Überlingen „Orgelkontraste aus fünf Jahrhunderten“ hat der ukrainische Organist Taras Baginets sein gut einstündiges Programm für den Überlinger Orgelsommer überschrieben. Das Publikum erlebte an der barocken Marienorgel festlich verspielte Kompositionen aus der Renaissance und dem Frühbarock, gefolgt von monumental sich an der Nikolausorgel durch alle Register und Harmonien entfaltenden Klanggebäude des 18., 19., und 20. Jahrhunderts. Ein kontrastreicher Konzertabend, den die Zuhörerschaft mit begeistertem Applaus goutierte.

Seine Konzerttätigkeit führt Baginets seit 20 Jahren in Konzertsäle und zu großen internationalen Orgelfestivals in Russland und ganz Europa. Baginets ist Orgel- und Cembalosolist der Staatlichen Akademischen Philharmonischen Gesellschaft in Swerdlowsk (Jekaterinburg) und Gründer und künstlerischer Leiter des jährlich dort stattfindenden größten Internationalen Bach-Musikfestivals Russlands

Stimmig also, dass Baginets sein Programm für die große Nikolausorgel mit J.S. Bachs Präludium und Fuge C-Dur eröffnete. Meisterlich, wie er die fröhliche Festlichkeit des Präludiums zu der komplex sich verdichtenden Fuge entwickelte – besonders auch unter dem akzentuierten Einsatz des Pedals – und in der Engführung die fast schon modern anmutende Chromatik Bachs zu einem ergreifenden, spannungsgeladenen Schluss führte. Die anschließende Romance aus der Gadfly-Suite von Dmitri Schostakowitsch löste die Spannung liedhaft auf, bevor sich die Passacaglia des großen ukrainischen Komponisten und Dirigenten Mykola Kolessa (1903- 2006) mit kaskadenartig herabperlenden Läufen und gewaltiger Harmonik gleichsam ins Gehör des Publikums bohrte.

Und dann zum Ende der effektvolle Höhepunkt: die im spätromantischen Stil angelegte und in sich kontrastreiche Suite gothique des französischen Komponisten Léon Boellmann, die mit der bekannten Toccata fulminant ausklingt. Taras Baginets bewies sich bei seinem musikalischen Streifzug durch die Jahrhunderte als großartiger Solist, der die Orgeln im Münster in der ganzen Bandbreite ihrer Möglichkeiten zu bespielen wusste. Das ergriffene Publikum entließ ihn erst nach einer Zugabe in den Abend.

Willibald Guggenmoos spielt am 22. August das letzte Konzert des Orgelsommers. Internet: www.münsterkonzerte.info