„Kommt Kinder, wir singen ‚Laudato si, alle Strophen‘, ruft Ricarda Dannegger und greift beherzt in die Saiten ihrer Gitarre. Und dann schmettern sie los: Im Hof des Gemeindezentrums St. Suso stehen 32 Grundschulkinder im Kreis und singen lauthals den Lobpreis „Laudato si, o mio signore, sei gepriesen, denn Du bist wunderbar, Herr!“ Es ist das „Kinderfrühstück“ an einem Samstagvormittag im Juli und es wird zusammen gesungen, gebetet, gefrühstückt, gebastelt und gespielt. Ricarda Dannegger initiierte dieses Angebot, eines von mehreren neuen Projekten für Kinder und Familien, mit denen sie frischen Wind in die Seelsorgeeinheit bringt.

Seit September 2024 lebt und arbeitet die Theologin und Pastoralreferentin in Überlingen und ist neben Stadtpfarrer Bernd Walter und Pastoralreferent Martin Blume die Frau im pastoralen Team. Davor wirkte sie von 2007 bis 2023 in Konstanz in der Altstadtpfarrei, zu der das Münster Unserer Lieben Frau, die Kirche St. Stephan und die Dreifaltigkeitskirche gehören. „Es hat mir dort sehr gut gefallen, aber nach über 16 Jahren habe ich mich für einen Wechsel entschieden“, sagt Dannegger. Zu ihren Aufgaben gehört nun unter anderem die Erstkommunionsvorbereitung, Religionsunterricht in der Burgbergschule und die Seelsorge im Pflegeheim St. Franziskus und der Diakonie.

Was Riccarda Dannegger in Peru gelernt hat

Bevor sie ihre neue Stelle auf der anderen Seeseite in Überlingen antrat, nahm sie sich mehrere Monate lang eine Sabbat-Zeit. Sie reiste in die peruanische Partnergemeinde der katholischen Pfarreien von Konstanz. Die Gemeinde im 130 Kilometer nördlich von Lima am Pazifik gelegenen Ort Hualmay hatte sie bereits zuvor schon zweimal mit einer Delegation aus Konstanz besucht. „Dort habe ich das pastorale Leben kennengelernt und in Kindergärten und Schulen mitgearbeitet. Leben und Glauben sind dort viel stärker miteinander verknüpft“, erzählt Dannegger. Hier in Deutschland dagegen sei es im Alltag manchen Menschen – auch praktizierenden Christen – eher peinlich oder unangenehm, mit anderen über den eigenen Glauben zu sprechen.

Neues Format für Kinder: Frühstück mit Singen, Spielen und Basteln

Mit dem „Kinderfrühstück“ hat Ricarda Dannegger ein Format entwickelt, das genau hier ansetzt. Die gemeinsame Mahlzeit, das Singen, Spielen und Basteln verknüpft sie auf ganz spielerische Weise mit religiösen Inhalten. Beim letzten Frühstück im Juli lernten die Kinder das Leben und Wirken des Hl. Franz von Assisi kennen. Das nächste Kinderfrühstück am 11. Oktober im Gemeindehaus St. Peter und Paul in Owingen wird ganz im Zeichen des Erntedankfests stehen. Nicht nur katholische Grundschulkinder sind willkommen. „Das ist ein offenes Angebot für alle interessierten Kinder,“ betont Dannegger.

Sie serviert nicht nur eine coole Idee nach der anderen, sondern auch Brezeln und Brötchen. Ricarda Dannegger bei dem von ihr ...
Sie serviert nicht nur eine coole Idee nach der anderen, sondern auch Brezeln und Brötchen. Ricarda Dannegger bei dem von ihr initiierten Kinderfrühstück im Gemeindezentrum St. Suso. | Bild: Antonia Kitt

Familien sollen sich vernetzten

Und sie plant noch mehr: Von 7. Bis 9. November 2025 bietet die Pastoralreferentin für die Seelsorgeeinheit ein Familienwochenende im Kloster Sießen an. „Schon sechs Familien haben sich dazu angemeldet,“ berichtet Dannegger stolz. „Ich hoffe, dass ich Zünderin und Entwicklerin bin, und die Familien sich vernetzen.“ Ein solches Netz einer Gemeinschaft im Glauben hat Dannegger an verschiedenen Enden bereits zielstrebig zu knüpfen begonnen. Die in der Seelsorgeeinheit schon vorhandenen Angebote für Kinder und Familien möchte sie bündeln und durch neue Formate ergänzen. „Mein Ziel ist ein eigener Flyer, wo alle Angebote draufstehen.

Und ich habe neue Ideen, zum Beispiel für ein Kinderabendmahl am Gründonnerstag oder auch Gebetsabende für die Eltern der Erstkommunionskinder,“ führt Dannegger aus. Die Theologin kann sich auch vorstellen, neue Gottesdienstformen zu entwickeln. „Die Liturgie im Münster ist wunderschön“, sagt sie.

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Sie hat viele Ideen und Visionen

Doch es stelle sich die Frage nach neuen, ergänzenden Formaten für Menschen, die mit den herkömmlichen Gottesdienstformen wenig oder nichts mehr anfangen können. Es gehe darum, Räume zu eröffnen, in denen die Menschen heutzutage und in ihrer Lebenswelt Gott spüren und erfahren können. Sie sollten innerlich berührt werden, auch wenn sie mit Kirche nur noch wenig oder gar nichts mehr am Hut haben, beschreibt sie ihr Anliegen. „Mit Gott zu leben und an ihn zu glauben hat nicht erst Bedeutung im Blick auf mein Sterben, sondern verändert mein Leben schon jetzt und hier“, ist Dannegger überzeugt. Es gehe für sie um Verantwortung für das Handeln gegenüber den Mitmenschen und der Natur aus christlichen Werten heraus.

Einen Ausgleich zu ihrer Arbeit findet Ricarda Dannegger in verschiedenen Hobbys wie Musik, Lesen oder auch beim Quilten. „Das kreative Werkeln macht mir total Spaß“, sagt sie begeistert. Und schon sprudelt die nächste Idee: „Man könnte in der Seelsorgeeinheit ein gemeinsames Quilten anbieten. Das Spiel mit Farben und Formen bringt einfach Freude und entspannt“, weiß sie aus eigener Erfahrung. Und natürlich geht es für Dannegger auch da um mehr als nur ein nettes Hobby. „Wo Menschen mitmachen und sich nicht nur bedienen lassen, da bleiben die Gemeinden lebendig,“ ist ihre Überzeugung.