Claudia Munk erinnert sich noch gut an den 4. März 2020. Corona war plötzlich mehr als nur eine mexikanische Biermarke und verbreite sich von Ischgl bis nach Überlingen. In Schutzkleidung stand die Hygienefachkraft in der Rettungswagen-Garage und machte einen Corona-Abstrich bei einem Ischgl-Urlauber. Die Person sollte im Auto bleiben, wies Munk sie an. Fenster runter, Stäbchen in die Nase und weg. „Das war ein bisschen spooky“, erzählt sie heute rückblickend.
Mehrere tausend Menschen getestet
Der Abstrich sollte nicht ihr letzter bleiben. Seither hat Claudia Munk mehrere tausend Menschen auf das Virus getestet und mehrere tausend Corona-Impfungen verabreicht. Sie hat in der Klinik und in Testzentren im Landkreis zahlreiche Menschen eingewiesen, wie die Tests angewendet werden.

Auch ihr Mann infizierte sich und sie isolierte sich zu Hause. Doch angesteckt habe sie sich nicht, sagt sie. „Ich hatte genug Gelegenheiten, es zu bekommen.“
Jede Menge infizierte Patienten behandelt
Ähnlich ergeht es Alexandros Kantas, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie am Helios-Spital. Der Oberarzt erinnert sich noch an seinen ersten infizierten Patienten im Frühjahr 2020. Der 45-Jährige stand mit seinen Kollegen im OP-Saal vor einer völlig neuen Situation. „Wir wussten nicht, welche Rolle dieses neue Virus bei dem anstehenden Eingriff und der Narkose spielen würde.“

Mittlerweile stellt sich diese Frage für Kantas nicht mehr. Seitdem hat er zahlreiche Patienten behandelt, die mit dem Coronavirus infiziert waren. Bekommen hat er es nach eigenen Angaben aber nie. „Ich hatte bisher Glück“, sagt der Mediziner.
Sie sind die Ausnahme
Munk und Kantas sind mittlerweile Sonderfälle. Seit Beginn der Pandemie haben sich fast 38 Millionen Menschen in Deutschland mit dem Virus angesteckt, so die Zahlen des Robert-Koch-Instituts (Stand: 18.01.2023). Im Helios-Spital Überlingen wurden nach eigenen Angaben seitdem etwa 623 Personen behandelt und wieder entlassen.
Warum manche Menschen eher an Corona erkranken als andere, ist noch nicht geklärt. Unterschiedliche Forscherteams fanden heraus, dass sowohl T-Zellen, genetische Merkmale, die Blutgruppe, das Geschlecht, das Alter oder die Viruslast in der jeweiligen Kontaktsituation eine Rolle spielen. Fest steht aber: Wer es noch nicht hatte, ist noch lange nicht immun.
Masken haben wohl geholfen
Welche von diesen Faktoren bei ihnen den Ausschlag gegeben haben, können Munk und Kantas nicht sagen. „Die Corona-Masken haben sicherlich geholfen“, sagt Munk, „und das regelmäßige Testen und Desinfizieren der Hände auch.“
Beide sind nach eigenen Angaben mehrfach gegen das Virus geimpft. Dass sie symptomlos infiziert waren, schließen sie aber aus.
Viren und Keime sind ihr Alltag
Aber haben sie Sorge vor einer Infektion? Nein, sagt Kantas. Als Chirurg sei er es gewohnt, sich im Kontakt mit Patienten potenziell mit Krankheiten anstecken zu können, beispielsweise mit Hepatitis C. „In meiner Zeit als Facharzt hatte ich erstmals mit Infizierten zu tun“, erzählt er. „Da habe ich mich daran gewöhnt, es hat aber einige Zeit gedauert.“
Claudia Munk arbeitet seit ihrer Ausbildung im Krankenhaus mit dem Risiko, sich anzustecken. Infektionen, Viren und Keime habe es auch vor der Pandemie gegeben, sagt sie. Das sei nichts völlig Neues und als Hygienefachkraft ohnehin ihr Alltag. „Die Angst vor einer Ansteckung hat sich bei mir schnell gelegt.“
Warten auf den zweiten Strich
Die beiden hoffen, dass sie weiterhin verschont bleiben. Kantas‘ Bruder habe neulich Corona gehabt und ihn mit 40 Grad Fieber per Videocall angerufen. „Er sah gar nicht gut aus“, erzählt der Chirurg. Für ihn sei es aber nur eine Frage der Zeit. „Irgendwann wird auch bei mir der zweite Strich auftauchen.“
Munk drückt sich selbst weiterhin die Daumen, dass sie infektionsfrei bleibt. „Eines steht fest“, sagt sie, „brauchen tue ich eine Infektion sicherlich nicht.“