Kreis Tuttlingen „Landleben – Der Bauer im Bild“ heißt die neue Ausstellung auf dem Hohenkarpfen bei Hausen ob Verena: Sieht so die zaghafte Öffnung Richtung zeitgenössischer Kunst aus? Der Titel der Schau hört sich zugegebenermaßen nicht sehr vorwärtsgewandt an, doch tatsächlich erwartet den Besucher ein gut recherchiertes und kuratiertes Bild des Landlebens zwischen Romantik und Gegenwart.
Auch wenn der deutsche Südwesten eines der Zentren der Industrie in Deutschland ist, dominiert noch heute in weiten Teilen der ländliche Raum das Bild. Ein Landschaftsbild, das gemäß dem Stiftungsprogramm in den Ausstellungen im Kunstmuseum Hohenkarpfen regelmäßig thematisiert wird. Zum Landleben gehört auch ein Dorfladen. So ein Relikt aus früheren Jahren hat der Künstler Reinhold Adt zum Thema seines Kunstwerks gemacht. Wie in einem Brennspiegel zeigt Adt in seiner fotografischen Collage das langsame Verschwinden der dörflichen Welt. Mit seinem zersplitterten Bild reflektiert der Künstler der Verlust der Heimat an sich. Denn nur was erinnert wird, bleibt lebendig. So lebendig wie Theresia Schorpps Dorfladen in Gunningen, den es unter anderem Namen immer noch gibt.
Rund um den Hohenkarpfen scheinen die Uhren anders zu ticken. So erfolgte in Hausen ob Verena bis heute kein Flurbereinigungsverfahren. Ein Luftbild zeigt das weitgehend unveränderte Landschaftsbild, wie es Jahrzehnte zuvor auf den Gemälden Felix Hollenbergs und Johanna Sulzmanns zu finden ist – eine kleinteilige Felderwirtschaft, wie sie immer noch rund um den Hohenkarpfen anzutreffen ist.
Vielerorts wird derzeit der 500. Jahrestag des Bauernkriegs von 1524/25, gefeiert. Auch Mark R. Hesslinger, Kurator der Ausstellung, nimmt dieses Ereignis zum Anlass, das facettenreiche Bild des Bauern in der bildenden Kunst anhand exemplarischer Werke der vergangenen 200 Jahre epochenübergreifend zu veranschaulichen. Marc Siebenhüner, der jüngste Künstler der Ausstellung, greift in seinem Gemälde „Bundschuh“ die europaweiten Protestaktionen von Dezember 2023 bis März 2024 auf, die sich unter anderem gegen die Kürzung von Agrarsubventionen richteten. In dem breiten Spektrum, in dem das Landleben, mal beschönigend wie auf Johann Georg Sauters Oberschwäbischer Jahrmarktszene (1836), oder als Ausdruck harter, körperlicher Arbeit wie in Karl Caspars Bild „Waldarbeiter“ (1933), fallen die großformatigen Arbeiten des Böblinger Künstlers Fritz Steisslinger besonders auf.
Die Ausstellung „Landleben – Der Bauer im Bild“ im Kunstmuseum Hohenkarpfen läuft bis 9. November. Geöffnet ist Mittwoch bis Sonntag und an Feiertagen von 13.30 Uhr bis 18.30 Uhr. Führungen: Jeden Mittwoch um 17 Uhr und am ersten Sonntag des Monats um 16 Uhr.