Spätestens mit Hape Kerkeling („Ich bin dann mal weg“) hat Pilgern eine neue explosive Karriere gemacht. Konnte man vor 50 Jahren die religiös-spirituellen Wanderer in Santiago de Compostela noch an einer Hand abzählen, fluten inzwischen tägliche Tausende die Kathedrale an der spanischen Westküste. Auch Überlingen liegt seit dem Mittelalter an einem Zubringer zum Jakobsweg, der Via Beuronensis, die von Pfullendorf über den Ramsberg nach Überlingen und von hier aus über Konstanz zum Kloster im schweizerischen Einsiedeln führt. Station machen können Pilger in der St. Jodok-Kirche, die 1424 im Überlinger Dorf errichtet worden war. Bis heute passieren jährlich mehrere Dutzend der religiösen Wanderer die Stadt und holen sich beim Pfarramt einen Stempel ab.

Frühere Ministerin spricht

Als Mentor der Jubiläumskirche hat Ulrich Köberle, der sich seit vielen Jahren um Wohl und Wehe des unscheinbaren Gotteshauses bemüht, ein ebenso attraktives wie vielseitiges Programm zusammengestellt. Acht Themenabende und acht Konzerte ergänzen sich auf besondere Weise. Es beginnt musikalisch am Pfingstsonntag, 19. Mai, natürlich in der St.-Jodok-Kirche und erstreckt sich über fünf Monate bis zum 19. Oktober.

Annette Schavan
Annette Schavan

Bei den Themenabenden werden unter anderem die Hintergründe des Pilgerns in den verschiedenen Religionen beleuchtet, aber auch andere aktuelle Themen behandelt. Zwar gelang es den Veranstaltern nicht wie ursprünglich geplant, die Promis Hape Kerkeling und Eckart von Hirschhausen für einen Abend zu gewinnen. Dafür wird Wetterexperte Sven Plöger Erkenntnisse zur Klimaerwärmung beisteuern, Ex-Ministerin Annette Schavan wird ihre persönliche Beziehung zum Christentum beschreiben und der Überlinger Historiker Johannes Waldschütz über die Bedeutung von Kirchen und Klöstern sprechen. Vertreter der Religionen werden über die Rolle des Pilgerns im Judentum, im Islam und im Christentum sprechen. Ein breites musikalisches Spektrum von den Konzerten abgedeckt. „Cantate domino“ („Singet dem Herrn“) ist der Auftakt mit dem Frauenkammerchor Bodensee überschrieben, es folgen Abende mit Vivaldi, romantischer Musik und Jazz.

Gastronomen beteiligen sich mit Pilgermahl

Mit einem „Pilgermahl“ leisten zahlreiche Überlinger Gastronomen ihren Beitrag, den nicht nur praktizierende Pilger genießen dürfen. Geplant ist eine Sammelkarte für Gäste, die durch mehrfachen Besuch der teilnehmenden Lokale einen Rabatt für Konzerte erarbeiten können, wie Ulrich Köberle schon mal andeutet. Nicht fehlen darf dabei natürlich die Jakobsmuschel, die in allen Ländern den Pilgerweg nach Santiago de Compostela markiert. Von 25. bis 28.¦Juli haben die beteiligten Gastronomen und die Überlingen Marketing und Tourismus (ÜMT) offiziell die „Jakobsmuscheltage“ ausgerufen. Am 14. September ist schließlich ein großer Jodok-Hock rund um das Gotteshaus selbst geplant.

„Das Festjahr soll sowohl spirituell, das Pilgerwesen betreffen, musikalische Schwerpunkte haben, aber auch kulinarische Highlights setzen in der Stadt“, steckt Initiator Köberle den weiten Rahmen des Jubiläums ab. Wieder beleben und als Verein verankern will er die zur Gründungszeit bestehende Jos-Bruderschaft. Auch junge Leute will Köberle so für die ‚‘Community der Pilger‘ ansprechen.

Das könnte Sie auch interessieren

Fassade wurde zum Jubiläum erneuert

Rechtzeitig zum Jubiläum der St. Jodok-Kirche ist der Putz der Fassade zur Aufkircher Straße hin komplett erneuert worden, um ein einladendes Entrée zu schaffen. Mit seinem Verein Konzertreihe St. Jodok ist es Ulrich Köberle in den letzten 15 Jahren gelungen, immer wieder Restaurierungen der Ausstattung im Kirchenraum selbst zu fördern, der unter anderem durch seine Fresken und den darin transportierten Geschichten bekannt ist. Mit dem Patrozinium am 19. Dezember geht das Jubiläumsjahr schließlich zu Ende.