Es erstaunt nicht, dass die Stadtwerke Überlingen (SWÜ) – 100-prozentige Tochter der Stadt und mit 24,2 Prozent Gesellschafter des Stadtwerks am See – als Betreiber der Parkhäuser, der Therme und des Stadtbusverkehrs im Verlauf der Corona-Pandemie in finanzielle Nöte geriet. Die Umsatzerlöse sind nahezu halbiert: Sie werden von den geplanten 7,7 Millionen Euro auf voraussichtlich knapp 4,1 Millionen Euro schrumpfen. Dennoch stoppte der Aufsichtsrat der SWÜ die ursprünglichen Pläne der Geschäftsführung, die kostenlose halbe Stunde in den Parkhäusern zu kippen.
Mit einem Darlehen von 2 Millionen Euro musste die Kommune ihrer Tochter schon im zweiten Quartal aus der Patsche helfen. Aufgrund der unsicheren Entwicklung verschoben die beiden Partner die erste Rückzahlungsrate für den Kredit von 2021 auf 2024, um die Liquidität nicht schon im kommenden Jahr wieder zu gefährden. Für das erste Halbjahr wollte Geschäftsführer Norbert Schültke bei Vorstellung des neuen Wirtschaftsplans in der Sitzung des Gemeinderats noch gar keine Erwartungen formulieren.
Auch 2021 wird schwierig
„Wir haben ein schwieriges Jahr hinter uns“, sagte Schültke, „und wir haben ein schwieriges Jahr vor uns.“ Prognosen und Planungssicherheit seien schlichtweg unmöglich. Frühestens im zweiten Halbjahr rechnet Schültke mit besseren Erträgen in der Bodenseetherme. Hier sind die Umsätze in diesem Jahr von erwarteten 4,4 Millionen auf 1,8 Millionen Euro (40 Prozent des Plans) und beim öffentlichen Personennahverkehr mit dem Stadtbus von 1 Million auf 500 000 Euro (50 Prozent) eingebrochen. Die Parkhäuser der SWÜ schneiden im Vergleich dazu noch relativ günstig ab. Dank der boomenden Besucherzahlen von Juli bis September kommen sie mit einem Erlös von knapp 1,7 Millionen Euro voraussichtlich noch auf rund 80 Prozent des Planansatzes.

„Nicht auszudenken, wenn die SWÜ nicht auf eine feste Garantiedividende des Stadtwerks am See zählen könnte“, erklärte OB Jan Zeitler und versprach: „Wir werden durch diese Krise kommen.“ Das Ergebnis haben die SWÜ mit 7,2 Millionen Euro für das Jahr 2021 schon mal um 500 000 Euro niedriger angesetzt als 2020.

Den Plan müsse man schweren Herzens akzeptieren, sagte Stadtrat Robert Dreher (FWV/ÜfA). Er habe „schwer geschluckt“, als die 30 Gratis-Minuten zur Disposition gestellt worden seien. Doch konnte ihn OB Jan Zeitler beruhigen: Der Aufsichtsrat habe darin kein geeignetes Instrument zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation gesehen und dies einstimmig abgelehnt. Dennoch habe die Geschäftsführung mit dem Vorschlag, die kostenlose Anfangsphase in den Parkhäusern ganz zu streichen, aus ihrer Perspektive der Wirtschaftlichkeit alles richtig gemacht.
Erleichtert über den erfolgreichen Widerstand aus dem Aufsichtsrat zeigte sich Günter Hornstein (CDU). Es wäre ein schlechtes Signal gewesen, diesen wichtigen Beitrag zum Stadtmarketing zu opfern. Allerdings gelte es, die seit 2011 gültige Tarifstruktur auf den Prüfstand zu stellen. Wobei die Erlöse im Parkhaus Therme durch die Vergütungen geschmälert würden. Als sehr gut und weiter ausbaufähig bezeichnete SWÜ-Geschäftsführer Schültke die Ausgabe von Wertgutscheinen für die Parkhäuser durch den Einzelhandel.