Der Narrentag 2024 neigt sich dem Ende. Nach einem spektakulären Nachtumzug und einer friedlich verlaufenen Freinacht strahlte die Sonne am Sonntag über Oberndorf. Höhepunkt war der große Umzug durch die Stadt. Die Zünfte aus Rottweil, Elzach, Oberndorf und Überlingen feierten an diesem Wochenende Narrentag in Oberndorf und haben damit viele Besucher glücklich gemacht.
Bildergalerien vom NarrentagVom Sonntagsumzug
Vom Narrenbaumstellen
Vom Zunftmeisterempfang
Vom Nachtumzug
Dieser Artikel bündelt alle Fotos und Videos vom Narrentag in Oberndorf. Darunter Bildergalerien von den Höhepunkten dieses Treffens. Weiter unten zu sehen: Ein Video von einem Hänsele, der mit der Karbatsche ein Hänsele umwickelt. Außerdem: Wie die Schuttig um das Feuer tanzen und noch weitere Bilder und Videos.

Ein Meer aus Farben beim Sonntagsumzug
Gefühlt noch mehr Hästräger und noch mehr Besucher als beim Nachtumzug säumten die Straßen Oberndorfs beim großen Umzug des Viererbundes. Von der Sonne beschienen, leuchteten die weißen Federn der Federahannes aus Rottweil und die roten Bollen der Schuttig. Die Hänsele luden zum Walzer, die Hansel aus Oberndorf verteilten großzügig Brezeln. Damit aber noch nicht genug, der Narrentag geht erst dann wirklich zu Ende, wenn dann spät am Sonntag der letzte Narrenmarsch verklungen ist.
Freinacht in fast 60 Besenwirtschaften
Feiern die ganze Nacht: Das war möglich beim Narrentag in Oberndorf. Fast 60 Gaststätten, Besenwirtschaften und Verpflegungszelte hatten geöffnet. Wie Bernd Franke, Schriftführer der gastgebenden Narrenzunft aus Oberndorf mitteilte, verlief die Nacht friedlich. „Es gab laut Security keine besonderen Vorfälle, alles lief friedlich.“ Und dann schiebt er den Satz nach: „Und es war sehr viel los.“
Nachtumzug mit phantastischer Stimmung
4000 Hästräger und Mitglieder von Musikkapellen, so die Information der Narrenzunft Oberndorf, nahmen am Nachtumzug durch die abgedunkelte Stadt Oberndorf teil. Die Zahl der Besucher am Straßenrand sei schwierig zu schätzen, so Bernd Franke, Schriftführer der NZO. Sie gingen aber von 5000 bis 10.000 Personen aus, in Summe also bis zu 15.000 Narrenfreunden, die sich am Samstag in Oberndorf aufhielten. Diese erlebten einen schier unendlichen Zug an Federahannes, Rössle, Schantle, Hänsele, Schuttig, Hansel oder Narro, die, sorgsam bewacht von den Landsknechten aus Rottweil, durch die Gassen zogen.
Wenn die Überlinger Hänsele ihre Karbatsche schlagen, gilt es, einen Sicherheitsabstand zu wahren. Das Publikum tritt dann, auch in Erinnerung an einen Unfall beim Treffen 2010, lieber mal noch einen Schritt zurück. Nicht so in diesem Fall, bei dem sich am Ende die Karbatsche um ein anderes Hänsele schwingt. Man achte dabei auf die im Hintergrund mit einem Luftballon spielenden Hänsele:
Die Hästräger aus Überlingen und Elzach mit ihren Teufelshäsern sind auf Nachtumzüge spezialisiert. Die Hänsele ganz in Schwarz, die Schuttig mit ihren Fackeln, die am Ende in einem heißen Schuttigfeuer enden.
Wenn die Elzacher um das vom schwarzen Teufel geschürte Feuer tanzen, scheinen sie geradezu in Trance zu fallen. Eine Bildergalerie ist hinter diesen Zeilen verlinkt. Das Publikum jedenfalls ist jetzt in der richtigen Stimmung für die anstehende Freinacht. Das Wetter spielt mit, es ist zwar kühl, aber in den fast 60 Besenwirtschaften und Restaurants gibt es genügend Platz – und auch auf der Straße wird noch lange getanzt.

Freundschaft per Handschlag besiegelt
Eine ehemalige Klosterkirche gilt in Oberndorf als die gute Stube der Stadt, wohl so etwas wie der Kursaal in Überlingen. Hier fand ein Zunftmeisterempfang für geladene Gäste des Narrentags statt, an dessen Ende die Narrenchefs aus Oberndorf, Rottweil, Elzach und Überlingen ihre Freundschaft per Handschlag erneuerten. Einen Vertrag oder eine Satzung hat das seit 61 Jahren bestehende Viererbündnis nicht. Marco Pfisterer, Zunftmeister aus Oberndorf, sagte: „Ein Handschlag besiegelt immer wieder unsere Freundschaft.“ Ihr Wunsch sei es, den Verlauf der Fastnacht so zu erhalten, wie sie es von ihren Eltern und Großeltern erlernt haben. „Offen und der Zukunft zugewandt, aber nie die Wurzeln vergessend.“
Pfisterer ist glücklich, dass der „Mythos“, wonach es beim Narrentag in Oberndorf stets regne, nun besiegt sei. „Unser Narrentag, von der Sonne verwöhnt“, sagte er unter dem Jubel der Gäste. Der Narrenchef würdigte beim Empfang die Blaskapellen der Viererbund-Städte, ohne die eine Fastnacht nicht denkbar wäre. Sobald einer der Narrenmärsche zu hören ist, „fängt der eine an zu singen, der anderen zum Brummeln, oder zum blären“, womit Tränen der Rührung gemeint sind. Eine musikalische Kostprobe gab die Oberndorfer Schantlekapelle mit ihren Akkordeons, zu denen Überlingens Narreneltern Stefan Mayer und Achim Friesenhagen ein Tänzchen vollführten.

Der Narrenbaum steht auf dem Schuhmarktplatz
Die Zimmermannsgilde der Narrenzunft Überlingen unter ihrem neuen Gildemeister Florian Meßmer stellte auf dem Schuhmarkt erfolgreich den 20 Meter hohen Narrenbaum. Die Überlinger sind traditionell beim Viererbundtreffen dafür zuständig. Der Baum bekam im neuen Narrenbaumloch zwar zunächst ein bisschen Übergewicht, die Meßmer-Truppe schaffte es dann aber, ihn ins Lot zu stellen. Beim Narrentag 2010 ist der Fuß bei starkem Wind über das Loch gerutscht und der Baum auf den Boden gekracht. Diesmal gelang ihnen die Arbeit, die wir mit vielen Fotos dokumentieren, gefahrlos. Allerdings war der letzte Meter eine kippelige Sache, wie dieses Video zeigt.
Oberbürgermeister Jan Zeitler hätte in direkter Falllinie gestanden, sagte aber, dass er sich jederzeit sicher gefühlt habe. Einmal im Narenbaumloch, könne er nicht mehr umfallen. Florian Meßmer sagte: „Wenn der da drin ist, dann hängt er fest. Ich habe eine tolle Truppe, auf die ich zurückgreifen kann. Allein kann ich den Baum ja nicht stellen. Die haben alle gut geschafft und mich unterstützt, das war echt super. Ich hatte keine Angst heute, dass das in die Hose geht.“

Vor dem Fassanstich kündeten die Rottweiler Ausscheller vom bevorstehenden Fest, das sodann vom Oberndorfer Zunftmeister Marco Pfisterer für eröffnet erklärt wurde. Den Zimmermännern galt der erste Humpen Bier, wobei Bürgermeister Matthias Winter beim Fassanstich seine Schwierigkeiten hatte. Der neue Oberndorfer Schultes entschuldigte sich später beim Zunftmeisterempfang für dieses Malheur, schließlich sei es für ihn eine Premiere gewesen. Winter hatte bislang mit Fastnacht wenig am Hut. Zunftmeister Pfisterer bestätigte ihm aber, dass er den Geist von Fastnacht schnell verinnerlicht habe und in den Vorbereitungen für das närrische Großereignis die Narrenzunft gut unterstützt habe.

Redaktionsstube bei den Freunden vom Schwabo
Wir vom SÜDKURIER sind live in Oberndorf dabei und versorgen Sie das ganze Wochenende über mit aktuellen Fotos, Videos und O-Tönen. Damit das technisch gut klappt, haben wir Herberge bezogen in den Redaktionsräumen des Schwarzwälder Boten, der seinen Hauptsitz in Oberndorf hat. Maren Peters, Assistentin der Chefredaktion, öffnete uns die Tür, getreu dem Motto, das auch beim Viererbund gilt: Feiern unter Freunden. In diesem Fall: Arbeiten bei Freunden. Maren Peters stammt aus Engelskirchen, einer Hochburg des Karnevals, und kam vor nicht ganz einem halben Jahr nach Oberndorf. Sie erlebt mit dem Viererbund-Treffen also zum ersten Mal die schwäbisch-alemannische Fastnacht. „Ich bin schon sehr gespannt darauf, und habe mir die Besonderheiten der einzelnen Figuren genau erklären lassen.“
Höhepunkte an diesem Wochenende
Höhepunkte des Treffens ist der Nachtumzug am Samstag, bei dem die Teufelsfiguren von Schuttig und Hänsele eine besondere Wirkung entfalten, sowie der Sonntagsumzug, bei dem die Weißnarren aus Rottweil und Oberndorf, mit Narro und Gschell, besonders zur Geltung kommen. Zu einem Fest für alle Besucher, im Häs oder als Clown verkleidet, wird jedes Mal auch die Freinacht in den Besenwirtschaften. Eröffnet wird das Treffen am Samstag um 10.30 Uhr von der Zimmermannsgilde aus Überlingen, bevor die Rottweiler Ausscheller zu hören sind. Närrisches Treiben herrscht bereits seit Freitagabend.

Worauf der Viererbund sich gründet
Dieses seltene wie einzigartige Treffen gibt es nur alle drei oder vier Jahre – zuletzt im Jahr 2020 in Überlingen mit damals bis zu 25.000 Personen in der Stadt. In diesem Jahr zählte die Narrenzunft Oberndorf bis zu 15.000 Besucher und Hästräger. Das Treffen geht auf eine per Handschlag erzielte Vereinbarung der Narrenzünfte aus Überlingen, Rottweil, Oberndorf und Elzach zurück, sich nur jeweils in ihrem eigenen Ort zu zeigen – und nur in großen Abständen sich gegenseitig beim Narrentag einen Besuch abzustatten. Die traditionsreichen Zünfte, deren Geschichte Jahrhunderte zurückreicht, widersetzen sich damit der Inflation von Fastnacht, die in den 50-er Jahren in der Bildung von immer neuen Gruppen, Häsern und Larven ausdrückte. Nach ihrem Austritt aus der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte schmiedeten erst 1953 die Städte Rottweil, Überlingen und Elzach ihren Bund, zehn Jahre später schloss sich Oberndorf an.
Der SÜDKURIER begleitet das Spektakel am Samstag und Sonntag live. Einfach immer wieder diesen Artikel aktualisieren, um neue Bilder, Videos und O-Töne zu empfangen.