Seit Jahren ist ein zentrales Haus für die Jugend in Überlingen im Gespräch. Mit der Rampe sind die Jugendlichen nicht glücklich, weil sie weit außerhalb liegt und kein Programm bietet. Gibt es Hoffnung auf einen zentraleren Standort?

Jan Zeitler: Ich mag die Rampe, weil die Außenlage auch Vorteile bietet. Aber es ist richtig, es wird schon lange diskutiert, ob es einen zentraleren Ort geben kann. Die Auswahl an möglichen Standorten ist sehr übersichtlich. Hier möchte ich auf die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme Kramer-Areal hinweisen.

Meinen Sie damit ein neues Haus für die Jugend auf dem Kramer-Areal?

Zeitler: Ich denke an ein Bestandsgebäude, die zentrale Halle. Die ist für mich prädestiniert für ein größeres Jugendprojekt mit tollen Räumen und einem Hallenbereich. Wir sind mit dem Eigentümer Wacker-Neuson in Verhandlungen und haben uns darauf verständigt, ein offenes Beteiligungsverfahren durchzuführen. Das soll zügig stattfinden. Wichtig wäre es mir, dass der aktuelle Jugendgemeinderat sich einbringen und Impulse setzen kann.

Jan Zeitler: „Die Frage ist, ob es eine Kombination aus Rampe, Kramer-Areal und Gondelhafen geben kann.“
Jan Zeitler: „Die Frage ist, ob es eine Kombination aus Rampe, Kramer-Areal und Gondelhafen geben kann.“ | Bild: Stefan Hilser

Die Gesprächspartner

Frau Sonntag, wie schätzen Sie das ein?

Julia Sonntag: Für ein Jugendzentrum kann ich mir das sehr gut vorstellen. Wichtig wären Unterteilungen, nicht nur eine Halle und ein paar Couches und in einer Ecke eine Fahrradwerkstatt. Total fasziniert hat uns die Molke in Friedrichshafen. Da ist für jede Gruppe etwas dabei: ein Bandraum, eine Werkstatt, Angebote für künstlerisch aktive Jugendliche und ein Veranstaltungsraum, wo Partys geschmissen werden. So etwas wäre natürlich schon richtig gut.

Man braucht also nicht nur einen Raum, sondern auch eine Ausstattung und Leute, die Angebote schaffen oder vor Ort sind?

Sonntag: In der Molke ist vorn ein Bistro, da ist immer jemand vor Ort. Die Fahrradwerkstatt wird von Jugendlichen allein genutzt. Es geht darum, dass Jugendliche auch aus Familien, die wenige finanzielle Mittel haben, einen Ort haben, an dem sie kreativ oder künstlerisch aktiv werden können. Einen schönen Ort, wo es solidarisch zugeht.

Wäre die Lage okay?

Sonntag: Ich finde sie vorteilhaft, weil alles mitten in der Altstadt mit den Bewohnern kollidiert. Da sollen ja auch Partys gefeiert werden können, bei denen es mal ein bisschen länger geht, ohne dass gleich die Polizei auf der Matte steht.

Julia Sonntag: „Ich finde die Lage der Kramer-Halle vorteilhaft, weil alles mitten in der Altstadt mit den Bewohnern ...
Julia Sonntag: „Ich finde die Lage der Kramer-Halle vorteilhaft, weil alles mitten in der Altstadt mit den Bewohnern kollidiert.“ | Bild: Stefan Hilser

Da käme es natürlich darauf an, was auf dem Kramer-Areal in der Nachbarschaft entstehen wird.

Zeitler: Es wird ein Gelände entwickelt, in dem es vornehmlich Wohnbebauung geben wird. Wir ertüchtigen aber auch die ehemalige Kapuzinerkirche, die muss bis Mitte 2024 fertig werden. Und das war auch immer ein Platz für tolle Veranstaltungen für junge Leute. Der Vergleich mit der Molke ist schwierig. Friedrichshafen hat andere finanzielle Möglichkeiten. Überlingen hat knapp 25.000 Einwohner und wir versuchen, das zu machen, was geht. Die Frage ist, ob es eine Kombination aus Rampe, Kramer-Areal und Gondelhafen geben kann. Vielleicht muss man sich von einem Standort trennen. Die Rampe würde ich ungern aufgeben, da steckt viel Leidenschaft und Arbeit drin.

Fahrradwerkstatt ist Ihr Stichwort, Herr Goeschel. Würden Sie auch einen Standort näher bei Ihrem Klientel vorziehen?

Carlos Goeschel: Die Jugendlichen, mit denen wir arbeiten, sind in der Stadt unterwegs und gehen eher nicht in ein Jugendzentrum. Unsere Aufgabe als mobile Jugendarbeit ist es, sie anzusprechen und in Angebote zu vermitteln, wo sie sonst nicht hingehen würden. Für unsere Arbeit wäre ein zentrales Büro in Bahnhofsnähe wichtig, wo unsere Jugendlichen hinkommen und sagen können, was ihnen auf der Seele liegt. Nur so kommen wir an unsere Zielgruppe heran.

Carlos Goeschel: „Die Jugendlichen dort (am Bahnhof, die Redaktion) haben was zu sagen! Aber sie haben das Gefühl, keiner ...
Carlos Goeschel: „Die Jugendlichen dort (am Bahnhof, die Redaktion) haben was zu sagen! Aber sie haben das Gefühl, keiner interessiert sich für sie. Wir sollten uns fragen, wie bekommen wir eine Verbindung hin.“ | Bild: Stefan Hilser

Haben Sie einen konkreten Vorschlag?

Goeschel: Es gibt leer stehende Geschäftsräume in der Stadt. Auch der ehemalige Kiosk am Mantelhafen steht leer und wäre sehr gut geeignet, weil er genau in der Schneise der Wege der Jugendlichen liegt.

Zeitler: Ist das wirklich der Punkt?

Goeschel: Man trifft sich am Bahnhof und geht an den See. Am Mantelkopf gibt es immer wieder eine Gruppe, auch am Minigolfplatz oder in den Menzinger Gärten. Das sind die Wege, die sie beschreiten. So lange wir an den Wegen sind, wo sie sich bewegen, ist es gut.