Touristen rätselten 1989: Ob hier ein Sendeturm der Post gebaut werde oder eine Stierkampf-Arena? Tatsächlich war es die Augustiner-Garage. Ein Jahr lang stand diese als riesige Betonwand mit 51 Metern Durchmesser im Stadtzentrum herum. Elf Meter ragten die Wände über den Boden. Das war das Ergebnis einer riesigen technischen Panne.
Dabei hatte die Fachwelt zunächst gestaunt über das Senkkasten-Verfahren. Das Prinzip klang bestechend: Wer mitten in der Altstadt in die Tiefe baut, läuft Gefahr, dass andere Häuser Schäden erleiden. Das Senkkasten-Verfahren sollte dies verhindern.
Der Betonring für die Garage sollte, verträglich für die Umgebung, allein durch sein Eigengewicht mehr als 20 Meter tief in den Boden sinken. Doch nach sieben Metern war Schluss. 1989 bewegte sich der „Topf“, wie er im Volksmund gern genannt wurde, nicht mehr. Es herrschte Stillstand.


Ein inneres Hilfsfundament war gebrochen, und hatte für Verklemmung im Untergrund gesorgt. Eine Armada von 28 hydraulischen Pressen drückte die Garage schließlich in die Erde. 1993 wurde das Bauwerk schließlich mit einer Garagendisco eröffnet.
Kran beschädigte die Schaufensterfassade
Neben dieser großen Baupanne gab es noch eine, an die sich kaum noch einer erinnert. Damals wurde der frühere Fensterbauer, Bauschreiner und Fasnachtsstar Wolfgang Rolle an den Augustinerplatz gerufen. Als Inhaber der Firma Glas Möbius sei er immer im Einsatz fürs Kaufhaus Hertie (heute Karstadt) gewesen, wenn dort Scheiben oder Spiegel zu Bruch gingen, berichtet Rolle dem SÜDKURIER im Sommer 2020.
Seinen größten Auftrag hatte er, als sich der Lenker eines Großkrans an der Baustelle für die Augustinergarage verschätzte. „Der hat die Schaufensterfassade herausgerissen.“ 24 Stunden habe man ihm gegeben, um den Schaden zu beheben, sagt Rolle.

Mit Helfern aus verschiedenen Betrieben seien sie etwa 20 Mann hoch angetreten, um die Reparatur anzugehen. Die einen stellten die Rahmen wieder her, die anderen übernahmen den Einbau der Fenster.
Rolle gehört zu den altern Könnern des Glashandwerks. Sein Elternhaus steht nahe dem Augustinerplatz in der Hussenstraße. Es trägt den Namen Alt Konstanz und das Mosaik eines tanzenden Paars in Tracht. Dieses zeige seine Eltern Friedel und Gustav, sagte Rolle.
Dieser Artikel erschien erstmals im Sommer 2020 im Rahmen der Serie „Gedächtnis der Region“. Die Redaktion hat sich dazu entschieden, ihn erneut zu publizieren, da die Eröffnung mit einer Garagendisco nun 30 Jahre her ist.