Überlingen Wenn andere langsam müde werden, wachen sie auf und werden munter. Nicht die menschlichen Nachtschwärmer sind an dieser Stelle gemeint, sondern Fledermäuse. Die fliegenden Säugetiere sehen praktisch mit Mund und Ohren und machen sich auf in die Lüfte, wenn die meisten Vögel sich längst zur Ruhe begeben haben. Dann gehört der Luftraum ihnen. Für das menschliche Gehör so gut wie lautlos huschen sie in der Dämmerung zwischen Bäumen und Gebäuden umher, um nachtaktive Insekten zu jagen und zu verspeisen. Was sie zu nützlichen Gehilfen des Menschen macht.

Nicht nur aus diesem Grund machen sich Naturschützer Sorgen um die Zukunft dieser nächtlichen Jäger mit den großen Ohren, deren Lebensräume immer kleiner werden. Die Winterquartiere, in denen die Fledermäuse die kalte Jahreszeit quasi verschlafen, da es in diesen Monaten ohnehin kaum etwas zu futtern gibt, sind daher ebenso geschützt wie die sogenannten Wochenstuben, in denen die Familien im Frühjahr und Sommer ihren Nachwuchs aufpäppeln.

Den Fledermausbeständen geht es nicht gut. Am besten wissen das die Spezialisten des Arbeitskreises Fledermäuse Bodensee-Oberschwaben des Naturschutzbunds. Zu diesem Arbeitskreis gehören auch Iris Barann, Achim Dreher und Vanessa Rezgui, die zur internationalen Batnight am 30. August eine Führung in Goldbach anbieten.

Gefährdete Art

„Fledermäuse sind gefährdet und stehen unter strengem Schutz. Und sie brauchen dringend unsere Hilfe“, betonen die Experten, die sich um den Erhalt der Lebensräume bemühen. Aber oft auf Unkenntnis und Desinteresse stoßen, wenn sie ihre Bedenken gegenüber Baumaßnahmen und Veränderungen in der Landschaft vorbringen. Dazu gehört auch der Verlust der Nacht durch eine zunehmende Ausleuchtung jedes dunklen Winkels.

„Werden alte Gebäude saniert und versiegelt oder alte, an Höhlen reiche Bäume gefällt“, erklären die Fledermausschützer, „vernichtet dies wichtige Quartiere der nachtaktiven Insektenjäger.“ Auch unter Nahrungsmangel leiden sie, wo Insektizide ihr Futter vernichten. Das ist gerade im Sommer ein großes Problem für die Fledermäuse. Denn um erfolgreich Nachwuchs aufzuziehen, sind sie jetzt besonders auf Nahrung und Quartiere für ihre Wochenstuben angewiesen.

„Man schützt nur, was man kennt“, lautet ein altes Motto der Naturschützer. Ein Aktionstag wie die europaweite Batnight soll auf die Bedrohung der fliegenden Säugetiere aufmerksam und Menschen mit den bewundernswerten Fähigkeiten der nächtlichen Jäger vertraut machen. Die Batnight findet alljährlich am letzten Augustwochenende derzeit weltweit in 38 Ländern statt. Denn um Fledermäuse zu beobachten oder gar identifizieren zu können, braucht es Kenntnisse der Lebensräume und eine gewisse Erfahrung.

Die Fledermausexperten haben Tricks, um die Tiere für den Menschen hörbar zu machen, lange bevor sie diese zu Gesicht bekommen. Denn um sich zu orientieren, um Hindernisse oder Insekten im Flug zu erkennen, nutzen die Fledermäuse für das menschliche Ohr nicht oder kaum wahrnehmbare Ultraschallsignale, die sie durch den Mund ausstoßen und an deren Reflexion sie mit ihren Ohren die Gegenstände vor sich identifizieren können. Mit Ultraschalldetektoren lassen sich die Signale einfangen, in andere Frequenzen umwandeln und sichtbar machen. Damit werden die Tiere nicht nur hörbar, sondern über den besonderen Charakter des Signals lassen sich zudem verschiedene Fledermausarten auch voneinander unterscheiden.

Genau das wollen die Aktiven des Arbeitskreises Fledermäuse am Samstag, 30. August, bei einer Führung zur „Nacht der Fledermäuse“ in Goldbach demonstrieren. „Sie dauert rund eineinhalb Stunden“, heißt es in der Ankündigung des Arbeitskreises, „und klingt im Insektengarten hinter der Silvesterkapelle in Goldbach aus – bei Stockbrot und Gesprächen an der Feuerschale.“

Anmeldung bis 28. August

An der Exkursion teilnehmen können bis zu zehn Naturfans, geleitet wird sie von den drei erwähnten aktiven Fledermausschützern. Anmelden können sich Interessierte bis spätestens Donnerstag, 28. August, per Mail an arbeitskreis.fledermausschutz.bo@gmail.com, dann erhalten sie weitere Informationen – etwa zum Startpunkt.