Es gibt wenig Gaststätten, die 364 Tage im Jahr geöffnet haben. „Wir sind in der Greth seit 25 Jahren den ganzen Winter über für unsere Gäste da und haben mit unseren Restaurants nur einen Tag geschlossen – das ist der 25. Dezember“, sagt Gastronom Pino Arena. Doch das könnte sich bald ändern. Wer in diesen Wintertagen über die Promenade schlendert, sei es bei Nebel oder Sonne, der findet die viele Türen geschlossen vor. „Betriebsferien!“, liest man da häufig und das Versprechen: „Wir sind im März wieder für Sie da.“ Manche haben bereits Ende Oktober die Läden heruntergelassen.
Pino Arena denkt über Schließung im Winter nach
So könnte es im kommenden Winter überall aussehen, prophezeit Arena. „Wir werden auch schließen, wenn die Pläne der Stadt so umgesetzt werden, wie im Moment offensichtlich beabsichtigt“, sagt er. Soll heißen: Wenn täglich um 11 Uhr der Poller beim Fischerbrunnen in der Klosterstraße hochfährt, nachdem die Lieferfahrzeuge durch sind.
Mit seinen düsteren Prognosen ist Arena nicht alleine. Die gleichen Überlegungen machten das „Walker“, das von Arenas Partner Konstantinos Panagiotidis betrieben wird, und der „Seegarten“, der zwar derzeit den Hotelbereich geschlossen hat, im Restaurant aber Gäste bewirtet.
Schon jetzt befinde sich die Promenade in einer Art „Schlafmodus“, formuliert der Gastronom Arena. „Wir wollen doch auch für die Einheimischen da sein“, sagt er. In der Sommersaison sei der Betrieb tatsächlich ein Selbstläufer, räumt er offen ein. Im Winter müsse er zumindest die Kosten decken können. „Wenn die Straße so geschlossen sein wird wie vorgesehen, geht das nicht mehr“, argumentiert Arena und fordert zumindest flexible Lösungen.

Wunsch nach mehr Offenheit für Lösungen
„Die Straße wird nett“, sagt der Gastronom, „aber sie darf nicht tot sein.“ Zumindest die Durchfahrt sollte aus seiner Sicht möglich sein, wenn man die Familie aussteigen lassen wolle oder einen gehbehinderten Mitfahrer. „Wir haben auch nichts dagegen, wenn die Stadt am Ostersonntag die Einfahrt mit einem Poller schließt“, sagt Arena. Wenigstens mehr Offenheit für neue Lösungen wünsche sich die Gastronomie. Man könne ja über verschiedene Lösungen im Sommer und im Winter nachdenken. Tatsächlich hatte die Stadt ja immer wieder saisonale Beschränkungen ins Gespräch gebracht und teilweise schon erprobt. Meist stand der Wunsch nach Verlässlichkeit am Ende dagegen.

Auch Einzelhändler wehren sich gegen Sperrung
Oberbürgermeister Jan Zeitler weiß nur zu gut, wie viele Einsprüche und Protestbriefe gegen eine Sperrung der Straße im Rathaus inzwischen eingetrudelt sind. Insbesondere Gastronomen und Einzelhändlern wehren sich gegen die bislang angedachte tägliche Sperrung an der Klosterstraße ab 11 Uhr. Vor diesem Hintergrund darf man auch Zeitlers Bemerkung beim Bürgerempfang verstehen, als er eine erneute Beratung im Gemeinderat ankündigte. Vor allem hatte der OB mit der Wahl des Gastbeitrags die Bedeutung des Dialogs und des Miteinanderredens in den Vordergrund gestellt.
Gastronomen vermissen Diskussion im Gemeinderat
Gerade dies vermissen die Gastronomen bislang. Er und andere Betroffene hätten erwartet, sagt Pino Arena, dass das Thema in der ersten Sitzung des Gemeinderats besprochen werde. Schließlich rechne man mit einer baldigen Fertigstellung der Straße. Man sei enttäuscht, dass diese Diskussion nicht geführt worden sei. Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich erst wieder nach Fastnacht. Vielleicht bringe ja die bevorstehende Kommunalwahl den einen oder anderen Bürgervertreter noch zum Nachdenken, hofft er.
Betriebe tragen zur Attraktivität bei
Ein gewisses Verständnis für die Bedenken hat auch Jürgen Jankowiak von der Überlingen Marketing und Tourismus GmbH. Natürlich sei es im Interesse der Stadt, dass möglichst viele Betriebe auch in der Nebensaison geöffnet und möglichst kurze Schließzeiten hätten. Das trage schließlich zur Attraktivität bei.
Doch zum einen bemühe sich die ÜMT mit ihren Aktionswochen und Märkten, die Frequenz in der Stadt auch in der Nebensaison zu erhöhen und damit Gastronomie und Handel zu unterstützen. Zum anderen wäre die Innenstadt mit Landungsplatz und Hafenstraße auch bei einer temporären Pollerlösung stets erreichbar. Über die Christophstraße und die Grabenstraße sei ja auch künftig eine Zufahrt dorthin gesichert, die jederzeit nutzbar sei, um Personen aussteigen zu lassen oder sogar Speisen abzuholen. Ziel sei ja lediglich, „den Durchgangsverkehr von Westen her zu unterbinden“. Wann und in welche Richtung das Thema noch einmal beraten werde, wisse er allerdings auch nicht.
Vor der geplanten Öffnung von Kloster- und Kessenringstraße bleibt dafür lediglich noch die Sitzung der Gremien am 19. Februar (Verkehrsausschuss) und am 21. Februar (Gemeinderat).