Martin Hahn hatte in Stockach die Schule besucht, anschließend eine Lehre als Rinderzüchter absolviert und dann die Fachschule für Landwirtschaft in Schloss Rauenstein besucht. Nicht in die Wiege gelegt war dem heutigen Landtagsabgeordneten damals die Sympathie für die Politik der Grünen.

Die Nähe zu den Kühen sucht er zwar gern, aber hier nur für das aktuelle Foto. Den landwirtschaftlichen Betrieb hat der ...
Die Nähe zu den Kühen sucht er zwar gern, aber hier nur für das aktuelle Foto. Den landwirtschaftlichen Betrieb hat der Landtagsabgeordnete inzwischen verpachtet. | Bild: Hanspeter Walter

Aus konservativem Elternhaus stammend, hatte er schon ein paar mal bei der Jungen Union in Stockach „hineingeschnuppert“. Erfolgreicher waren allerdings die ersten Überlinger Grünen, die – bei der Bundestagswahl 1983 zog die neue Partei erstmals in den Bundestag ein – das Stockacher Jugendhaus heimsuchten. Und sie gewannen den jungen Bonndorfer für eine Kandidatur auf der Freien Grünen Liste bei den Überlinger Gemeinderatswahlen 1984. Rudi Durejka und Helmut Hornstein holten damals auf Anhieb zwei Sitze im Rathaus.

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Die biologische Landwirtschaft hatte mit der Familie Voith auf dem Hofgut Rengoldshausen zwar schon 1932 Einzug gehalten. Auf dem Helchenhof wurde allerdings noch konventionell gewirtschaftet. „Mit Demeter bin ich damals bei meinem Zivildienst beim Pestalozzi-Kinderdorf in Wahlwies in Kontakt gekommen“, erinnert sich Martin Hahn. Doch das Konzept hatte ihn schnell überzeugt. Als die Herausforderung auf dem heimischen Hof auf ihn zukam, nahm er die Umstellung des Anbaus schnell ins Visier.

So sah der Helchenhof in den 1980er Jahren aus der Vogelperspektive aus.
So sah der Helchenhof in den 1980er Jahren aus der Vogelperspektive aus. | Bild: Hanspeter Walter

„Im Jahr 1986 wollte ich richtig loslegen“, erinnert sich Hahn. Die ersten Gewächshäuser waren gebaut, junge Gemüse- und Salatpflanzen auf den Feldern. Doch dann kam der 26. April. Viele tausend Kilometer entfernt ereignete sich in Tschernobyl ein Super-Gau. Eine riesige radioaktive Wolke zog rund um den Globus und legte sich auf die Felder am Bodensee. „Gleich unsere erste Ernte mussten wir in den nächsten Wochen wieder unterpflügen und durften nichts verwenden“, erinnert sich der Biobauer wehmütig.

Die erste eigene Ernte auf dem Helchenhof musste nach dem radioaktiven Fallout der Tschernobyl-Wolke wieder untergehackt werden. Für ...
Die erste eigene Ernte auf dem Helchenhof musste nach dem radioaktiven Fallout der Tschernobyl-Wolke wieder untergehackt werden. Für Martin Hahn die Erfahrung, die seine politisches Engagement beflügelte. | Bild: privat

„Erst dieser Einschnitt war es, der mich zu einem richtig politischen Menschen gemacht hat“, sagt er: „Ich wusste: Mit der biologischen Landwirtschaft ist es noch nicht getan. Es braucht auch eine neue Energiepolitik.“

1992 zog Martin Hahn als Nachrücker für Peter Fesser für die Liste für Bürgerbeteiligung und Umweltschutz in den Überlinger Gemeinderat ein und wurde fünfmal wiedergewählt. 2013 schaffte der Bonndorfer den Sprung in den Landtag und errang 2017 sogar das Direktmandat.

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