Zu einer dramatischen Kollision zwischen einem Lieferwagen und einem Zug der Deutschen Bahn kam es am Mittwochmorgen kurz nach 8 Uhr zwischen Überlingen-Nußdorf und Oberuhldingen auf Höhe der Klosterkirche Birnau. Um 7.52 Uhr war die planmäßige Abfahrt des Regionalzuges am Bahnhof Überlingen-Mitte auf dem Weg von Basel nach Ulm. Wenige Minuten später stieß der Zug an dem mit Andreaskreuz und Lichtsignalen gesicherten Übergang eines landwirtschaftlichen Weges auf Höhe Untermaurach frontal mit einem Ford Transit zusammen.

Polizei: Fahrer übersieht Zug

Bei dem Unfall kam der 29-jährige Fahrer ums Leben. Dies bestätigt Simon Göppert, Pressesprecher im Polizeipräsidium Ravensburg. Grund des Unglücks sei „mutmaßlich Unachtsamkeit. Der Fahrer hat den Zug übersehen“. Um 8.09 Uhr ging bei der Rettungsleitstelle des Bodenseekreises der Notruf ein und die Freiwillige Feuerwehr Uhldingen-Mühlhofen rückte unter Einsatzleitung von Ewald Moser mit sechs Fahrzeugen und 30 Einsatzkräften aus. Vor Ort waren zunächst auch Kräfte der Feuerwehr Meersburg. An der Unfallaufnahme waren unter anderem mehrere Beamte des Polizeireviers Überlingen mit ihrem Leiter Stefan Stitzenberger beteiligt.

Ein Großaufgebot von Rettungskräften ist an der Unglücksstelle im Einsatz.
Ein Großaufgebot von Rettungskräften ist an der Unglücksstelle im Einsatz. | Bild: Hanspeter Walter

Der Kreisfeuerwehrverband berichtet: „Die Einsatzkräfte der Feuerwehr fanden den Lieferwagen unter dem Triebwagen eingeklemmt vor, da der Zug das Fahrzeug (...) vor sich hergeschoben hatte. Weitere Personen befanden sich nicht in dem Lieferwagen.“ Die Angaben, wie weit das Fahrzeug mitgeschleift wurde, variieren in den Mitteilungen der Einsatzkräfte zwischen 150 und 300 Metern. Herausfordernd war, dass „die Einsatzstelle nur über einen schmalen Wirtschaftsweg zu erreichen“ war. „Die Freiwillige Feuerwehr Uhldingen-Mühlhofen, unterstützt von einem Hilfeleistungslöschfahrzeug aus Meersburg, erkundete die Lage, betreute die Fahrgäste und stellte den Brandschutz sicher“, heißt es weiter.

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Passagiere bleiben unverletzt

„In dem Zug waren knapp 50 Passagiere“, sagt Polizeipressesprecher Simon Göppert. Hinzu kommt das Betriebspersonal. Verletzt wurde innerhalb der Regionalbahn niemand. „Der Zugführer ist zumindest körperlich nicht verletzt, hat aber einen Schock“, so Göppert. Der Kreisfeuerwehrverband berichtet, dass die Fahrgäste von der Feuerwehr über eine Rettungsplattform aus dem Zug geleitet und mit Mannschaftswagen zur Bushaltestelle Birnau an der B31 gebracht worden seien, „wo sie mit Schienenersatzverkehr ihre Reise fortsetzen konnten“ – sofern gewünscht. Ein Teil verließ die Unfallstelle lieber zu Fuß durch die Reben. Das war um kurz nach 10 Uhr. Zuvor hatte die Polizei noch die Personalien der Fahrgäste und des Zugpersonals aufgenommen. Zwei Passagiere, die auf dem Weg zum Flughafen gewesen waren, hatten den Zug recht schnell verlassen können.

Erst gut zwei Stunden nach der Kollision können die meisten der 50 Fahrgäste den Zug verlassen.
Erst gut zwei Stunden nach der Kollision können die meisten der 50 Fahrgäste den Zug verlassen. | Bild: Hanspeter Walter

„Nur einen kräftigen Rumpler“, hatte eine Passagierin gehört, die mit ihrem Fahrrad auf dem Weg von Rheinfelden nach München war. „Ich saß vorne rechts im Zug“, sagt sie. Von dort habe sie die Folgen der Kollision wahrgenommen. Die waren dramatisch. Erst unmittelbar unterhalb der Birnau war der Regionalzug zum stehen gekommen und hatte das Fahrzeugwrack quasi in zwei Hälften geteilt. Die Feuerwehr sorgte zunächst für Brandschutzmaßnahmen und sicherte möglicherweise auslaufende Betriebsmittel.

Blick auf die Unfallstelle von oberhalb der Reben aus.
Blick auf die Unfallstelle von oberhalb der Reben aus. | Bild: Hanspeter Walter

Experten der Deutschen Bahn kamen aus Friedrichshafen, Singen und Ulm, um den Unfall und die erheblichen Schäden am Triebfahrzeug des Zuges zu dokumentieren und die Fahrtüchtigkeit des Zuges zu prüfen. Laut Kreisfeuerwehrverband konnte der Zug von dem verunfallten Lieferwagen gefahren werden. Anschließend wurde der Transporter mit schwerem Gerät zerlegt und abtransportiert. Bei dem Einsatz waren neben Feuerwehr, Polizei und Fachkräften der Deutschen Bahn der Rettungsdienst, die Schnelleinsatzgruppe des DRK und ein Team der psychosozialen Notfallversorgung involviert.

Die Einsatzkräfte der Feuerwehr Uhldingen-Mühlhofen entfernen die Reste des Autowracks von den Schienen.
Die Einsatzkräfte der Feuerwehr Uhldingen-Mühlhofen entfernen die Reste des Autowracks von den Schienen. | Bild: Hanspeter Walter

Die Bahnstrecke war zwischen Überlingen-Therme und Friedrichshafen über Stunden voll gesperrt. Einer DB-Pressesprecherin zufolge war gleich am Morgen ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet worden. Dieser verkehrte zwischen Überlingen-Therme und Salem mit Halt in Uhldingen-Mühlhofen. Züge aus Richtung Friedrichshafen fuhren bis Salem. Ihren Angaben nach fahren die Züge nun wieder an auf der Unfallstrecke. Den entstandenen Schaden schätzt Polizeipressesprecher Simon Göppert vage auf 150.000 Euro.