Eigentlich hatte sich Jürgen Gundelsweiler aufgrund der „Corona-Langeweile“ nur einen Spaß erlaubt: Die Mund-Nasen-Maske in der „Galgenhölzle-Edition“ mit Reißverschluss entstand am Computer, rein digital. Nachdem Gundelsweiler Ende März mit einer Fotomontage einer Maske in der „Hänsele-Edition“ für Furore gesorgt hatte, schaffte er nun mit seinem neuen Entwurf wieder Verwirrung im Internet. Doch Michael Jeckel, der Wirt der Kultkneipe Galgenhölzle, gefiel die Idee. Der bekannte Gastronom, CDU-Kommunalpolitiker und frechster Büttenredner beim alljährlichen fasnetlichen Dorferfrühschoppen, setzte sie in die Realität um. Jetzt gibt es die Maske wirklich – Jeckel ließ 300 Stück anfertigen und nachdem die bereits ausverkauft sind, orderte er eine zweite Auflage von nochmals 150 Stück, die am Dienstag, 16. Juni, geliefert werden.

Die „Hänsele-Editon“ war der erste Photshop-Fake
Das Vorbild war der Mund-Nasen-Schutz in der „Hänsele-Edition“, von dem der Überlinger Kameramann und Fotograf Jürgen Gundelsweiler ein Bild in den sozialen Medien in Umlauf brachte. Angeblich werde sie auf der Verkaufsplattform eBay angeboten. Daraufhin meldeten sich Kaufinteressenten und es stellte sich heraus, dass die Maske gar nicht echt war, sondern Gundelsweiler lediglich seine Photoshop-Kenntnisse zur Schau stellte – nur zum Spaß, wie er selbst sagte.

Schon der Verkäufer „Schluckspecht“ wies auf die Fälschung hin
Ähnlich wurde auch die Alltagsmaske in der „Galgenhölzle-Edition“ geboren. „Aus Corona-Langeweile“, sagt Gundelsweiler. Und wie bei seinem ersten Internet-Fake habe er natürlich darauf hingewiesen, dass es sich eben um eine Fälschung und keine echte Maske handle. Allein der Name des Verkäufers – „Schluckspecht“ – solle darauf hinweisen, dass es sich dabei um eine „Schnaps-Idee“ gehandelt habe. Doch dieses Mal blieb es nicht bei der Fälschung. Michael Jeckel ließ nach dem Entwurf Masken fertigen, mit Galgenhölzle-Logo und – echtem Reißverschluss.

Gäste kaufen sie als Gag schon wegen Reißverschluss
Schon die Prototypen gingen sofort weg, für 15,50 Euro und man sah die ersten Gäste damit ihr Bierchen trinken. Darauf orderte Jeckel 300 Stück bei einer Stickerei. Mit aufgesticktem Logo für 19,50 Euro. Dass die Masken trotz des Reißverschlusses die Corona-Verordung erfüllen, glaubt er schon. „Die sind zu 90 Prozent sicher“, sagt der Gastronom und CDU-Kommunalpolitiker. Denn sie seien aus einem hochwertigen Stoff gefertigt. Den Reißverschluss sieht er dabei nicht kritisch, betont aber, dass die Masken „nur dem Werbezweck“ dienen. Aktuell bekomme er jetzt „nochmals 150 von den Dingern“. „Die ziehen unsere Gäste schon an und kaufen sie als Gag wegen dem Reißverschluss – aber ich glaube, ernsthaft, die Maske wird uns nochmals ein halbes bis ein Jahr begleiten.“
„Nicht mehr der Realität entsprechend“
Und dann kommt doch noch der alefänzige Büttenredner durch. Abstand beim Foto mit den Masken? „Nee, natürlich itt!“ Anfangs hätten Land und Bund das „gut gehandhabt“ mit den Maßnahmen. Was aber aktuell passiere, sei „Schwachsinn – nicht mehr der Realität entsprechend: statt bis zu vier Leuten aus zwei Haushalten dürfen jetzt bis zu zehn Leuten aus zwei Haushalten – oder auch zehn aus zehn Haushalten zusammen sitzen – einfach überzogen, das entspricht nicht mehr der Realität.“

In seiner Sicht auf die Corona-Pandemie gibt sich Jeckel ebenso sachlich wie kritisch. „Im März, nachdem das ausgebrochen war, haben sie das gut gehandhabt“, lobt der ehemalige CDU-Kreisrat des Bodenseekreises und Ex-Stadtrat aus Überlingen Bund und Länder. „Und jetzt sind sie dabei, das alles wieder zu verdaddeln durch falsch verstandenen Realismus.“ Das kann ja jederzeit wiederkommen. „Aber es ist ja schon gut, wenn sie alle Altenheime und Hotspots durchtesten – der Rest ist aber Schikane und nervt nur noch“. Ab heute seien doch alle Grenzen wieder offen. „Was wollen sie denn da noch nachverfolgen?“
„Mein Geschäft liegt im Bier verkaufen“
Verdienen würde er an den Masken nichts. „Das ist ein Gag. Mein Geschäft liegt im Bier-Verkaufen“, sagt Jeckel. Immerhin ist er bereits wieder „auf 60 bis 70 Prozent vom normalen Umsatz“, damit seien die Grundkosten des Wirtshauses gedeckt. „Also bin immer noch das Geld am Wechseln, verdient ist da noch gar nichts.“ Auch wegen des hohen Aufwands, nach jedem Gast müsse man ja den Tisch absprühen, desinfizieren. „Und dann hond d‘Leut au ko rechte Lust zum Saufe“, bemerkt er auf Alemannisch.

Mit dem Geld für die Masken seien lediglich die anfallenden Kosten gedeckt. Begeistert von den auffallenden Masken sind auch Ecki Schulz und Axel Ruhrmann. Beide probieren sie gleich aus. Ruhrmann sagt: „Ich habe im Internet gesehen, dass einer die auf Ebay verkauft hat, aber das war nicht echt.“ Kaufen kann man die Masken nämlich nur im Galgenhölzle. Auch Jürgen Gundelsweiler, von dem die Idee ursprünglich kommt, verdient am Verkauf der Masken nichts. „Ich denke dafür vielleicht nicht wirtschaftlich genug“, sagt er schmunzelnd.