Die Bandbreite der Bühnenpräsentationen in ‚Noltes Culture Lounge‘ ist riesig und reicht von den Comedy-Geschichten um die „Perle“ bis zu philosophisch-politischen Exkursionen, für die Oliver Nolte Ende 2019 den Münchener Professor Julian Nida-Rümelin im Überlinger Theater gewinnen konnte. Auch das erfolgreiche jüngste Stück, die satirisch-theatrale Polit-Party „Hau rein! Wer bremst, verliert“ wurde dem eigenen gesellschaftskritischen Anspruch auf vergnügliche Weise gerecht.

„Die Erfolgsproduktion schlechthin“ nennt es beim Pressegespräch begeistert Oberbürgermeister Jan Zeitler. Er hat das kulturelle Angebot längst schätzen gelernt und ihm hat vor allem „das besondere Format“ des letzten Stücks gefallen. „Das war echt toll“, sagte Zeitler über den ersten Beitrag zum Überlinger Wintertheater. Und der zweite folgt sogleich. Am Freitag, 22. März, hat das Stück „Born 66 – Rock you like a hurricane“ Premiere – pünktlich zum zehnjährigen Bestehen an dieser Stätte.

Virtueller Vorhang öffnete sich 2014

Am Bodensee aufgetaucht waren Oliver Nolte und Birgit Nolte-Michel im Dezember 2013 und machten sich im Gewölbekeller in der Aufkircher Straße zu schaffen. Ja, sie wollten hier ein kleines eigenes Theater einrichten, verriet das Duo damals verheißungsvoll und machte neugierig. Am 21. März 2014 öffnete sich schließlich erstmals der virtuelle Vorhang in dem kleinen, aber feinen „Culture Lounge“, wie sie es nannten, die gut zu Überlingen passt.

Oliver Nolte startete mit der monologischen „Ruhestörung“ von Eugen Ruge. Mitgebracht hatte das Duo zunächst ihre Fortsetzungs-Komödien rund um die „Perle“, mit denen sie im Remstal schon großen Erfolg gehabt hatten und mit denen sie das Publikum auch am See zum Lachen brachten. Mit Michael Hauenstein als Instrumentalbegleiter sang sich Birgit Nolte-Michel unter anderem eindrucksvoll in die Rollen von Hildegard Knef oder Édith Piaf hinein. Mit dem feinfühligen Musiker feiern die Noltes eine 20-jährige Zusammenarbeit.

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Gesellschaftskritisch, politisch und anspruchsvoll

In den zehn Jahren Überlinger Bühnenpräsenz – die lediglich durch die Pandemie gedämpft wurde – sind zahlreiche anspruchsvolle Stücke dazu gekommen, philosophisch hintergründig, höchst gesellschaftskritisch und politisch, wie die beiden schließlich sind. Goethes Faust und den Jedermann inszenierten sie als Zwei-Personen-Stücke, mit denen sie auch bei Open-Air-Veranstaltungen im Remstal erfolgreich waren. Mit Martin Walsers Stück „Zimmerschlacht“ begann im Oktober 2018 Noltes Kooperation mit der Stadt in Form des Überlinger Wintertheaters.

Unter diesem Label firmierte auch die jüngste Inszenierung „Hau rein! Wer bremst, verliert.“ Mit Sondervorstellungen habe es davon inzwischen 20 Aufführungen gegeben, die allesamt ausverkauft waren, wie Oliver Nolte in seinem zufriedenen Rückblick betont. Und wem das Stück bislang entgangen ist, der hat im April weitere Gelegenheiten dazu.

Quasi zwischen dem Überlinger Dorf und dem Rathaus sei das Stück entstanden, merkte Oberbürgermeister Jan Zeitler an, dem Oliver Nolte während der Entwicklung mehrfach begegnet war. Am Ende habe man den Schauspieler „in extrovertierter Form, geradezu überdreht“ auf der Bühne erleben können. Wobei er viele lebensnahe Situationen gespiegelt und auch erklärt habe, erinnert sich Zeitler: „Ich bin gespannt, wie es weiter geht.“

Über den großen Erfolg des ersten Nolte-Beitrags zum Überlinger Wintertheater freute sich auch Oberbürgermeister Jan Zeitler (Zweiter ...
Über den großen Erfolg des ersten Nolte-Beitrags zum Überlinger Wintertheater freute sich auch Oberbürgermeister Jan Zeitler (Zweiter von rechts) Oliver Nolte (rechts), Birgit Nolte-Michel und Musiker Michael Hauenstein haben gut lachen und freuen sich schon auf das nächste Stück „Born 66“. | Bild: Hanspeter Walter

Nostalgische Einblicke in die Autobiografie

Einen kleinen Vorgeschmack davon präsentierte Oliver Nolte schon mal. Neben vielen musikalischen Reminiszenzen beinhaltet das Rock-Schauspiel „Born 66“ auch zahlreiche autobiografische Elemente von Oliver Nolte (Jahrgang 1966) und gewährt nostalgische Einblicke in dessen Kindheit im Dunstkreis des Düsseldorfer Theaters.

Eine wichtige Rolle spielt die von Michael Hauenstein auf dem Akkordeon instrumentierte Musik, die gleich mit Vollgas und stürmisch beginnt. „Rock you like a hurricane“ versprechen die beiden und halten diese Zusage, auch wenn die Themen im Laufe der Zeit ruhiger und nachdenklicher werden. „Coming of age never ends“ sinniert Oliver Nolte und beschreibt die nie endende Entwicklung des Menschen, die am Ende auf die Liebe zusteuert. „Die Liebe stand schon in der antiken Philosophie stets im Mittelpunkt“, erklärt Oliver Nolte, den in seinem Stück die Frage umtreibt: „Habe ich genug geliebt?“ Die Zweifel daran rauben ihm den Schlaf.

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Die Hits von den Scorpions und Supertramp, die Oliver Nolte mit Michael Hauenstein am Akkordeon schon mal anklingen ließ, schienen auch OB Jan Zeitler sehr gut zu gefallen. Ja, mit Alan Parsons Project hätte er sich noch einen weiteren persönlichen Favoriten gewünscht. Doch das konnte Oliver Nolte nicht ahnen, der sich schon auf die Uraufführung am Freitag, 22. März, freut. „Die ersten drei Vorstellungen sind fast voll“, verrät er.