Sind es grüne und gelbe Buchstaben? Ein Hund und zwei quietschbunte Schwäne? Oder gar nichts von beidem? Wer das Graffiti am Überlinger Stadtbahnhof betrachtet, wird aus diesem Bild nicht schlau. Noch weniger aus den Wörtern daneben. Auf Englisch steht dort: „Wenn du Graffitis nicht magst, dann schau weg. Falls doch...“, und dann lässt sich die Botschaft nicht mehr erkennen.
Seit Kurzem prangt das etwa 25 Quadratmeter große Graffiti an einer Stützmauer des Überlinger Bahnhofs. Wann genau es dort entstand, ist unklar und weiß auch die Stadtverwaltung nicht. Wenn es nach ihr ginge, soll es aber baldmöglichst verschwinden. „Selbstverständlich liegt uns viel daran, dass unsere schöne Stadt sauber und ansprechend ist und bleibt und sich Einheimische wie Besucher hier wohlfühlen“, heißt es auf Anfrage von der Pressestelle. Leider könne man Graffitis aber nicht verhindern. Dazu komme, dass sich das Graffiti auf dem Grundstück der Deutschen Bahn befindet – und diese auch für die Beseitigung zuständig ist.
Entfernung vermutlich außerhalb der Betriebszeiten
Eine Anfrage bei der Bahn-Pressestelle in Stuttgart zeigt, dass das Thema ein wunder Punkt bei dem Staatskonzern ist. Eine Sprecherin erklärt, dass ihre Kollegen regelmäßig unterwegs seien, um Bilder dieser Art zu entfernen. Auch in Überlingen soll dieses schnellstmöglich verschwinden, vermutlich nachts außerhalb der Fahrzeiten, da die Mitarbeiter dafür über die Gleise gehen müssen. Ein genauer Zeitpunkt stehe aber nicht fest.
Das Überlinger Graffiti ist dabei eines von vielen: Rund 21.000 Graffitis haben die Mitarbeiter im vergangenen Jahr bundesweit entfernt. Der Sprecherin zufolge ist für den Konzern dabei ein Schaden von rund 12 Millionen Euro entstanden. „Sobald öffentliches oder privates Eigentum illegal bemalt wird, handelt es sich um Sachbeschädigung. In Extremfällen drohen den Verursachern bis zu zwei Jahre Gefängnis“, erklärt sie. Die Bahn erstatte grundsätzlich bei jedem Delikt Strafanzeige. Auch wenn Täter noch unter das Jugendstrafrecht fallen und oft sogar ohne Strafe davonkommen, könne der Konzern den materiellen Schaden als zivilrechtliche Forderung über 30 Jahre im Nachhinein geltend machen.
Eine mühsame Angelegenheit
Wie schwierig und teuer die Entfernung des Überlinger Falls sein wird, kann die Bahnsprecherin nicht sagen. Fest steht dagegen, dass es komplizierter sein könnte, die Farbe von älterem Mauerwerk zu entfernen. Je nach Bausubstanz müssten Graffiti-Flächen immer wieder überstrichen werden, was die Luftdurchlässigkeit des Steins beeinträchtige, heißt es. „Dann drohen Mauerschimmel und Feuchtigkeitsschäden.“ Damit die Wände, wie die in Überlingen, weiter atmen können, erhalten viele Gebäude zum Schutz vor Graffiti Beschichtungen aus mikroporösem Wachs.