Wenn Oliver Nolte einmal loslegt, ist er kaum zu bremsen. Bei der Vorstellung des Wintertheaters gibt er eine Kostprobe für die Pressevertreter und schlüpft so intensiv in die Rolle des K.G. Maier, dass man am liebsten sofort das ganze Stück sehen möchte. Maier ist ein Mann in mittleren Jahren, der sich gerade neu erfindet. Als DJ Soph legt er Hits vergangener Zeiten auf und liefert gleich noch leichte Antworten auf schwierige Fragen unserer Zeit. Damit alles bleibt, wie es ist, muss sich vieles ändern, lautet seine Devise. Dabei sind Eigennutz, die Präambel und die Moral lästiger Ballast. „Hau rein! Wer bremst, verliert“ hat Oliver Nolte seine Eigenproduktion überschrieben. Darin hält er als smarter K.G., selbstverständlich englisch ausgesprochen, der demokratiemüden Gesellschaft den satirischen Zerrspiegel vor.
OB Jan Zeitler: „Theater muss sich einmischen“
„Dieses Stück kommt genau zum richtigen Zeitpunkt“, sagt Jan Zeitler bei der Vorstellung des Überlinger Wintertheaters bei Noltes. Das Wintertheater findet in Kooperation der Stadt mit dem privaten Theater (Gunzoweg 1) statt. Die Stimmung in der Gesellschaft sei aufgewühlt und im nächsten Jahr stünden mehrere Wahlen an. „Theater muss sich einmischen“, lobt der Oberbürgermeister weiter die politischen Bezüge im diesjährigen Wintertheater. Das Motto lautet „Wer wir sind? Menschen! Punkt!“. Jeder sei momentan mit vielen Veränderungen konfrontiert, sagt Oliver Nolte. Das verunsichere und rüttle an den Säulen der Gesellschaft. „Demokratie, Freiheit und Identität sind dabei die zentralen Begriffe“, fährt er fort. Mit ihrem Programm wollen die Noltes die Demokratie feiern und sich mit dem Thema Identität aus verschiedenen Blickwinkeln auseinandersetzen.
Winterprogramm in Noltes Theater
Festival greift verschiedene Sichtweisen auf
Verschiedene Sichtweisen liefert das Monologfestival im November. Los geht es mit dem Stück „Ruhestörung“, in dem ein Mann sein Leben ändert und zusehends ausgegrenzt wird. Es ist wie „Der Kontrabass“ eine Wiederaufnahme. Hier steht die Frage im Mittelpunkt, wie viel Sicherheit der Mensch braucht, um frei zu sein. „Das Labyrinth“ bietet als drittes und letztes Stück eine neue Produktion in Form einer Lesung. Darin sucht ein Mann mittleren Alters in Ostdeutschland nach der Wende seine Identität. Oliver Nolte ist es wichtig, mit dem Publikum in den Austausch zu gehen, daher wird es zu jedem Stück eine Einführung und ein Nachgespräch geben.
Birgit Nolte wird wieder vor allem als Sängerin auf der Bühne stehen. Sie hat ihren musikalisch-literarischen Abend „Die Welt hochwerfen“ überarbeitet. Neben der Freiheitsbewegung von Frauen geht es in der erweiterten Version auch um Menschenrechtsfragen. Beide Themen hingen grundsätzlich zusammen, so Birgit Nolte. Sie wird wie in den Jahren zuvor von Michael Lauenstein am Klavier begleitet.

Neuproduktion im Frühling in Noltes Theater
Im Frühjahr kommt mit „Hexis“ noch eine weitere Neuproduktion auf den Spielplan. Darin treffen Faust und Aristoteles für einen selbstkritischen Austausch aufeinander.
Die Vorstellung des Programms hat bei Jan Zeitler die Vorfreude geweckt. „Das ist eine erfolgreiche und spannende Kooperation“, so der Oberbürgermeister. Er erinnert an die lange Tradition des Wintertheaters, die nun im sechsten Jahr in Zusammenarbeit mit Noltes Theater umgesetzt wird. Mit der finanziellen Unterstützung der Stadt wolle man vor allem Eigenproduktionen fördern und so das kulturelle Angebot Überlingens aufwerten. Dass dies gelänge, zeigten die Besucher, die sogar aus Stuttgart und Freiburg zu dieser „wunderbaren Spielstätte“ kämen, freut sich Zeitler.