Mauerfetzen fliegen. Dampf vernebelt die Luft. Es riecht nach Lösungsmitteln. Auf der Sandsteinwand am Überlinger Bahnhof entfernt Steve Wittkowski ein buntes Graffito. Schicht für Schicht trägt er das Motiv ab. Wittkowski ist als Glas- und Gebäudereiniger bei der Deutschen Bahn angestellt. Vier Quadratmeter groß schätzt er das Motiv. Wie viele Motive entfernt er in etwa? „Kleine Schmierereien mitgerechnet, geht es jährlich in die Tausende“, sagt er.

Dass die Farbe auf Sandstein aufgetragen ist, macht die Reinigung herausfordernd, da die Farbe in die Poren gesickert ist. Deshalb muss ...
Dass die Farbe auf Sandstein aufgetragen ist, macht die Reinigung herausfordernd, da die Farbe in die Poren gesickert ist. Deshalb muss an vielen Stellen der Stein selbst ebenfalls entfernt werden. | Bild: Rasmus Peters

Die Oberfläche macht‘s

Das Herausfordernde an der Reinigung am Überlinger Bahnhof ist der Untergrund für das Graffito: Sandstein. Die Farbe sickert in die Poren, erklärt Wittkowski. Deshalb entferne er die oberste Schicht des Steins mit dem Dampfstrahler mit. „Auf glatten oder polierten Oberflächen wie Scheiben geht die Farbe gut weg“, erläutert der Reiniger. Auf Fassaden würden Sprühereien einfach übermalt.

Anti-Graffiti-Lösungsmittel helfen Steve Wittkowski bei der Arbeit.
Anti-Graffiti-Lösungsmittel helfen Steve Wittkowski bei der Arbeit. | Bild: Rasmus Peters

Zuerst trägt Wittkowski ein Lösungsmittel auf die Farbe und lässt es einwirken, damit sich die Farbe besser löst. An diesem sonnigen Tag wirkt es, bei Minusgraden würde es nicht funktionieren. Ist die Farbe aufgeweicht, setzt er den Dampfstrahler an und es zischt und nebelt am Bahnsteig.

Meistens Quatsch

Für seine Arbeit trägt er Schutzkleidung und einen Helm mit einem großen Visier und angebauten Ohrenschützern. Seine Geräte sind laut, wo sie die Wand berühren, fliegen Steinteile durch die Luft, bunt, weil sie mit Farbe beschmiert sind. Ob ein Tag reicht, um das Bild zu entfernen, kann er noch nicht abschätzen. Das größte Graffiti, das er bisher entfernt hat, ging über zwei Zug-Wagons, erzählt er. Meist seien die Motive einfach nur hingeschmiert, meint er, „ich finde es nicht schön, weil Graffiti meistens nur Quatsch sind.“

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12 Millionen Euro jährlich

Für seinen Arbeitgeber ist es vor allem ärgerlich, sagt ein Sprecher der Bahn auf Anfrage. Insbesondere Graffiti im Gleisbereich, wie es auch noch zwei in Überlingen gibt, seien nur mit viel Aufwand zu entfernen. Bundesweit gebe die Bahn jährlich 12 Millionen Euro für das Entfernen von Graffiti aus, sagt der Bahnsprecher. 3200 Täter ertappten Sicherheitskräfte etwa jedes Jahr, sagt der Sprecher, die Hälfte davon Sprayer.