Wer hätte das gedacht: Die Heizpilze, seit Jahren passé, erleben durch Corona ein Comeback. Mehrere deutsche Städte – darunter Tübingen, Frankfurt, Hannover, Stuttgart und Villingen-Schwennigen – haben ihren Gastronomen nun erlaubt, die bislang aus Umweltschutzgründen verbotenen Heizstrahler befristet aufzustellen.
Die Stadt Konstanz hingegen will vorerst bei ihrem per Satzung festgelegten Verbot bleiben. So sagt Pressesprecher Walter Rügert auf Anfrage: „Bei uns sind Heizpilze im Außenbereich nicht erlaubt. Änderungen sind zur Zeit nicht geplant.“
Die Entscheidung dürfte die Konstanzer Gastro-Szene nicht freuen. Heizpilze hätten mit dafür sorgen können, dass die ohnehin stark gebeutelten Gastronomen trotz der Vorsichtsmaßnahmen rund um Corona einen Teil ihres Umsatzes über die Wintermonate aufrecht erhalten.
Aus Angst vor dem Virus sitzen Gäste lieber draußen
Aus Angst vor dem Virus bevorzugen Gäste die Sitzplätze im Freien. Das beobachtet auch Konzilwirt Manfred Hölzl.
„Wir haben Leute im Restaurant, aber es ist eine massive Zurückhaltung spürbar. An einem kühlen Tag wie heute, bei Wind und zehn Grad haben wir trotzdem einen Haufen Gäste auf der Terrasse sitzen. Sie lassen sich mit Decken versorgen, frösteln, aber nach innen wollen sie nicht“, so Hölzl am Dienstag. Klar seien Heizpilze keine Dauerlösung, immerhin schießen die viel CO2 in die Luft.
In dieser Zeit mit Augenmaß agieren
Und das macht die Entscheidung für Konstanz, die Stadt des Klimanotstands, zum echten Dilemma: Schon beim Seenachtfest-Feuerwerk wich die Stadt von ihrer umweltfreundlichen Linie ab und stimmte per Gemeinderatsbeschluss gegen ein Verbot.
Aber andererseits – was ist mit den Wirten?
Manfred Hölzl: „Ich denke, man sollte bei allem Klimanotstand in dieser Zeit mit Augenmaß agieren.“ Gerade kleinere Betriebe mit beschränkten Raumkapazitäten im Inneren könnten von den Heizstrahlern profitieren.
Ines Kleiner, Geschäftsführerin der Geschäftsstelle Konstanz des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga erläutert, dass es für viele Betriebe darum gehe, den Winter zu überleben. Alles, was dazu beitrage, die Freiluftsaison zu verlängern, sollte ihrer Meinung nach ermöglicht werden: „Dazu gehören auch – aber eben nicht nur – Heizstrahler.“
Dehoga: Krisenjahr fordert andere Güterabwägung
Außerdem helfen könnten Vorrichtungen zum Wind- und Regenschutz und zeitlich erweiterte Außenkonzessionen. Sie plädiert: „Angesichts der existenziellen Bedrohung vieler Gastronomiebetriebe sollte die Güterabwägung zwischen Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit in diesem Krisenjahr anders getroffen werden als in normalen Jahren.“
Ohnehin sei nicht davon auszugehen, dass alle Betriebe nun massenhaft Heizstrahler einsetzen würden, sondern lediglich ein Teil.
Wie umweltschädlich sind die Wärmepilze überhaupt?
Laut einer Sonderveröffentlichung des Umweltbundesamts zum Thema Terrassenheizstrahler schießen sie im Mittel bis zu 3,5 Kilo CO2 pro Stunde in die Atmosphäre. Eine gleich große Fläche in einem Haus könnte man mit ihrem Verbrauch sechsmal so lange beheizen.
Neben dem CO2 emittieren die gasbetriebenen Terrassenstrahler auch Stickoxide. Und elektrische Heizpilze? Wären die nicht vielleicht eine Alternative? Leider nein, zu dem Ergebnis kam zumindest das Amt. Beide Varianten seien in etwa gleich CO2-intensiv. Jedoch: Die Studie, auf die sich die Fachwelt bezieht, ist über zehn Jahre alt. Es konnte ja auch keiner ahnen, dass es ein Revival der Heizpilze geben würde.