„Man drängt die Jugendlichen an den Rand“, erzählt Streetworker Carlos Goeschel in einem Interview mit dem SÜDKURIER zum Thema Jugendtreff. Die jungen Leute sind mit dem aktuellen Angebot an Treffpunkten unzufrieden. „Hier gibt es irgendwie nichts, wo man sich richtig treffen kann“, sagt eine Schülerin der Wiestorschule. Das Problem gäbe es schon seit mehreren Jahren, erzählt Goeschel.

Treffpunkte sind vom Zentrum zu weit weg

Auch Gemeinderatsmitglied Ulf Janicke und seine Fraktion (LBU/Grüne) seien sich einig, dass es hier einen deutlichen Bedarf gebe, wie er in einer E-Mail an den SÜDKURIER schreibt. Die Orte, an welchen sich Jugendliche begegnen können, liege oft weit entfernt vom Überlinger Zentrum. Wie zum Beispiel die Rampe in der Nußdorfer Straße 100. Oder auch der Skatepark außerhalb der Stadt in der Rengoldshauser Straße. Das Jugendcafé erfülle viele Erwartungen nicht, berichten die Schüler der Wiestorschule.

Öffnungszeiten vom Jugendcafé passen oft nicht

„Manche kommen immer wieder rein und fragen, wie es einem geht, dabei wollen wir nur in Ruhe reden oder TikTok drehen“, erzählt Mia Lang aus der Wiestorschule. Gemeint sind die Mitarbeiter im Jugendcafé. Auch die Öffnungszeiten seien nicht passend, ergänzt ein Mitschüler von ihr. Gerade am Wochenende würde eine Treffmöglichkeit fehlen, ergänzt er. Das Jugendcafé hat dienstags von 15 bis 18 Uhr auf. Donnerstags von 15 bis 19 Uhr und am Freitag hat das Jugendcafé von 16.30 bis 19 Uhr auf.

Beteiligten sich an der Diskussion (von links): Mia Lang und Alina Brandt.
Beteiligten sich an der Diskussion (von links): Mia Lang und Alina Brandt. | Bild: Tabea Müller

Briefe an die Fraktionen im Gemeinderat

Die Jugendlichen fordern einen zentralen Ort, an welchem sie sich ungestört treffen können. Gemeinsam mit Streetworker Carlos Goeschel haben sie Briefe an die Fraktionen des Überlinger Gemeinderats geschrieben, mit der Bitte, einen Unterstand für Jugendliche zu organisieren. Einen zentralen Ort zu finden erweise sich aber als schwierig, erklärt Goeschel. „Die Jugendlichen und Erwachsenen stehen sich symbolisch mit Maschinengewehren gegenüber, das verhärtet die Fronten“, sagt Goeschel. Auch Ulf Janicke sieht das Problem.

„Die Diskussion mit Anwohnern im Rahmen von ‚Meine Hood‘ zeigte, wie schwierig das ist: Einen Ort, der zentral ist und gleichzeitig das Miteinander mit der Umgebung (Wohnende, Geschäfte) gelingen kann“, schreibt er in einer E-Mail an den SÜDKURIER. Er schreibt weiter: „Diesen erkennbaren Bedarf muss der Gemeinderat aufnehmen und versuchen, durch weiteren Dialog mit der Jugend etwas auf die Beine zu stellen.“

Das sagt Oberbürgermeister Jan Zeitler

Auf Anfrage des SÜDKURIER erklärt Oberbürgermeister Jan Zeitler antwortet er: „Den Kindern und Jugendlichen stehen verschiedene Treffpunkte/Orte der Stadt zur Verfügung: Jugendcafé, Grillplatz an der Fischerwiese, Jugendzentrum Rampe.“

Ein weiterer konkreter Wunsch der Jugendlichen war die Erweiterung des Jugendcafés oder die Verbesserung der genannten Probleme. Eine Antwort darauf kann Oberbürgermeister Jan Zeitler nicht geben. „Leider sind weder Herr Goeschel noch die oben genannten Jugendlichen in diesem Zusammenhang auf die Stadt Überlingen zugegangen“, teilt er dem SÜDKURIER mit.

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Jugendliche nutzen das vorhandene Angebot nicht immer

Auch Jugendgemeinderatsmitglied Vanessa Schnell nehme den Gedanken für eine Erweiterung im Jugendcafé mit in die nächste Jugendgemeinderatssitzung, wie sie dem SÜDKURIER sagte. Sie kritisierte am Telefon jedoch auch, dass Projekte und Veranstaltungen von Jugendlichen nicht genutzt werden, was sie persönlich sehr schade fand.

Die Schüler der Wiestorschule wünschen sich eine schnelle Lösung für einen Unterstand im Winter. „Im Winter ist es einfach zu kalt und nass, um sich draußen zu treffen“, berichtet Alina Brandt. Eine Idee für die Lösung des Problems sei die Entwicklung eines Spiels, zusammen mit den Jugendlichen. Dieses Spiel zielt darauf ab, Treffpunkte für Jugendliche zu finden. Die Idee hinter dem Gedanken sei es, „einen Dialog zu schaffen“, so Goeschel.