Mittlerweile ist es beinahe symptomatisch geworden: Beim Thema Sicherheit klafft ein tiefer Riss zwischen den Behörden und den Bürgern. Das zeigen nicht zuletzt viele Veranstaltungen in diesem Jahr, sondern auch die jetzige Diskussion um das Rheinstrandbad. Klar, hier gibt es offenbar noch weitere Kritikpunkte, die Stammgäste vorbringen. Im Kern geht es aber doch wie immer vor allem um eines: das Thema Sicherheit, welches Personal und Maßnahmen erfordert, was wiederum Kostensteigerungen mit sich bringt – und bei Nichterfüllung zu veränderten Öffnungs- und Schließzeiten führt.

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Man bekommt den Gedanken nicht los: Die Sicherheitsbedenken und -vorschriften, die Verwaltungen und Behörden bei Geschehnissen im öffentlichen Raum haben (und per Gesetz umsetzen müssen), scheinen zunehmend unvereinbar mit den Bedürfnissen der Menschen und deren Wunsch nach schnellem Pragmatismus. Da werden dann Äußerungen laut wie: „Das ging früher doch auch“ oder „Sie halten viele Bürger für zu dumm“; so gehört im Rheinstrandbad. Das alles führt zu Frust.

Sicherheit ist kein verhandelbarer Luxus

Denn die Menschen wollen einfach nur schwimmen gehen, doch die Bädergesellschaft spricht von Auflagen, Personalengpässen und Risiken. Natürlich: Sicherheit ist kein verhandelbarer Luxus. Die Öffentlichkeit verlangt übrigens auch regelmäßig danach. Und niemand will Rettungsschwimmer überfordern oder gar Unfälle riskieren. Die Krux an der Sache: Was vielen Bürgern zusehends sauer aufstößt, ist das Gefühl, dass Vorschriften und Bürokratie inzwischen schwerer wiegen als Lebensqualität und Eigenverantwortung. Da wirkt eine verschlossene Tür an einem Sommertag wie eine Provokation – die selbstredend keine ist.

Dass sich die Bädergesellschaft, vor allem in Person von Geschäftsführer Julian Meser, der Diskussion gestellt hat, ist durchaus beachtlich und ein guter Schritt. Doch Worte allein reichen nicht aus. Wenn man Vertrauen zurückgewinnen will, braucht es Lösungen. Dazu gab es im aktuellen Fall bereits Ansätze: flexiblere Einsatzpläne, angepasste Tarife und bessere Kommunikation. Notfalls könnten auch unkonventionelle Wege helfen, die ebenfalls angesprochen wurden: Ein Verein hilft außerhalb von Regelöffnungszeiten aus oder ein Haftungsausschluss regelt Versicherungsfragen.

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Wer dann bei roter Flagge schwimmen geht, ist im Ernstfall auf sich allein gestellt – so wie im Rest des Seerheins, am Herosé oder am Schänzle eben auch. Ob so etwas nach deutschem Recht überhaupt möglich wäre, muss erst geprüft werden – und könnte sich als schwierig erweisen. Doch wer immer nur auf die Regularien verweist, verliert die Menschen.

Manchmal wäre vielleicht mehr Alltagsnähe gefragt. Dazu braucht es Mut zu Entscheidungen, die die Sicherheit so gut wie möglich gewährleisten, ohne die Lebensrealität der Bürger zu ignorieren. Klar wäre in solch einem Fall aber auch: Im Unglücksfall dürfte die Öffentlichkeit dann nicht rufen: „Wo wart ihr, als es passierte?“ Denn wer ein Stückchen Freiheit bekommt, kann die Verantwortung dafür nicht wieder zurückgeben.