„Ich habe Glück, das Zelt kann ich erst einmal probeweise mieten“, sagt Marco Bentivegna vom „Ristorante Basilico“ in Goldbach. „Ob sich die Kosten rentieren, kommt darauf an, wie die es Gäste annehmen.“ Der 29-jährige Koch nennt sich selbst Jungunternehmer und ist entschlossen, sich der Krise zu stellen.
Als Marco Bentivegna sein Restaurant in Goldbach nach dem Lockdown wieder öffnen durfte, reduzierte er wegen der Abstandsregeln die Tische im Innenraum und setzte auf einen Abholservice. In den Sommermonaten half die Terrasse, die Gäste sicher zu bewirten und den Laden am Laufen zu halten. Jetzt rüstet er sich für die kalte Jahreszeit und hat Andreas Fetscher beauftragt, eine Lücke zwischen zwei Veranden mit einem Zelt zu schließen, was ihm insgesamt knapp 40 zusätzliche Sitzplätze bringt.

Auch Zeltbauer Fetscher aus Salem hat die Krise tiefe Einschnitte gebracht. „Die Betriebsfeste, Hochzeiten oder andere Veranstaltungen, für die wir sonst Zelte aufbauen, sind alle weggefallen“, sagt er. Selbst wenn jetzt vermehrt Aufträge von den Restaurantbetreibern kämen, lasse sich das Loch nicht stopfen.
Kampagnen für die Saisonverlängerung
Wie Marco Bentivegna ergeht es vielen in der Branche. Der Goldbacher ist froh, auf privatem Grund das relativ kleine Zelt ohne Genehmigung aufstellen zu dürfen. Er hoffe, dass seine Kollegen in der Innenstadt auch die Möglichkeit bekämen. Dafür hat der Gemeinderat jetzt die Weichen gestellt. Ende August hatten sich 22 Überlinger Gastronomen mit einem Brief an die Verwaltung gewandt. Sie mahnten, dass es bedingt durch die Einschränkungen und Auflagen der Corona-Pandemie aktuell für viele Betriebe um den Fortbestand ginge.
Absage an Senkung der Gebühren für die Außenbestuhlung
Den ersten Wunsch – die Fälligkeit der Gebühren für die Außenbestuhlung auf den Herbst zu verschieben – sah Baubürgermeister Matthias Längin durch die bereits gewährte zinslose Stundung als umgesetzt. Einer Senkung auf ein „durchschnittliches Niveau“, wie es in dem Brief heißt, erteilte er eine Absage. „Das muss gesondert beschlossen werden.“ Außerdem liege man preislich im Rahmen. Das untermauerte Gemeinderat Ulf Janicke (LBU/Grüne), der an die Recherchen vor Festsetzung der Gebühren erinnerte, welche ergeben hätten, zwar am oberen Rand aber nicht darüber zu rangieren.
In der dritten Bitte ging es um die Genehmigung von Zeltanbauten zur Erweiterung der Außenfläche. „Da wir in den Innenräumen bis zu 50 Prozent weniger Fläche zur Verfügung haben und dementsprechende Umsatzeinbußen verzeichnen müssen“, schreiben die Gastronomen. „Andernfalls wären wir gezwungen, wie beispielsweise in Meersburg, die Restaurants im Winter zu schließen.“

Dieses Ansinnen könne die Verwaltung nachvollziehen, sagte Längin, allerdings sei die Umsetzung aufgrund der Vielzahl der Vorschriften, die zudem noch standortabhängig seien, nicht ganz einfach. Sein vom Gremium einstimmig angenommener Vorschlag ermächtigt die Verwaltung nun, die notwendigen Ausnahmen zu dulden. Gleichzeitig soll Sorge getragen werden, dass die Zelte von „einheitlicher Art und Güte“ sind.
Und wie hält es Überlingen mit den Heizpilzen?
Auf die Frage von Gemeinderätin Bettina Dreiseitl-Wanschura (LBU/Grüne), wie sie es mit den als klimaschädlich geächteten Heizpilzen hielten, sagte er, die seien eigentlich verboten und nur mit einer Ausnahmegenehmigung im Einzelfall möglich. Der Vertreter des Jugendgemeinderats, Espen Rechtsteiner, plädierte dafür, aus Klimaschutzgründen beim Verbot zu bleiben. Marco Bentivegna will sein Zelt übrigens elektrisch beheizen.
Günter Hornstein (CDU) wollte sicherstellen, dass die Regeln und die Zelte sich nicht verfestigen. Worauf OB Jan Zeitler versicherte, die Maßnahmen seien alle befristet. Peter Vögele (FDP) mahnte, die Prozedur der Antragstellung nicht zu kompliziert zu machen, da es um temporäre Genehmigungen gehe. Außerdem regte Günter Hornstein an, den Einzelhandel ebenfalls zu unterstützen. „Beide sind Motoren der Innenstadt.“ Hier wären bereits mehrere Aktionen in Planung, versicherte Jan Zeitler.