Nein danke, nicht schon wieder ein Dia-Abend. 500 Bilder, einzeln kommentiert, wie Gastgeberin im Usamiti-Park über die Felsen klettert, von vorne, von hinten? Die Gäste sitzen auf Hockern in der Studentenbude oder fläzen sich kurz vor der Erschöpfung auf dem zum Sofa umfunktionierten Bett. Das Gähnen wird mühsam unterdrückt.
In den 1980er Jahren hatten die Deutschen ihre Reiselust ins Ausland entdeckt. Die Länder Europas, USA, Asien, fast alles war möglich. Alles wurde im Foto festgehalten. Und die Daheimgebliebenen mussten später die Details über sich ergehen lassen.
„Ich konnte nicht genug kriegen“
Wer einmal so etwas erlebt hatte, überlegte sich gut, ob er entsprechenden Einladungen nochmal folgen sollte. Nicht so Peter Teubner. „Ich konnte nicht genug kriegen von den Dia-Abenden“, sagt er. Seit 1977 ist er Mitglied im Singener Fotoclub. Dort kann er seine Liebe zur Fotografie voll ausleben. „Ich habe viel gelernt in den Jahren.“

Und offenbar war er belastbar, was die Shows anderer Hobby-Fotografen anging. Weil er aber wusste, dass nicht alle so viel Freude an fremden Reise- oder Familienerinnerungen haben, hat er sich bei der Vorbereitung für Dia-Abende auf die besten 50 Bilder beschränkt. „Wenn die Show dann noch vertont wurde, war das ein riesiger Aufwand“, erzählt er.
Viel von anderen Fotografen gelernt
Im Fotoclub musste er Qualität abliefern. Dort wurden die einzelnen Fotos technisch und gestalterisch auseinandergenommen und kommentiert. „Unser Vereinsgründer, Günter Stöcklin, war da immer sehr ehrgeizig“, berichtet Teubner. „So haben wir alle von den anderen Fotografen sehr viel gelernt.“
Als er zehn Jahre alt war, bekam er eine kleine Pocket-Kamera geschenkt. So hat alles angefangen. Es habe ihm so viel Spaß gemacht, dass er immer weiter fotografierte. Dabei ist er mit der Technik gegangen.
Filme und Entwicklung waren teuer
Anfangs sei es eher um Erinnerungsfotos von der Familie gegangen. „Da hat man zehn Filme mit in den Urlaub genommen und 360 Bilder mit nach Hause gebracht“, schildert der Singener. „Wenn ich heute losgehe, komme ich mit 800 Bildern am Tag zurück.“ Weil die Filme und die Entwicklung teuer waren, ging man in den 1980er Jahren selbst im Fotoclub sehr sparsam mit dem Material um. Da wurden in einer Woche vielleicht zehn Bilder gemacht und in der nächsten Woche wieder zehn.

Bis der Film entwickelt war, wusste man schon gar nicht mehr, wie man das einzelne Bild aufgenommen hatte. Bei den Dias kam noch hinzu, dass man sehr präzise belichten musste. Einen automatischen Ausgleich, wie ihn heutige Kameras haben, gab es damals noch nicht. Einen Dia-Abend habe man eigentlich guten Gewissens erst versprechen können, wenn man die Bilder gesehen hatte. Das ist in der digitalen Fotografie anders, weil man das Ergebnis schon bei der Aufnahme auf dem Kamera-Bildschirm sieht.
Früher viel anspruchsvoller
Früher hatte man keine großen Einflussmöglichkeiten bei den Aufnahmen. Das ist bei der digitalen Fotografie ganz anders. Peter Teubner findet das schade: „Du kannst keinem Kalender trauen“, sagt der ambitionierte Hobby-Fotograf. Die Fotos seien zum Teil so stark bearbeitet, dass sie mit der Realität nicht mehr so viel zu tun hätten.
Dadurch habe die Fotografie an Ehrlichkeit eingebüßt. Gute Fotografie sei vor dem digitalen Zeitalter viel anspruchsvoller gewesen. „Aber heute macht das Fotografieren viel mehr Spaß“, hat Peter Teubner für sich festgestellt. „Eine gute Fotoschau ist aber genauso aufwendig wie früher eine Dia-Show.“ Man erspare sich nur das Zurückräumen der Bilder ins Magazin.
Seit 15 Jahren Naturfotografie
Seit etwa 15 Jahren hat Teubner seinen Fotografier-Stil stark verändert. Er hat die Naturfotografie für sich entdeckt und ist angesehenes Mitglied in der Gesellschaft deutscher Tier- und Naturfotografen (GdT). Für dieses Genre benötigt man viel Zeit. Schließlich kann man die Tiere nicht zum Fototermin einbestellen. Um Effekte zu erzeugen, bastelt sich der Singener schon mal eigene Vorsätze für das Objektiv. So spielt er mit der Verfremdung. Die Ergebnisse werden dann wieder im Club besprochen.
50 Jahre gibt es den Singener Fotoclub nun schon. In den 1980er Jahren gab es kaum Frauen unter den Mitgliedern. Heute liegt der Frauenanteil bei fast der Hälfte. Mit Bettina Zimmermann steht jetzt eine Frau an der Spitze des Vereins. Der Club bietet gewissermaßen einen geschützten Rahmen, in dem die Mitglieder sich technisch und gestalterisch ständig weiterentwickeln können. Wer sich hingegen mit seinen digitalen Bildern im Internet profilieren will, der müsse zum Teil mit brutaler Kritik zurechtkommen. Dem will sich Peter Teubner nicht aussetzen.
Sein Labor im Keller ist zwar noch vorhanden, aber nicht mehr in Betrieb. Und was ist mit den vielen Dias aus der Vergangenheit? „Die habe ich nach und nach eingescannt“, erzählt der Fotograf. Dafür hat er sich eine eigene Konstruktion gebaut, mit der er jeweils ein ganzes Magazin archivieren kann. Tausende Dias konnten danach entsorgt werden.