„Rentnerstadt“ – für diesen Spitznamen für die Stadt Überlingen haben die SÜDKURIER-Leser diesen September abgestimmt. Am 10. November geht es für die Überlinger an die Wahlurnen, und das nicht nur für die älteren Generationen. Seit 2012 besitzen Jugendliche ab 16 Jahren bei kommunalen Wahlen das aktive Wahlrecht, seit vergangenem Jahr auch das passive. Das aktive Wahlrecht ist das Recht, zur Wahl zu gehen, also wahlberechtigt zu sein. Passives Wahlrecht meint das Recht eines Menschen, sich als Kandidat aufstellen zu lassen und gewählt zu werden. Was sagen junge Menschen über die OB-Wahl? Was sind wichtige Kriterien für einen guten Oberbürgermeister und wo erhoffen sie sich Änderungen?
Die 16-jährige Lavinia Reuter wohnt in Überlingen und ist in der Kursstufe des Gymnasiums. Sie werde am 10. November zur Wahlurne gehen, erzählt sie. „Da ich ja zu den jüngeren Leuten, die wählen können, gehöre, finde ich es wichtig, dass die Wünsche der jungen Leute beachtet und umgesetzt werden“, sagt Reuter. Sie findet es gut, dass es in Überlingen einen Jugendgemeinderat gibt, in dem man sich einbringen könne. Auf die Frage, welche Eigenschaften ein Oberbürgermeister haben sollte, antwortet die 16-Jährige: „Dass er auf die Wünsche und Bedürfnisse auf jeden Fall eingeht und diese offen bespricht.“ Außerdem sei ihr wichtig, dass ein OB „ein Verständnis von Finanzen und Verwaltung“ hat.
Besseres und günstigeres Essen an der Mensa
Auch die 22-jährige Rebecca Bader wohnt in Überlingen und wird bei den OB-Wahlen abstimmen. Ein Stadtoberhaupt sollte laut Bader vor allem „die Interessen der Bürger vertreten“. Bader kritisiert das Essen an den Überlinger Schulen, weil es „dort nicht so viel gibt, was man kaufen kann“. An der Schule gebe es in ihren Augen zu viel Fast Food und sie wünsche sich, dass auf gesündere Ernährung geachtet wird. Außerdem sollten laut Rebecca Bader in den Überlinger Schulmensen die Preise gesenkt werden, da Schüler nicht so viel Geld hätten.
Die 17-jährige Lea Gutemann wohnt in Hödingen, macht nächstes Jahr ihr Abitur. Bei den Kommunal- und Europawahlen Anfang Juni hat sie bereits gewählt. Der 17-jährigen Schülerin ist es wichtig, dass ein Oberbürgermeister „zuverlässig“ ist. „Es ist ultrawichtig, dass die Person nah am Volk ist“, sagt sie. Der Oberbürgermeister müsse Vorschläge „auf Augenhöhe“ umsetzen. Sie plädiert dafür, dass sich „mehr für die Jugend“ eingesetzt wird. „Überlingen hat einen sehr kulturellen Schwerpunkt“, sagt sie.
Sie wünsche sich neue Jugendtreffs. Die Schülerin lobt die Arbeit des Jugendgemeinderats, der schon einiges erreicht habe, die Karaokeabende im Ostbad im Sommer 2023 nennt sie hier als Beispiel. „Es wäre, glaube ich, schön, wenn da noch mehr passieren würde“, sagt die 17-Jährige. Über Wünsche bezüglich ihres Teilorts, sagte sie, dass ihr ein Treffpunkt für junge Leute außerhalb von Vereinen und der Kirche fehle.

Mehr Angebote für junge Menschen
Laura Payarolla und Jana Kirsten sind im Rettungsdienst engagiert. Payarolla wohnt wegen ihres Studiums in Augsburg, ihre Familie lebt aber in der Stadt. Außerdem arbeitet Payarolla immer noch in Überlingen als Rettungssanitäterin. Jana Kirsten macht in Weingarten eine Ausbildung zur Notfallsanitäterin, parallel arbeitet sie in der Rettungswache Überlingen. Payarolla ist bei den kommenden OB-Wahlen stimmberechtigt, Kirsten hingegen nicht.
Payarolla erzählt, dass sie sich noch keine Gedanken zur OB-Wahl gemacht hat. „Aber eigentlich denke ich schon, weil man ja sagt, dass jede Stimme zählt“, sagt Laura Payarolla. Für sie sei es wichtig, dass der Oberbürgermeister auf die Wünsche der Bürger eingeht. Sie wünscht sich auch mehr Angebote für junge Menschen: „Wir haben nur den Galgen so wirklich“, sagt Payarolla. Für Jana Kirsten sei aber auch der Umweltaspekt wichtig. „Dass er auch die Sauberkeit im Auge behält“, sagt sie. Positiv hebt sie neue Veranstaltungen wie „Überlingen tanzt“ hervor.
Der 17-jährige Maximilian Zehnle geht auf das Technische Gymnasium der Marie-Curie-Schule. Er hat kein Wahlrecht, weil er in Stockach wohnt. Aber er verbringt seine Freizeit oft in Überlingen. „Was ich mir wünschen würde, wären halt mehr Jugendaktivitäten“, sagt Zehnle. Es gebe in Überlingen die Eventlocation Gruft, „die aber ziemlich selten offen hat“. Der 17-Jährige findet es wichtig, dass junge Menschen zur Wahlurne gehen, denn: „Wenn man nicht wählt, darf man sich auch nicht beschweren.“

Jugend soll eine Stimme haben
Lorena Jäckle ist 17 Jahre alt und geht in der Nähe von München zur Schule. „Meine Eltern haben seit fast zwei Jahren hier in Überlingen einen Zweitwohnsitz“, erklärt sie. Die Familie verbringe die Wochenenden und Ferien in die Stadt am Bodensee. Sie schätzt die Stadt und wünscht sich keine Veränderungen. „Ich finde, dass Überlingen eher positiv ist“, sagt die 17-jährige Bayerin.

Im Vergleich zu ihrem Wohnort in Bayern, sei in Überlingen unter anderem die Integration und auch „wie die Leute miteinander umgehen“ besser. Jäckle betont, dass die jungen wahlberechtigten Überlinger bei der OB-Wahl abstimmen sollten. „Sie sind die Zukunft“, sagt sie. Jäckle sieht Jugendliche jedoch auch in der Verantwortung, sich mit der Wahl auseinanderzusetzen.