„Jetzt: Martin Hahn“, dazu ein Kreuzchen. So stand es auf einem pinkfarbenen Streifen, der auf Wahlplakaten von Dennis Michels prangte. Die Aussage, die damit transportiert werden sollte, war eindeutig: Friseurmeister Michels empfiehlt bei den Oberbürgermeisterwahlen am 1. Dezember, Martin Hahn zu wählen. Am Freitagnachmittag wurden die Streifen aufgeklebt, am Freitagabend wieder entfernt. Dazwischen gab es Wirbel in einem eigentlich zivil verlaufenden OB-Wahlkampf. Was war geschehen?
Dennis Michels erzielte beim ersten Wahlgang am 10. November neun Prozent der Stimmen. Bei der Stichwahl am 1. Dezember darf er nicht mehr antreten, nur noch die beiden Erstplatzierten Martin Hahn und Jan Zeitler. Beide trennen etwa vier Prozentpunkte, weshalb die neun Prozentpunkte von Michels eine interessante Größe sind. Denn es steht die Frage im Raum: Werden die, die Michels wählten, bei der Stichwahl für Hahn oder Zeitler stimmen?
Wie Michels noch am Abend des 10. November mit seinem Besuch bei Hahns Wahlparty zum Ausdruck brachte, schätzt er den Grünen-Politiker. Sie vereinbarten, so sagen es Hahn und Michels übereinstimmend, dass Hahn auf Michels Wahlplakaten einen Zusatz anbringen dürfe, genannt „Störer“. Und so hat es Hahn am Freitagnachmittag des 15. November umgesetzt.
Im Lager von SPD-Kandidat Jan Zeitler entstand Empörung. Sie war verbunden mit der Aussage, dass die Störer mit Michels nicht abgesprochen gewesen seien. Sylvia Kruse-Baiker, die Zeitler unterstützt, schickte dem SÜDKURIER ein Foto, verbunden mit der Frage: „Was ist da los, warum diese Art von Wahlkampf?“
Michels ist zweifach überrascht
Das SPD-Lager berief sich auf eine Person, die mit Michels gesprochen habe. Und so fragten auch wir als SÜDKURIER-Redaktion bei ihm nach, ob es stimme, dass die Aktion nicht mit ihm abgesprochen gewesen sei. Michels dementiert: „Es war mit Martin abgesprochen, dass er den Störer draufpacken darf. Aber in der Brachialität, das ist dann doch nicht so schön.“ Wie Michels sagte, hätten zwei Kundinnen, nachdem sie von der Störer-Aktion erfahren hatten, gebuchte Termine bei ihm storniert. Michels: „Dass das solche Wellen schlägt, hätte ich nicht erwartet. Ich habe Martin Hahn angerufen, ihm die Situation geschildert, und er hat die Störer dann sofort runtergenommen, weil er nicht möchte, dass das ganze für mich Nachteile bringt.“
So bestätigt es auch Martin Hahn. Michels habe ihm die Erlaubnis für den Störer erteilt und so habe er am Freitag zwischen Friedhof und Schättlisberg sieben bis acht Plakate beklebt, bevor er den Anruf von Dennis Michels erhielt. Er habe ihm geantwortet: „Wenn es Dir zu massiv ist, kommen die sofort wieder weg.“ Gegenüber dem SÜDKURIER: „Ich will nicht, dass deshalb jemand unter Druck gerät.“
Indes kündigte Michels als wahlberechtigter Überlinger an, sein Kreuzchen beim Bonndorfer Biobauern zu machen, spricht aber keine Wahlempfehlung aus. Michels: „Es muss bitte, bitte jeder für sich selbst entscheiden, wer für ihn der Richtige ist.“