Die Iris-T gilt beim Konzern Diehl Defence als Bestseller. 4000 Stück sollen davon in den vergangenen 20 Jahren produziert worden sein. Der Lenkflugkörper hängt als Standardbewaffnung an Kampfflugzeugen wie dem Eurofighter. Er dient vor allem dazu, Piloten vor einem Abschuss durch gegnerische Kampfjets zu schützen.

Bei dem von Bundeskanzler Olaf Scholz genannten Luftabwehrsystem handelt es sich nicht um Raketen, die von Flugzeugen gegen Flugzeuge abgefeuert werden, sondern um eine am Boden verankerte Abschussbasis, die mit der Iris-T bestückt wird.
Die Überlinger Firma Diehl Defence bezeichnet dieses System, das unter dem Namen Iris-T SLM läuft, als ein modernes Flugabwehrraketensystem für die Luftverteidigung. SLM steht für „Surface-Launched Medium Range“, also vom Boden aus startend und für Ziele in mittlerer Reichweite einsetzbar. Die Rede ist von einem Umkreis von 40 Kilometern, in dem Ziele abgeschossen werden können.
Produktion nicht in Überlingen
Entwickelt wurde der Lenkflugkörper Iris-T in Kooperation von sechs Staaten, federführend von Diehl Defence, und zwar am Standort Überlingen. Die Produktion erfolgt am Unternehmenssitz in Röthenbach an der Pegnitz oder in Nonnweiler, nicht in Überlingen.
Herzstück der Iris-T ist ein Infrarotsuchkopf. Das System erfasst „in extrem geringer Reaktionszeit“ feindliche Raketen, nimmt sie ins Visier und schießt sie in der Luft ab, bevor sie am Boden Menschenleben und Einrichtungen vernichten. „Damit versetzen wir die Ukraine in die Lage, eine ganze Großstadt vor russischen Luftangriffen zu schützen“, erklärte Kanzler Scholz dazu am Mittwoch im Bundestag.
Das der Ukraine von Scholz nun in Aussicht gestellte System Iris-T SLM wurde im Jahr 2012 bei einer wehrtechnischen Messe in Katar ausgestellt. Diehl stellte die Neuentwicklung damals mit den Worten vor, dass es „neue Maßstäbe in der Luftverteidigung“ setze.
Gegen Angriffe aus der Luft
Iris-T SLM ist nach Unternehmensangaben stationär als auch mobil einsetzbar. Es sei „geländegängig“ und „allwetterfähig“. Das System biete einen 360-Grad-Rundumschutz vor Angriffen durch Flugzeuge, Hubschrauber, Marschflugkörper und ballistische Kurzstreckenraketen. Es erlaube die gleichzeitige Bekämpfung mehrerer Ziele „mit extrem geringen Reaktionszeiten“.
Wegen eines hohen Automatisierungsgrades sei es „ideal geeignet für den Dauerbetrieb bei minimalem Personalaufwand“, teilt das Unternehmen aus Überlingen mit.

Wer bildet ukrainische Streitkräfte aus?
Wobei auch ein geringer Personalaufwand die Frage birgt, wer die ukrainischen Soldaten darin schult, dass sie mit diesem modernen Flugabwehrraketensystem umgehen können. Zudem stellt sich die Frage, aus welchen Beständen und wie schnell geliefert werden kann. Fährt Diehl Defence seine Produktion hoch, oder werden Bestände, die für andere Länder vorgesehen waren, kurzfristig umgeleitet?
Fragen dazu beantwortete Diehl Defence nicht. Ein Unternehmenssprecher teilte dem SÜDKURIER am Mittwoch lediglich mit: „Das von Kanzler Scholz heute im Bundestag angesprochene Thema muss von der Bundesregierung entschieden werden. Aus Vertraulichkeitsgründen können wir keine weitergehenden Angaben machen.“