Frau D‘Souza, das Stadtradeln steht vor der Türe, worum geht es bei dieser bundesweiten Aktion?
D‘Souza: Ziel des Stadtradelns ist es, immer mehr Menschen fürs Fahrradfahren zu begeistern und für klimafreundliche Mobilität zu sensibilisieren. Fahrradfahren soll immer selbstverständlicher werden und fördert das Gesundheitsbewusstsein und das Gemeinschaftsgefühl. Das Stadtradeln ist auch ein kleiner Beitrag zur Verkehrswende. Auch wenn das Radfahren im ländlichen Raum nicht die Bedeutung wie in Großstädten hat, so wächst diese auch in unserem Landkreis stetig. Durch das Mitmachen beim Stadtradeln kann man auch neue Touren und neue Radwege entdecken, im Alltag fährt man ja oft immer die gleichen Wege. In unserem Landkreis haben wir ein gut ausgebautes Streckennetz und viele attraktive Fahrradwege.
Wie kann ich mitmachen?
D‘Souza: Wer mitmachen will, muss sich über www.stadtradeln.de registrieren und eine Kommune oder ein Team, oft sind das Schulen, Vereine oder Unternehmen, auswählen oder ein neues Team gründen. Es gibt auch offene Teams wie wir als Landkreis Waldshut, das heißt, jeder kann sich uns anschließen, gleichgültig wo er oder sie wohnt. Man kann sich auch nach dem Start noch registrieren. Drei Wochen lang läuft das Stadtradeln. In dieser Zeit gilt, möglichst viele Kilometer zu erradeln.
Gibt es eine Teilnahmegebühr?
D‘Souza: Nein, das Stadtradeln wird vom Land gefördert, es fallen keine Kosten an. Man braucht nur ein verkehrstüchtiges Fahrrad und sollte für die eigene Sicherheit einen Helm tragen.
Und wo und wie werden die gefahrenen Kilometer registriert?
D‘Souza: Man loggt sich auf der genannten Internetseite ein und kann dort jeweils die geradelten Kilometer pro Tag eingeben. Das geht auch über die Stadtradel-App, die man sich herunterladen kann. Es gilt jeder Kilometer, egal ob man zur Arbeit geradelt ist, zum Einkaufen oder eine Tour unternommen hat. Auch außerhalb des Landkreises oder im Urlaub gefahrene Kilometer zählen.
Wird kontrolliert, ob die Angaben richtig sind?
D‘Souza: Wir setzten auf Eigenverantwortung. Es läuft grundsätzlich auf Vertrauensbasis. Aber wenn die Zahlen sehr unglaubwürdig sind, schauen wir schon mal genauer hin. Es steht auch nicht die Leistung des Einzelnen im Vordergrund, sondern es geht darum, gemeinsam in die Pedale zu treten und in einem sportlichen Miteinander unseren interessanten Landkreis zu erkunden. Ich habe selbst schon mehrmals mitgemacht, es macht wirklich Spaß und man entdeckt viel Neues.
Ein gewisser Ehrgeiz ist aber schon dabei, oder?
D‘Souza: Ja, natürlich will man mit seinem Team schon besser als die anderen sein. Kürzlich habe ich Fabian Prause, den Bürgermeister von Dogern getroffen. Dogern hat eine sehr große Fahrradgruppe und schon vier Mal gewonnen und will dieses Jahr wieder an der Spitze stehen. Ich wünsche mir, dass die Dogerner dieses Jahr von den anderen Teams so richtig herausfordert werden. Los geht‘s
Gewinnen die Besten auch was?
D‘Souza: Ja, die erfolgreichste Kommune, gemessen an den Teilnehmerzahlen im Verhältnis zu den Einwohnerzahlen, bekommt vom Landkreis einen Fahrradständer im Wert von 1300 Euro. Zusätzlich gibt es auf nationaler Ebene und teilweise auch in den einzelnen Kommunen separate Prämierungen. Außerdem kann jeder Einzelne beim Radelfuchs mitmachen und gewinnen.
Worum geht es beim Radelfuchs?
D‘Souza: Der Radelfuchs ist eine ergänzende Aktion des Landkreises Waldshut. Die Teilnehmenden radeln zu ihrem Lieblingsort im Landkreis, machen dort ein Foto und senden es per Mail an radelfuchs@landkreis-waldshut.de. Bis zu drei Einsendungen pro Teilnehmer sind möglich. Auf jedem Foto muss mindestens ein Fahrrad oder ein Teil eines Fahrrads zu sehen sein. Eine Jury, bestehend aus einem Fahrradhändler und zwei Fotografen, wählt die drei schönsten Motive aus, die dann mit einem Genusskörble honoriert werden.
Machen eigentlich alle 32 Kommunen des Landkreises mit?
D‘Souza: Bislang haben sich 233 Teams aus 25 Kommunen angemeldet. Das ist ein neuer Spitzenwert! Mein Ziel ist es, dass alle 32 Kommunen mitmachen, weil es eine gute Sache ist. Bürgermeister, Ortsvorsteher und Gemeinderäte können sich als Motivatoren für die Bürgerschaft präsentieren. 2024 waren 24 Kommunen des Landkreises Waldshut mit 4238 Teilnehmenden dabei. Sie sind insgesamt 826.077 Kilometer geradelt und haben damit 137 Tonnen CO₂-Emissionen eingespart. Bundesweit haben 2024 über 1,1 Millionen Menschen mitgemacht und sind über 217 Millionen Kilometer geradelt.
Apropos Motivation und Vorbild, macht Ihr Chef, der Landrat, auch mit?
D‘Souza: Ja, der Landkreis Waldshut organisiert bei jedem Stadtradeln die Aktion „Radeln verbindet“. Häusern und mit Ibach die kleinste Kommune des Landkreises, sind dieses Jahr beim Stadtradeln zum ersten Mal dabei. Aus diesem Grund werden Dachsberger und Ibacher am 28. Juni eine Radtour von rund 19 Kilometern Länge rund um die beiden Gemeinden machen. Landrat Dr. Martin Kistler hat uns motiviert, mitzumachen und geht mit gutem Beispiel voran und radelt mit. Das Stadtradeln ist eine Herzensangelegenheit für ihn. Dr. Stephan Bücheler, der Bürgermeister von Dachsberg und Ibach, ist ebenso dabei. Treffpunkt ist um 10 Uhr in Dachsberg beim Waldsportplatz Wolpadingen, Lehmgruben Weg. Zum Abschluss der Tour bewirten die Dachsberger Brauchtumsköhler die Radelnden im Festzelt am Waldsportplatz.
Ich habe gehört, dass da schon eine Wette läuft, stimmt das?
D‘Souza: Ja, Bürgermeister Dr. Bücheler hat mit dem Landrat gewettet, dass er es schafft, mehr als 50 Radelnde aus Dachsberg und Ibach zur Teilnahme an der Tour zu bewegen. Gewinnt er, erhalten sie alle vom Landkreis Gutscheine für einen freien Eintritt im Heimatmuseum Hüsli in Grafenhausen.
Gibt es auch eine Auftakt- und Abschlussveranstaltung zum Stadtradeln?
D‘Souza: Ja, es gibt eine überregionale Auftaktveranstaltung. Diese wird von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen gemeinsam mit den Freikirchen in Waldshut-Tiengen und Lauchringen organisiert. Sie laden alle Radelnden am 22. Juni um 10.30 Uhr zu einem Auftaktgottesdienst auf den Waldshuter Viehmarktplatz ein. Bei Regen findet er im Zentrum für Christen in der Grieshaberstraße 4 in Waldshut statt. Auch viele Kommunen haben sich interessante Auftaktveranstaltungen einfallen lassen. Bad Säckingen, zum Beispiel, lädt zu einer Radtour nach Laufenburg mit anschließendem Picknick ein. Eine übergeordnete Abschlussveranstaltung gibt es seitens des Kreises nicht, aber die meisten Gemeinden machen für sich was. Vielleicht nehme ich eine solche für 2026 in Blick.