Zehntausende Arbeitnehmer in der Region profitieren jedes Jahr vom Weihnachtsgeld ihres Arbeitgebers. Meist tariflich ausverhandelt wird es mit dem Novembergehalt überwiesen. In der Corona-Krise bleibt der Zuschuss erstaunlich stabil. Ein Überblick:

Ärzte an kommunalen Krankenhäusern bekommen im Normalfall kein Weihnachtsgeld. Allerdings wird ihnen der Bonus oft übers Jahr verteilt ...
Ärzte an kommunalen Krankenhäusern bekommen im Normalfall kein Weihnachtsgeld. Allerdings wird ihnen der Bonus oft übers Jahr verteilt ausbezahlt. | Bild: Robert Michael/dpa

Die Krankenhäuser

Beschäftigte in Krankenhäusern zählen zu den Corona-Helden, also jener Arbeitnehmergruppe, der in der Pandemie besonders viel abverlangt wird. Zumindest beim Weihnachtsgeld, spiegelt sich das wider.

Große Mehrheit an Krankenhäusern bekommt Weihnachtsgeld

Von den Tausenden, an kommunalen Krankenhäusern Beschäftigten, erhält die große Mehrheit die Extra-Zahlung. Bei den rund 3600 Beschäftigten des Gesundheitsverbunds im Landkreis Konstanz bekommen nach Angaben einer Sprecherin etwa 3000 das 13. Gehalt. Am östlichen Bodensee, wo die Versorgung durch die Kliniken in Tettnang und Friedrichshafen sichergestellt wird, sind es gut 1500 von etwa 200 Beschäftigten. Die Höhe der Sonderzahlung liegt abhängig von der Tarifgruppe zwischen 52 – 80 Prozent eines Brutto-Durchschnittgehalts.

Auch knapp 750 Beschäftigte des Klinikums Hochrhein in Waldshut und rund 3200 Mitarbeiter des Schwarzwald-Baar Klinikums in Villingen-Schwenningen und Donaueschingen erhalten eine Sonderzahlung gemäß des Tarifvertrags öffentlicher Dienst, wie eine Krankenhaus-Sprecherin sagt. Allerdings gilt das nicht für jeden: Viele Ärzte an kommunalen Krankenhäusern bekommen kein Weihnachtsgeld, auch wenn sie tariflich beschäftigt sind.

Baden-Württembergs Energiekonzern EnBW zahlt mehreren Tausend Mitarbeitern Weihnachtsgeld.
Baden-Württembergs Energiekonzern EnBW zahlt mehreren Tausend Mitarbeitern Weihnachtsgeld. | Bild: Uwe Anspach/dpa

Die Versorger

Sie betreiben Kraft- oder Wasserwerke, fahren Bus, halten Bäder sauber oder sorgen für einen reibungslosen Fährverkehr über den Bodensee: Angestellte bei Versorgungsunternehmen halten die öffentliche Infrastruktur am Laufen. Das wird meist auch mit Weihnachtsgeld honoriert.

Bei Deutschlands führendem Ferwasserversorger, der Sipplinger Bodensee-Wasserversorgung (BWV) wird nach Tarif bezahlt, und daher bekommen auch alle 320 Beschäftigten Weihnachtsgeld – „in Höhe eines Bruttomonatsgehalts“, wie eine BWV-Sprecherin sagt. Auch bei den Stadtwerken in der Region ist das Weihnachtsgeld tariflich geregelt und wird voll ausbezahlt.

Fährpersonal wie Kapitäne und Matrosen bekommen bei den Bodensee-Schifffahrtsbetrieben Weihnachtsgeld.
Fährpersonal wie Kapitäne und Matrosen bekommen bei den Bodensee-Schifffahrtsbetrieben Weihnachtsgeld. | Bild: Felix Kästle/dpa

Die knapp Tausend Beschäftigten der Stadtwerke Konstanz, der Bädergesellschaft und der Bodensee-Schiffsbetriebe beispielsweise kommen in den Genuss. Beim größten Energieversorger im Südwesten, der Karlsruher EnBW erhalten von gut 24.000 Mitarbeitern gut 13.300 Beschäftigte der Kerngesellschaften sowie solche bei externen Gesellschaften Weihnachtsgeld, wie eine Sprecherin sagt.

Maßgeblich ist auch hier der Tarifvertrag. Für außertariflich Beschäftigte – etwa Manager – ist die Entgelt-Komponente nicht vorgesehen. Übrigens auch die Vorstände und Aufsichtsräte der EnBW müssen traditionell auf Weihnachtsgeld verzichten.

Medizin und Pharma

Beschäftigte in Medizintechnik- und Pharmabranche gehören zu den tariflich sehr gut abgesicherten Arbeitnehmern. Beim Weihnachtsgeld liegt man teilweise aber eher am unteren Ende der üblichen Zahlungen.

Bei Aesculap in Tuttlingen beispielsweise erhalten rund 3550 Mitarbeiter nach 6 Monaten Betriebszugehörigkeit ein Weihnachtsgeld in Höhe von 30 bis 60 Prozent ihres Brutto-Monatsverdienstes, gemäß den Bestimmungen des Metalltarifvertrags. Bezogen auf das maximale Grundentgelt können das bis zu 3625 Euro sein.

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Beim Konkurrenten Karl Storz werden die 3000 Mitarbeiter nicht nach Tarif bezahlt, Weihnachtsgeld bekommen sie aber trotzdem – „in Anlehnung an den geltenden Tarifvertrag“ und trotz Corona, wie eine Storz-Sprecherin sagt.

Die Baseler Novartis zahlt nach Angaben einer Sprecherin „grundsätzlich das Jahresgehalt zu 12 gleichen Teilen aus“. Auf deutsch: Weihnachtsgeld gibt es nicht. Nur „einzelne Berufsgruppen innerhalb von Tochterunternehmen“ bekommen eine Jahresleistung nach Chemie-Tarifvertrag ausbezahlt, wie es heißt.

Auch die rund 1100 Takeda-Beschäftigten an den Standorten Singen und Konstanz erhalten Weihnachtsgeld. Dort können sich auch die außertariflich Beschäftigten über den Geldsegen freuen. „Während der Covid-Pandemie ist es unerlässlich, dass die Produktion in Singen weiterläuft. Deshalb müssen wir unsere Belegschaft in der Produktion nicht nur besonders schützen, sondern besonderes Engagement auch entsprechend anerkennen“, sagt Benjamin Thämlitz, Arbeitsdirektor bei Takeda unserer Zeitung.

Luft- und Raumfahrt

Beim Satellitenbauer Airbus in Immenstaad gilt der Metall-Tarif. Daher bekommen rund 80 Prozent der aktuell 2150 Beschäftigten auch bis zu 60 Prozent eines Monatslohns als Weihnachtsgeld. Wie etwa auch bei der EnBW gibt es die Gehaltskomponente bei Managern und außertariflich Beschäftigten nicht. Dort griffen „andere Gehaltsvereinbarungen“, sagt ein Airbus-Sprecher.

Beim Lenkwaffenbauer Diehl-Defence in Überlingen sieht es ähnlich aus. Gut Tausend Mitarbeiter und weitere 1700 Kollegen in Bayern und im Saarland bekommen Weihnachtsgeld.

Kein Weihnachtsgeld gibt es dieses Jahr beim Autozulieferer Marquardt aus Rietheim. Weilheim. Schuld ist die Corona-Krise.
Kein Weihnachtsgeld gibt es dieses Jahr beim Autozulieferer Marquardt aus Rietheim. Weilheim. Schuld ist die Corona-Krise. | Bild: Marquardt GmbH

Zulieferer und Maschinenbau

Die Corona-Krise und technologische Umbrüche haben die Autozulieferer kräftig gerupft, und folglich zahlen auch nicht mehr alle Weihnachtsgeld. „Trotz drastischer Umsatz- und Ergebnisrückgänge sei das Urlaubsgeld „in voller Höhe ausbezahlt“ worden, sagt ein Sprecher von Marquardt aus Rietheim-Weilheim. Gleichzeitig habe man sich mit der Arbeitnehmerseite auf einen Verzicht auf das Weihnachtsgeld 2020 für die rund 2500 Beschäftigten in der Region verständigt.

Anders gleich nebenan beim Mechatronik-Spezialisten IMS-Gear: Trotz Umsatz- und Gewinnschwäche zahlt IMS seinen 1700 Mitarbeitern in Donaueschingen, Eisenbach, Trossingen und Villingen-Schwenningen Weihnachtsgeld, wie Personalleiterin Kristin Schäkel dem SÜDKURIER sagt.

Gleiches gilt für die beiden Industrie-Schwergewichte am östlichen Bodensee – der Dieselmotorenbauer RRPS und der Getriebespezialist ZF Friedrichshafen. Auch sie schicken ihre Mitarbeiter mit einer Extra-Zahlung in den Weihnachtsurlaub. Bei ZF erhielten „praktisch alle“ der 50.000 in Deutschland Beschäftigten – 9600 davon am Bodensee – das Geld. Und auch bei der MTU-Mutter RRPS und dem Tuttlinger Maschinenbau-Technologieführer und Fräsenspezialisten Chiron fließt das Geld zum Jahresende wie üblich, trotz Corona.

Viel Weihnachtsgeld: Laut Chemietarif gibt es bis zu 95 Prozent eines Monatsgehalts. Sto aus Stühlingen legt noch etwas drauf.
Viel Weihnachtsgeld: Laut Chemietarif gibt es bis zu 95 Prozent eines Monatsgehalts. Sto aus Stühlingen legt noch etwas drauf. | Bild: Sto

Baubranche

Der Baumaterial-Experte Sto aus Stühlingen gehört zu den wenigen Firmen, bei denen die Mitarbeiter sogar mehr als ein Brutto-Monatsgehalt unter dem Christbaum haben. Das liegt daran, dass bei Sto der komfortable Chemie-Tarif gilt und das Unternehmen bei guten Gewinnen die Zahlung für seine 3000 deutschen Mitarbeiter aufstockt. Frohe Weihnachten!