Gemüse und Obst aus der Region, Freilandeier, frisches Brot, Fleischwaren vom Metzger des Vertrauens – willkommen auf dem Wochenmarkt! Wir befinden uns aber nicht auf dem Marktplatz, sondern im Hofladen „Bauer Martin“ in Bambergen und mittendrin in einem ungewöhnlichen Gemeinschaftsprojekt. Im Juli 2022 in ehemaligen Räumen des alteingesessenen Obsthofs Klotz eröffnet, will „Bauer Martin – Dein Hofladen“ mit einem ungewöhnlichen Konzept und neuem Design regionale Erzeugnisse vermarkten.

Benjamin Klotz zeigt auf die Fensterbretter in der künftigen Markthalle, die vom Scheunentor der alten Hofscheune entnommen sind und heimeligen Charme verbreiten: „Es ist schon verrückt, hier hatten meine Großeltern früher noch Mastbullen gehalten.“ Eine Generation später wurde auf Obst umgestellt, die alte Scheune diente als Kistenlager: „Meine Eltern haben damals eine Kiste mit Äpfeln offen zum Verkauf davor hingestellt, das legte den Grundstein für den Hofladen.“ Für jenen geschichtsträchtigen Hofladen, der sich nun als Gemeinschaftsprojekt aus Landwirtschaft und Handwerk dem Strukturwandel entgegenstemmt.

Neueröffnung im Herbst geplant

Derzeit säumen Bauzäune und ein Gerüst den Ladeneingang. Von Weitem ist die Baustelle an der Verbindungsstraße zwischen Owingen und Bambergen sichtbar. Der bekannte Obsthof Klotz, einer der ältesten Hofläden der Region, war vor gut 30 Jahren von Erika und Johannes Klotz aufgebaut worden. 2022 stand die Hofübergabe an Sohn Benjamin an, der die zugehörigen Hofflächen mit Obst und Sonderkulturen allerdings nur im Nebenerwerb führen kann und keine Kapazität hat, auch noch den Hofladen zu betreiben.

In Simon Martin, einem jungen Landwirt aus Owingen, fand Benjamin Klotz einen motivierten Pächter, der den Hofladen übernommen hat: „In dieser Konstellation können Benjamin und ich unsere eigenen Erzeugnisse ohne Umwege direkt vermarkten und die jahrelangen Lieferantenbeziehungen der Familie Klotz aufrechterhalten“, freut sich der 26-jährige Martin. So hoffen sie auch, den Kundenstamm aufrecht erhalten zu können, den die Eltern Klotz aufgebaut haben: „Etwa 80 Prozent unserer Besucher sind Stammkunden. Das sind Menschen, die ganz bewusst wiederkommen“, sagt Benjamin Klotz.

Die alte Hofscheune neben dem jetzigen Laden wird zu einer Markthalle umgebaut. Darin soll das gesamte Produktangebot des alten Ladens übernommen werden, erweitert um Backwaren der Landbäckerei Baader aus Frickingen und eine Frischetheke mit Wurst- und Fleischwaren der Landmetzgerei Koch aus Bodman. „Man muss sich immer wieder neu erfinden, um sich mit Nischen vom Markt abzuheben“, begründet Benjamin Klotz das Konzept eines „regionalen Einkaufszentrums mit ländlichem Charme“.

Im Herbst ist die Neueröffnung des Hofladens geplant. Das zugehörige Hofcafé soll in einem zweiten Bauabschnitt noch dieses Jahr fertiggestellt werden. „Die Ansprüche der Gesellschaft ändern sich“, betont Martin, „heute hat kein Mensch mehr Zeit, wegen jedem Apfel und einer Brezel verschiedene Anlaufstellen anzufahren und trotzdem regional einzukaufen.“ Darauf reagiere der neue Hofladen. „Es soll bei uns sein wie jeden Tag Wochenmarkt!“

Besonders die Integration der Fleisch-und Backwaren sei wichtiger Baustein des Gesamtkonzepts. Für Metzgermeister Bernhorst Koch bedeutet der Verkauf im Hofladen auch die Stärkung seines eigenen Betriebs. „Heutzutage muss man flexibel sein“, findet auch Nils Lehnebach, Assistenz der Geschäftsführung der Landbäckerei Baader, „die eigene Ware muss nicht mehr nur im eigenen Laden verkauft werden.“ Bäckermeister Josef Baader freut sich auf die Zusammenarbeit: „Partnerschaft und Regionalität sind die Begriffe der Zukunft, das Ladenkonzept hier verspricht große Erfolgschancen.“

Familiäre Atmosphäre punktet

Wie soll sich das betriebswirtschaftlich rechnen? Mit höherer Kundenfrequenz, hoffen die Beteiligten: „Langfristig wollen wir die Kundenanzahl verdoppeln“, so Simon Martin. Gerade bei Frischwaren lebe solch ein Geschäft von der Frequentierung, denn nur bei gewissem Durchsatz könne alles immer frisch angeboten werden. „Große Supermärkte bieten das alles zwar billiger, aber was bei uns zählt, ist die familiäre Atmosphäre und der Heimataspekt beim Einkaufen“, ergänzt Patricia Klotz, Frau des Hofnachfolgers. Der Austausch beim Einkauf sei für viele ein wichtiger Beweggrund, bewusst den Hofladen anzusteuern: „So viele halten noch einen Schwatz auf dem Hof, das ist das, was in den Köpfen präsent bleibt.“