrade-Stadt“ zu werden. Dafür hat eine fünfköpfige Steuerungsgruppe um die Nachhaltigkeitsbeauftrage Cristina Aguirre ein vielfältiges Programm plus Gewinnspiel erarbeitet. Die Veranstaltungen vom 12. bis 28. September reichen dabei von Mitmachaktionen über Information bis hin zu kulinarischen Erlebnissen rund um die Thematik fairen Handel.

Roman Pfaff ist Gastwirt des Löwen im Ortsteil Altheim: „Fairtrade-Produkte lassen sich unkompliziert in den Alltag integrieren. Oft ...
Roman Pfaff ist Gastwirt des Löwen im Ortsteil Altheim: „Fairtrade-Produkte lassen sich unkompliziert in den Alltag integrieren. Oft genügt es, bei den Zutaten bewusst hinzuschauen, die ohnehin aus dem Welthandel stammen. Uns geht es nicht um Dogmen oder Zwang, sondern darum, zu zeigen, wie kleine Veränderungen im Konsumverhalten eine große Wirkung entfalten können.“ | Bild: Martina Wolters

Ziel sei es, die Themen Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und globale Verantwortung für alle Generationen erlebbar zu machen. „Die Faire Woche bietet eine wunderbare Gelegenheit, zu zeigen, wie fairer Handel konkret in Frickingen gelebt werden kann“, findet die Steuerungsgruppe. Ferner geht es der Gruppe darum, aufzuzeigen „wie wir als Gemeinde unseren Beitrag zu mehr Gerechtigkeit in der Welt leisten können.“ Mit der Aktionswoche wollen die Gruppenmitglieder noch mehr Menschen erreichen. „Wir sind ganz stolz, dass 17 Akteure aus verschiedenen Teilen der Gemeinde mitmachen“, unterstreicht Aguirre in einem Informationsgespräch. Sie sieht darin einen Beweis, dass Frickingens Bewohner der Materie offen gegenüberstehen. Die Beteiligten und ihre größtenteils kostenfreien Angebote beziehungsweise Aufgabenstellungen sind auf einem Flyer zu finden.

Simone Sauter ist Gastwirtin des Löwen im Ortsteil Leustetten: „Seit vielen Jahren ist uns die Herkunft der Lebensmittel, die wir im ...
Simone Sauter ist Gastwirtin des Löwen im Ortsteil Leustetten: „Seit vielen Jahren ist uns die Herkunft der Lebensmittel, die wir im Gastronomiebetrieb einsetzen, wichtig. Die Landwirte vor Ort zu unterstützen, Waren direkt vom Erzeuger zu beziehen und Ihnen einen fairen Preis zu bezahlen. Oft übersehen wir das bei Produkten, die nicht direkt vor der Haustüre wachsen. Hier bietet uns „Fair Trade“ eine super Chance, das zu tun.“ | Bild: Martina Wolters

Körbe mit fairen Produkten gewinnen

Zum Beispiel geht es um den Besuch des Auftaktvortrags zu fairem Handel am 12. September oder darum, den Infostand der Nachhaltigkeits-AGs auf dem Herbstmarkt zu besuchen. Im Familientreff Frickingen wird ein faires Frühstück geboten. Im Kinderhaus Altheim gilt es Quizfragen zu beantworten. Auch Gastronomie, Tankstelle, Lebensmittelmarkt, Obstbauern, Grundschule und Camphill-Ausbildungen sind mit im Boot. An einem Nachmittag verkaufen die F.A.L.-Fußballer faire Fußballsocken. Die katholische Kirchengemeinde will faire Handelsbedingungen und Rechte für Mitarbeitende im Globalen Süden in zwei Gottesdiensten thematisieren. „Mindestens fünf der Mitmachaktionen müssen besucht werden, um an einem Gewinnspiel teilzunehmen“, erklärt Aguirre. Als Gewinne gibt es fünf Körbe, gefüllt mit fair gehandelten Produkten.

Susanne Zerwes, Pfarrgemeinderätin: „Anfangs fand ich das Thema Fairtrade schwer zu fassen. Ich selbst kaufe gerne auf dem Markt ein und ...
Susanne Zerwes, Pfarrgemeinderätin: „Anfangs fand ich das Thema Fairtrade schwer zu fassen. Ich selbst kaufe gerne auf dem Markt ein und möchte auch hiesige Bauern unterstützen. Ich denke ein Mix von regionalem und Fairtrade-Einkauf wäre schön, um niemanden zu benachteiligen.“ | Bild: Martina Wolters

„Wir wollen niemanden zwingen, faire Produkte zu konsumieren“, so Aguirre. Ihnen sei es wichtig, Menschen zu überzeugen, dass faire Produkte etwas teurer sind, dafür aber Großes bewirken könnten. Als Beispiel führt Michael Beer von der Steuerungsgruppe das Verhindern von Flucht aus wirtschaftlicher Not an. Aguirre verweist auf die Ausbeutung von Kindern, die von fairen Bedingungen profitierten.

Michael Beer, Mitgründer Naturkostgroßhandel Bodan: „Ich bin dafür, den globalen Handel nicht nur im Kontinente-Kontext zu betrachten, ...
Michael Beer, Mitgründer Naturkostgroßhandel Bodan: „Ich bin dafür, den globalen Handel nicht nur im Kontinente-Kontext zu betrachten, sondern immer im Gesamtkontext und dabei auch in die Nähe zu schauen. Mir ist es ein besonderes Anliegen, auch vor Ort nach den regionalen Erzeugern zu gucken. Insgesamt muss der Handel immer so sein, dass er für jeden fair ist.“ | Bild: Martina Wolters

Für uns sei es kein großes Problem, faire Produkte in unseren Einkauf zu integrieren. „Für die Menschen in armen Regionen macht es einen großen Unterschied“, sagt die Koordinatorin für kommunale Entwicklungspolitik. Als Verbraucher könne man ganz einfach Verantwortung übernehmen. „Jeder kleine Einkauf hilft“, ist auf dem Flyer zur Fairen Woche zu lesen. Der ebenfalls vermerkte Tipp lautet, sich nur auf ein paar fair gehandelte Produkte zu konzentrieren, die aus Übersee stammen und regional nicht vertrieben werden. Als Beispiele sind Kaffee, Kakao, Schokolade, Tee und Bananen genannt.

Der Steuerungskreis setzt sich neben Cristina Aguirre zusammen aus Michael Beer, Roman Pfaff, Simone Sauter, Susanne Zerwes.

Informationen und Flyer zur Fairen Woche finden sich unter: www.frickingen.de.