Als 1979 das Galgenhölzle seine Tür öffnete, war der Grundstein für Überlingens „Wilde 80er“ gelegt. Die Jugend der Stadt hatte nun eine echte Bierkneipe, nach Vorbild der Englischen Pubs, in der auch 41 Jahre später noch buchstäblich der Bär tobt. Die Begeisterung der Galgen-Kids stieß in den 1980ern auf wenig Gegenliebe der Eltern – zu verrucht empfanden diese einen Aufenthalt in der rauchgeschwängerten Lokalität. Verbergen ließ sich ein Besuch im Galgen nie.

Der Überlinger Armin Hilzinger erinnert sich: „Wir stanken ja zehn Meter gegen den Wind, wenn wir nach Hause kamen.“ Der heute 64-Jährige feierte etliche runde Geburtstage im Galgen und war quasi von Anfang an mit dabei. Auch beim „Dorfer“, dem männlichen Höhepunkt der Überlinger Saalfasnet, fehlt Armin Hilzinger nie.

Gut gefüllt, gute Laune: Das Foto aus dem Jahr 1982 zeigt ein heute noch gewöhnliches Bild, wenn nicht gerade Corona-Pandemie herrscht: ...
Gut gefüllt, gute Laune: Das Foto aus dem Jahr 1982 zeigt ein heute noch gewöhnliches Bild, wenn nicht gerade Corona-Pandemie herrscht: Im Galgen treffen sich die Leute dicht gedrängt, um gemeinsam zu feiern. | Bild: Michael Jeckel

Drei Generationen in einer Kneipe

Heute treffen sich in der Kneipe drei Generationen. Das unvergleichbare Flair und damit Erfolgsrezept macht laut Hilzinger auch die Tatsache aus, „dass der Micha ja quasi nie renoviert hat.“ „Nein“, sagt dieser, er wolle den Galgen auch in Zukunft im gleichen Stil weitergeführt wissen.

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Alles ändert sich, nur das Galgenhölzle bleibt

Inhaber und Wirt Michael „Micha“ Jeckel meint, die Gesellschaft habe sich zwar geändert, aber im Galgen mache man weiter wie bisher, und er habe immer noch großen Spaß dabei. Mit sechs Biersorten vom Fass und acht in Flaschen startete er 1979, heute sind es jeweils eine weniger. „Dafür haben wir Wein und heute mehr Schorle-Trinker“, sagt Jeckel schmunzelnd.

Das Galgenhölzle im Jahr 2020 – in Zeiten von Corona sind Menschenmassen nicht erlaubt. Ansonsten hat sich die legendäre ...
Das Galgenhölzle im Jahr 2020 – in Zeiten von Corona sind Menschenmassen nicht erlaubt. Ansonsten hat sich die legendäre Überlinger Kneipe seit seiner Öffnung im Jahr 1979 vom Stil her nicht verändert. | Bild: Julian Widmann

„Geile Musik“ von Anfang an

Zurück zu den wilden 80ern: Armin Hilzinger und seine Freunde hätten den „Galgen-Machern“ ihre Musikkassetten geliehen, „damit da von Anfang an geile Musik lief“, erinnert Hilzinger. „Wir kamen ja alle aus dem Karate-Dojo. Der Micha und der Uwe (Kleinhans) waren unsere Trainer. Der Galgen war also voller Leute, die man unbedingt treffen wollte.“

Armin Hilzinger erinnert sich: „Wir stanken ja zehn Meter gegen den Wind, wenn wir nach Hause kamen.“
Armin Hilzinger erinnert sich: „Wir stanken ja zehn Meter gegen den Wind, wenn wir nach Hause kamen.“ | Bild: Marinovic, Laura

Unbedingt treffen wollen sich bis heute noch ganze Heerscharen von jungen Menschen, die an den Wochenenden die Räumlichkeiten samt Münstertreppe belagern. Die gesetzteren Semester sitzen derweil beim Schorle an der Theke.

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„Nach dem Brand im April 1981 verschwanden die heimeligen Kerzen von den Tischen, dafür schmeckte das Bier nun auch brandig, aber unser „Croque“ (ein Baguette belegt mit Krautsalat und Schinken) schmeckt uns auch heute noch, und ein Bier passt immer dazu“, sagt Armin Hilzinger lachend. Drei Generationen sind sich absolut einig und beschwören den Galgen als besten Ort des Universums.

Ein Blick ins Archiv des SÜDKURIER: Am 7. April 1981 wurde berichtet, dass ein Teil des Lokalraumes und der Decke sowie ein benachbarter ...
Ein Blick ins Archiv des SÜDKURIER: Am 7. April 1981 wurde berichtet, dass ein Teil des Lokalraumes und der Decke sowie ein benachbarter Raum in den frühen Morgenstunden durch einen Brand schwer beschädigt wurden. Ein Zeitungszusteller verhinderte durch seine schnelle Reaktion Schlimmeres – dennoch mussten zwei Bewohner damals in ein Krankenhaus gebracht werden. | Bild: Archiv