Ein wahres Wellenbad der Gefühle musste der Überlinger Organisator Markus Dufner von MCD Sportmarketing durchmachen, bis das hochklassige Tennisturnier „Tannenhof Resort German Men‘s Series“ gestern gestartet werden konnte. Zuerst war Spitzenspieler Dominik Köpfer der in vier Städten ausgetragenen Serie Überlingen zugeordnet worden, dann musste er verletzungsbedingt absagen. Und dann kamen nun nur Stunden vor dem Start am gestrigen Donnerstag noch unglaubliche Verwirrungen in Sachen Corona-Landesverordnungen dazu.

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Bekannter des Organsators sah Kretschmann-Interview

Die Freude war riesig, als am Montag das Überlinger Ordnungsamt auf die Tennisanlage des TC Überlingen kam und bestätigte, dass alles konform der Corona-Regeln sei. Einen Tag später sah das allerdings wieder ganz anders aus. „Ein Bekannter schrieb mir eine Nachricht und fragte, wie das jetzt mit den Zuschauern sei“, berichtet Organisator Markus Dufner. „Er habe gerade ein Interview mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann gesehen, der sagte, dass dies erst ab Juli möglich sei.“

Mitarbeiterin Nathalie Lemke desinfiziert nach einem Spiel die Utensilien, mit denen die Spieler in Kontakt kommen.
Mitarbeiterin Nathalie Lemke desinfiziert nach einem Spiel die Utensilien, mit denen die Spieler in Kontakt kommen. | Bild: Jäckle, Reiner

Profisport-Verordnung untersagt Zuschauer prinzipiell

Natürlich glühten sofort die Telefonleitungen. Der Freude wich eine gravierende Unsicherheit, denn es wurde bekannt, dass die bisherige Veranstaltungs-Verordnung der Landesregierung, nach der sich alle richteten, nicht mehr relevant war. Nach dieser sind Veranstaltungen mit bis zu 99 Personen erlaubt, unter anderem auch Geburtstagsfeiern im Innenbereich oder Kulturveranstaltungen. Seit 5. Juni gibt es in Baden-Württemberg allerdings eine sogenannte Profisport-Verordnung. Diese untersagt die Teilnahme von Zuschauern prinzipiell. Außerdem müssen solche Veranstaltungen vom Kultusministerium für Bildung und Sport im Einzelfall explizit bewilligt werden.

Peter Torebko gewann gestern sein Auftaktspiel gegen Louis Weßels. Er fühlt sich in Überlingen und am Bodensee sehr wohl.
Peter Torebko gewann gestern sein Auftaktspiel gegen Louis Weßels. Er fühlt sich in Überlingen und am Bodensee sehr wohl. | Bild: Jäckle, Reiner

„Wir hatten natürlich keinen Antrag gestellt“

„Plötzlich stand das ganze Turnier auf der Kippe. Das war ein riesen Schock“, sagt Markus Dufner. „Wir hatten natürlich keinen Antrag gestellt, weil wir nichts davon wussten.“ Bislang habe er einen intensiven Kontakt zu den örtlichen Behörden gehabt, die allesamt bestätigten, dass sie zuständig seien. Auch sie wurden ganz offensichtlich von dieser Profisport-Verordnung völlig überrascht. Das Besondere daran: In vielen anderen Bundesländern können die Organisatoren bei den Ordnungsämtern ihre Veranstaltungen bewilligen lassen. In Baden-Württemberg muss dies allerdings in Stuttgart passieren.

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OB Zeitler und Landtagsabgeordneter Hahn intervenierten

„Es ist ganz klar Jan Zeitler und Martin Hahn zu verdanken, dass das Turnier überhaupt stattfinden kann“, so Markus Dufner. „Ihr Einsatz am Mittwoch war wirklich bemerkenswert.“ Allerdings gab es bei der ganzen Freude darüber, dass das Turnier doch stattfinden kann, einen großen Wermutstropfen für den Organisator: Die Zuschauer bleiben dennoch ausgeschlossen – anders, als es Anfang der Wochen noch verbreitet worden war.

Peter Torebko: „Ich kenne Überlingen anders“

Tennisprofi Peter Torebko ist bereits zum siebten Mal in Überlingen auf einem Tennisturnier. Er gehört zu den Publikumslieblingen. Der SÜDKURIER hat mit dem 32-Jährigen über die Atmosphäre und seine Lieblingsplätze gesprochen.

Herr Torebko, Sie haben Ihr Auftaktmatch gewonnen. Wir war es, ohne Zuschauer spielen zu müssen?

Es war eine ganz seltsame Atmosphäre. Ich kenne Überlingen anders. Hier sind immer ausgesprochen viele Zuschauer und jetzt das. Es tut mir auch Leid für den Organisator, da die Nachricht wohl extrem kurzfristig kam und er bereits mit Zuschauern gerechnet hat. Auf dem Platz kam es mir irgendwie wie ein Trainingsspiel vor.

Sie kennen Überlingen wie kaum ein anderer Spieler, der dabei ist, und waren auch schon privat hier. Haben Sie Lieblingsplätze?

Da gehört sicher der Garten meiner befreundeten Familie dazu. Wir grillen jedes Mal, wenn ich hier bin. Das ist immer etwas ganz Besonderes. Dann liebe ich den See natürlich. Es ist eine Tradition, dass ich nach einem Spiel ins Wasser springe.

Haben Sie Pläne, was Sie bis Sonntag hier am See und in der Stadt alles unternehmen wollen?

Ich habe mir dieses Mal vorgenommen, die Region etwas zu erkunden. Auf dem Plan stehen auf jeden Fall der Affenberg Salem und die Mainau. Da passt es perfekt, dass ich zwei Mal bereits um 10.30 Uhr spiele (lacht). Vielleicht reicht es auch noch zu einer Radtour am Überlinger See.