Ein Poller an der Kapuzinerkirche: Künftig wird die Stadt für den Individualverkehr, der von Westen her auf die Stadt zurollt, gesperrt. Ziel ist es, die Autofahrer an den Parkhäusern West, Mitte und Post zu stoppen und sie zu Fußgängern zu machen. Mit dem Bau des Pollers, verbunden mit einem neuen Kreisverkehr, wird ab Mai begonnen.

Zugegebenermaßen eine unwahrscheinliche, aber denkbare Konstellation: Autofahrer, die 2,8 Kilometer Umweg nehmen müssen, wenn sie ab dem ...
Zugegebenermaßen eine unwahrscheinliche, aber denkbare Konstellation: Autofahrer, die 2,8 Kilometer Umweg nehmen müssen, wenn sie ab dem Poller am Kapuziner nicht mehr weiterkommen. | Bild: Schönlein, Ute

Der Plan stößt auf Skepsis, wie sich in einer Bürgerversammlung zeigte. Auch die Überlinger Bürgerallianz, ein Zusammenschluss von Mitgliedern verschiedener Bürgerinitiativen, äußert Kritik. Zudem wurde im Gemeinderat eine Maßnahme diskutiert, von der sich Gemeinderat Ralf Mittelmeier eine Beruhigung der aufgeregten Stimmung erhofft hätte. Er stieß jedoch auf Ablehnung bei Oberbürgermeister Zeitler.

„So viel Verkehr verursacht das nicht. Das sollten wir den Anwohnern bieten.“
Ralf Mittelmeier, FWV/ÜfA

Eine Fernbedienung wie für Busfahrer wünscht sich Gemeinderat Ralf Mittelmeier auch für die Bewohner der Altstadt. Wie er in der jüngsten Gemeinderatssitzung berichtete, gebe es unter den Altstadtbewohnern Unmut, den man reduzieren könne, wenn man es ihnen auch künftig rund um die Uhr gestattete, per Knopfdruck den Poller abzusenken. So könnten sie in gewohnter Weise zu ihren Häusern fahren. „So viel Verkehr verursacht das nicht“, argumentierte Mittelmeier. „Das sollten wir den Anwohnern bieten.“

„Das konterkariert unsere Ziele. Wir wollen eine Verkehrsberuhigung.“
Jan Zeitler, Oberbürgermeister

Oberbürgermeister Jan Zeitler lehnte den Vorschlag ab. „Das konterkariert unsere Ziele. Wir wollen eine Verkehrsberuhigung.“ Inhaltlich wies er die Bedenken Mittelmeiers zurück. Denn wenn die Anwohner befürchteten, sie kämen mit dem Auto gar nicht mehr bis vor ihre Haustüre, dann stimme das nicht. Von 7 bis 11 Uhr sei geöffnet, anschließend müssten sie einen größeren Bogen über die Franziskanerstraße fahren. Zeitler: „Je mehr Fernbedienungen wir ausgeben, umso mehr bräuchten wir dann auch keinen Poller mehr.“

Geste oder Konsequenz?

Mittelmeier betonte indes, dass sich die Bewohner „vor den Kopf gestoßen“ fühlten. Er sagte: „Mir geht es um die Geste.“ Worauf Zeitler konterte, dass es ihm um darum gehe, das Thema mit einer gewissen Ernsthaftigkeit voranzubringen. „Wir sind angetreten, den Durchgangsverkehr zu unterbinden.“ Ob die Maßnahme funktioniert, könne man erst sehen, wenn sie wie geplant und vom Gemeinderat beschlossen umgesetzt wird.

„Jedes Haus bleibt erreichbar, auch während der Bauzeit.“
Ulrich Krezdorn, CDU

Gemeinderat Ulrich Krezdorn ist optimistisch, dass der Prozess zum gewünschten Erfolg führt, dass es künftig nämlich keinen Transitverkehr mehr gibt. Das „Schreckgespenst“, dass manche Häuser nicht mehr erreichbar seien, könne beiseite geschoben werden. „Jedes Haus bleibt erreichbar, auch während der Bauzeit.“ Auch die Geschäfte blieben per Auto erreichbar, allerdings müssten die Autofahrer nach seinem Geschmack spätestens ab dem Franziskanertor deutlicher darauf hingewiesen werden, dass es direkt vor den Geschäften keine Parkplätze gibt, nur Halteboxen.

Bürgerallianz warnt vor Komplikationen

  • Die Überlinger Bürgerallianz kritisiert die Poller-Lösung als „technisch aufwändige Totalsperrung“, die für die Anwohner „vieles unnötig kompliziert“ mache. Die Bürgerallianz versteht sich als lockerer Zusammenschluss mehrerer Bürgerinitiativen. Sie fürchten, dass Autofahrer zu „kreativen Versuchen“ verleitet werden könnten, die Innenstadt auf anderem Weg doch noch zu erreichen. Sie unterstellen in ihrem Pressetext, dass es vonseiten des Ordnungsamts keine wirksame Kontrolle von Falschfahrern geben werde.
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  • In einer von Achim Dochat im Namen der Bürgerallianz verschickten Pressemitteilung wird die Sinnhaftigkeit einer Verkehrsberuhigung betont. „Die Zufahrt zur Innenstadt muss von allen Seiten auf das notwendige Maß beschränkt werden“. Eine Beschränkung auf den Anliegerverkehr würden sie sich bereits ab dem Franziskanertor und der Olberbrücke wünschen. Allerdings müsse der Wohnbereich für die Anwohner zugänglich bleiben. Denn sonst würden Anwohner und Umwelt durch „weiträumigen Umfahrungsverkehr“ unnötig belastet.
  • „Wenig Verständnis“, so die Gruppierung, habe man dafür, dass die Bauarbeiten gerade in die Touristensaison falle. Man hätte in ihren Augen abwarten müssen, bis wenigstens das Parkhaus Mitte nach der Sanierung wieder zur Verfügung steht.